"Rachefeldzug" des Ex-Ortschefs? Amtsleiterin mit schweren Vorwürfen
Das Gemeindeamt von Deutschkreutz im Jahr 2018: In den Jahren darauf soll Ex-Bürgermeister Kölly Schwarzgeldzahlungen beauftragt haben.
Von Gernot Heigl
Dicke Luft herrscht derzeit in der mittelburgenländischen Gemeinde Deutschkreutz. In einer Gemeinderatssitzung wurde nämlich gegen den Willen des amtierenden Bürgermeisters Andreas Kacsits (ÖVP) der Beschluss gefasst, die Amtsleiterin zu entlassen.
Darauf angesprochen, dass acht ÖVP-Mitglieder gegen seine Linie gestimmt haben, sagte der Ortschef: „So geht das nicht. Ich werde über Konsequenzen nachdenken.“
Die Entlassung von Karin Steinwendter (56), die seit zwanzig Jahren in der Gemeinde arbeitet und seit zehn Jahren Amtsleiterin ist, wurde – laut Insidern – von 14 Mandataren (8 ÖVP, 6 LBL) befürwortet, acht waren dagegen (2 ÖVP und 6 SPÖ).
"Ich werde die Entlassung anfechten"
Offiziell weiß die Deutschkreutzerin noch nichts über den Schritt des Gemeinderates: „Ich habe es aber in einem Facebook-Posting der ÖVP gelesen.“
Das Posting der ÖVP auf Facebook.
„Nach Rücksprache mit der Gewerkschaft werde ich die Entlassung anfechten. Denn ich habe mich in all den Jahren weder bereichert noch der Gemeinde geschadet. Im Gegenteil. Zweimal ließ ich sogar meine Urlaubstage verfallen, um die umfangreiche Arbeit erledigen zu können. Hunderte Überstunden sind der Beleg für meinen Einsatz.“
Brisante Aussagen zum Thema "Schwarzarbeit"
Erstmals nimmt Karin Steinwendter jetzt auch zum Thema "Schwarzarbeit" Stellung. Sie sieht in den gegen sie vorgebrachten Vorwürfen einen "Rachefeldzug" des ehemaligen Bürgermeisters Manfred Kölly. Dieser wurde 2021 wegen Wahlbetrugs verurteilt und legte sein Amt zurück, wie der KURIER berichtete.
Viele Ortsbewohner haben sich bereits bei mir gemeldet und mir Mut zugesprochen
Amtsleiterin Deutschkreutz
Karin Steinwendter kündigt die Anfechtung ihrer Entlassung an.
"Da ich damals bei meiner Einvernahme gegen ihn ausgesagt und seine Machenschaften nicht gedeckt habe, hat er gesagt: ,Mein Ziel ist es, dich so schnell wie möglich aus dem Amt wegzubringen'." Nach der jüngsten Gemeinderatswahl kehrte Kölly in den Gemeindevorstand zurück. Seit damals habe er mit allen Mitteln gegen sie Krieg geführt, sagt die Amtsleiterin: "Allein im ersten Jahr deckte er mich mit 22 Aufsichtsbeschwerden ein. In 21 Fällen bekam ich Recht, lediglich in einer Angelegenheit ist mir ein Formalfehler passiert."
"Wenn sich jemand aufregt, klären wir das intern"
Dann lässt Karin Steinwendter mit einem weiteren Vorwurf in Richtung des ehemaligen Bürgermeisters aufhorchen: „Von 2019 bis zu seinem Rücktritt, also zwei Jahre lang, habe ich in seinem Auftrag eine Aushilfsköchin für den Pfarrkindergarten nicht offiziell angemeldet und schwarz bezahlt. Mehrmals. Er hat damals gesagt: ,Wenn sich jemand aufregt, werden wir das intern klären´.“
Beauftragte Bürgermeister Manfred Kölly Schwarzgeldzahlungen? "Er hat gesagt: ,Wenn sich jemand aufregt, werden wir das intern klären´", sagt die deshalb entlassene Amtsleiterin.
Von September 2021 bis 2023 hat die Amtsleiterin, dieser Praxis folgend, dasselbe Prozedere bei einem Aushilfskoch angewandt, der bei Krankheit oder Urlaub der Pfarrkindergartenköchin eingesprungen ist und fallweise 120 bis 160 Essensportionen zubereitet hat. Nicht angemeldet, bekam er den Stundenlohn von Karin Steinwendter in bar aus der Amtskasse. Wenig später wurde der Betrag vom Kindergartenkonto an die Gemeinde überwiesen.
Die Amtsleiterin sagt heute dazu folgendes: „Natürlich war das nicht korrekt. Ich habe mir aber nichts dabei gedacht, weil das in unserer Gemeinde ja zuvor schon so gehandhabt wurde. Plötzlich hat man mir das massiv zum Vorwurf gemacht und mich in der Öffentlichkeit als Schwerverbrecherin hingestellt. Deshalb habe ich eine Selbstanzeige eingeleitet und eine Strafe bezahlt.“
Kölly hatte die bereits einmal aufgestellten Behauptungen laut einem KURIER-Artikel von August 2025 als „Blödsinn“ zurückgewiesen.
Die Gemeinde hat die Burgenländerin am 5. August freigestellt. Seither durfte sie das Gemeindeamt weder betreten noch ihren Schreibtisch ausräumen.
Die Vorgehensweise der Gemeinde findet Karin Steinwendter "beschämend, weil ich bis heute keine Möglichkeit bekommen habe, eine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben zu können.“ Und weiter: „Viele Ortsbewohner haben sich bereits bei mir gemeldet und mir Mut zugesprochen und gesagt, ich solle mir das nicht gefallen lassen. Das gibt mir die Kraft, demnächst über manch zweifelhafte Vorgänge in früheren Bürgermeisterzeiten auszupacken.“
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