Millionenschaden durch Ex-Ortschef Kölly? Land nimmt Vorwürfe ernst
Schwere Vorwürfe gegen Ex-Bürgermeister Manfred Kölly. Das Land Burgenland prüft die Aufsichtsbeschwerde.
Von Gernot Heigl
In Deutschkreutz sorgt ein Schreiben der entlassenen Amtsleiterin Karin Steinwendter an die burgenländische Gemeindeaufsicht für politischen Zündstoff. Darin erhebt sie schwerwiegende Vorwürfe gegen den ehemaligen Bürgermeister Manfred Kölly (LBL), der die Gemeinde knapp 20 Jahre lang geführt hatte.
Als Grund für ihre Entlassung - die Amtsleiterin hatte sich erstmals im KURIER dazu zu Wort gemeldet - vermutet sie einen "Rachfeldzug" von Kölly. Begründet darin, dass sie im Zuge Köllys Verurteilung wegen Wahlbetrugs gegen ihn ausgesagt hatte.
Kölly schweigt sowohl zu diesem als auch zu weiteren Vorwürfen. Das Land behandelt das Schreiben der Amtsleiterin als Aufsichtsbeschwerde und wird schriftliche Stellungnahmen einholen.
"Erheblicher Schaden" durch eigenmächtiges Handeln
In dem brisanten Schreiben, datiert mit 29. Oktober 2025, sind zahlreiche Vorwürfe gegen Manfred Kölly aufgelistet. 2021 trat er nach einer Verurteilung wegen Wahlbetrugs als Bürgermeister zurück, aktuell ist er wieder für die LBL (Bündnis Liste Burgenland) Gemeindevorstand.
Als Reaktion auf ihre Entlassung bricht Karin Steinwendter ihr Schweigen und packt aus. In seiner damaligen knapp 20-jährigen Amtszeit soll Kölly laut der Amtsleiterin „der Gemeinde einen erheblichen Schaden zugefügt haben“.
- Für besonderen Zündstoff dürfte wohl ein Kredit in der Höhe von vier Millionen Euro sorgen. „Im Alleingang, also ohne Gemeinderatsbeschluss, hat der damalige Bürgermeister vor rund 20 Jahren diesen Euro-Kredit in einen Schweizer-Franken-Kredit umgewandelt. Die Folge daraus ist ein Millionenschaden.“
Steinwendter erklärt: "Durch Kursverluste des Schweizer Franken wuchs die vier Millionen Euro stetig an, anstatt sich durch jahrelange Rückzahlungen zu reduzieren - ein Horror." Um die Gemeinde vor einem noch höheren Schaden zu bewahren, wandelte die Gemeindeführung den Fremdwährungskredit Anfang 2025 wieder in Euro. "Fällig gestellt wurden dafür 6,3 Millionen Euro."
In der mehrseitigen Stellungnahme sind zahlreiche weitere Verfehlungen von Martin Kölly angeführt.
- Wie etwa die Bezahlung eines Jubiläumsgeldes an eine Mitarbeiterin, obwohl der Gemeinderat mit einer Mehrheit von 12:2 Stimmen gegen die Zuweisung war. Schriftstücke von der Sitzung am 20. Juli 2018 liegen dem KURIER vor.
- Ebenso Auszüge, die belegen, dass am 31. Dezember 2006 sowie am 31. Dezember 2007 jeweils 10.000 Euro für Beratungszwecke an einen Herrn A. überwiesen wurden. Laut Amtsleiterin gibt es "für diese Transaktionen keinen Gemeinderatsbeschluss".
Das Amt der burgenländischen Landesregierung bewertet die Stellungnahme von Karin Steinwendter als "Aufsichtsbeschwerde gemäß § 86b Bgld GemO 2003". Jetzt werde von den betroffenen Organen eine schriftliche Stellungnahme eingeholt. Dann hat die Aufsichtsbehörde "zu beurteilen, ob das Gemeindeorgan durch sein Verhalten Gesetze oder Verordnungen verletzt hat". Über das Ergebnis werden die Betroffenen schriftlich informiert.
LBL-Gemeindevorstand Martin Kölly wurde vom KURIER mit den zahlreichen Vorwürfen und den Erhebungen des Landes konfrontiert. Seine Antwort fiel kurz und knapp aus: „Ich kenne das Schreiben mit den Vorwürfen noch nicht und weiß auch noch nichts von einer Aufsichtsbeschwerde. Daher gebe ich zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme ab.“
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