Ortschef und Gemeindevorstand verzichten vorläufig aufs Gehalt

Stinatz, Heimatort von Willi Resetarits
Finanznot in Stinatz führt zu drastischen Maßnahmen, wie Bürgermeister Andreas Grandits erzählt.

Die finanzielle Notlage der Gemeinden zwingt immer mehr Bürgermeister zum Sparen. In Stinatz spart Bürgermeister Andreas Grandits (ÖVP) auch bei sich selbst.

Seit September läuft eine freiwillige Gehaltsstundung des Ortschefs, auch drei seiner Gemeindevorstände (einer von der ÖVP, zwei von der SPÖ) haben sich dem vorläufigen Gehaltsverzicht angeschlossen. In Summe spült das monatlich 5.500 Euro mehr in die Gemeindekasse und erhöht so die Liquidität zumindest ein bisschen. 

Die 14 Mitarbeiter der 1.200-Einwohner-Gemeinde sind davon nicht betroffen.

Die rote Vizebürgermeisterin habe sich dem Gehaltsverzicht nicht angeschlossen, bedauert Ortschef Grandits. Vizebürgermeisterin Sandra Kirisits will sich dazu aus Gründen des Datenschutzes nicht äußern und meint, dass sich der Bürgermeister „sehr weit hinauslehnt“. Ob er sein Gehalt stunde, könne sie nicht überprüfen. Abgesehen davon frage sie sich, woher Grandits später das Geld für die Auszahlung aller offenen Gehälter nehmen wolle.

Wie lange er sein Gehalt noch stunden will, fragt der KURIER Grandits, der vor zwei Jahren als HAK-Professor in Pension gegangen ist? Er hoffe, dass Ende des Jahres Schluss damit ist, fügt aber einschränkend hinzu: „Ich weiß nicht, wie es weitergeht“ – diesen Satz wird der seit 2009 amtierende Ortschef, der sich im Gemeinderat einer roten Mehrheit gegenüber sieht, während des Gesprächs mehrmals wiederholen.

3.200 von 133.000 Euro

Wie es so weit kommen konnte? Man habe auf Grundlage des Budgets investiert, sagt Grandits. In eine Mehrzweckhalle und die Erweiterung des Kanals etwa. Zumal Stinatz im Bonitätsranking burgenländischer Gemeinden ganz vorne liege.

Im Hochsommer sei dann aber die kalte Dusche in Form hoher Abzüge durchs Land gekommen. Angefangen habe es im Juni, „der Juli war dann richtig brutal“, klagt der Bürgermeister. Von 133.200 Euro Ertragsanteilen habe die burgenlandkroatische Gemeinde nur rund 3.200 Euro erhalten. 

Da würden die liquiden Mittel irgendwann knapp, deshalb habe man die Auszahlung des Gehalts beziehungsweise der Entschädigungen bis auf Weiteres aufgeschoben. Im November hofft Grandits auf Besserung, weil Gebühren und Abgaben fällig werden.

Für die im Vertrauen auf die Ertragsanteile getätigten Investitionen müsse die Gemeinde ein Darlehen über 250.000 Euro aufnehmen, das aber erst von der Gemeindeaufsicht des Landes genehmigt werden müsse.

Will Grandits 2027 noch einmal fürs Bürgermeisteramt kandidieren? Seine vielsagende Antwort: „Angesichts dieser Lage?“

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