Nach Commerzialbank-Pleite wurden in Mattersburg Millionen verdient
Das Geschäftsmodell von Investoren besteht darin, billig zu kaufen, um teurer zu verkaufen. Besonders gut hat das laut einer gemeinsamen Recherche der Wiener Zeitung (Link) und der Tagespresse (Link) ein Investor in der Bezirkshauptstadt Mattersburg gemacht.
Der Kauf beziehungsweise Verkauf einer Wiese (und zwei weiterer Grundstücke, dazu später mehr; Anm.) im Zentrum von Mattersburg, dem sogenannten "Pucher-Areal" brachte einem Investor 10,1 Millionen Euro Gewinn und das in nur drei Monaten. Das eingesetzte Kapital wurde fast verdreifacht.
Was an diesem Vorgang heikel ist: Der Investor und ein Vorstand des Käufers sind gut miteinander bekannt, haben Geschäftsbeziehungen und führen sogar ein gemeinsames Unternehmen.
Das Grundstück in der Innenstadt ist schon seit jeher heiß begehrt. Ex-Bankchef Martin Pucher hatte vor der Pleite der Commerzialbank Mattersburg große Pläne mit dem Areal. Eine Bankzentrale sollte ebenso entstehen wie ein neues Rathaus, Wohnungen, Geschäfte und Büros.
Doch dann flog sein einst finanzkräftiges Kartenhaus in die Luft, das etwa zwei Fußballfelder große Grundstück wurde vom Masseverwalter versteigert.
Am Ende des Tages, also der Versteigerung im Jahr 2021, wurden 27 Gebote abgegeben. Das höchste mit 4,62 Millionen Euro kam vom erwähnten Investor. Der gründete zwei Monate nach der Versteigerung eine neue Firma, um das Objekt zu verwerten. Gegenüber regionalen Medien wurden nur wenig später große Pläne mit dem Areal skizziert. Allein, es blieb bei der Ankündigung.
Vielmehr soll der Investor laut dem Artikel sogar schon bei der Versteigerung gewusst haben, dass er einen Käufer für das Grundstück hat.
Geld hat sich in drei Monaten fast verdreifacht
Denn exakt drei Monate nach der Versteigerung wechselte das Grundstück in Mattersburg - gemeinsam mit zwei weiteren Flächen in Hartberg (erworben im Jahr 2019 um 750.000 Euro; 50,9 Euro/Quadratmeter) und Neumarkt bei Melk (erworben im Jahr 2015 um 247.000 Euro; 16,2 Euro/Quadratmeter) - den Eigentümer.
Bezahlt wurden für die drei Grundstücke insgesamt 15,7 Millionen Euro und zwar von der Eisenbahnerwohnbaugenossenschaft (BWSG), einem der größten gemeinnützigen Bauträger in Österreich. Warum der Verkauf der Grundstücke mit nur einem Vertrag abgewickelt wurde, wird laut Wiener Zeitung und Tagespresse von einer Sprecherin der nach der Versteigerung gegründeten Firma mit "steuerrechtlichen Gründen" erklärt.
"Interne Entscheidungsprozesse"
Die BWSG habe "aufgrund interner Entscheidungsprozesse" nicht selbst an der Versteigerung teilnehmen können, heißt es im am Montag erschienenen Artikel auf die Frage, warum um so viel mehr Geld für die Fläche bezahlt wurde.
Zwischen den beiden Geschäftsmännern - also dem Investor und dem eingangs erwähnten BWSG-Vorstand, gibt es laut dem Artikel mehrere Verbindungen. Etwa Sanierungsaufträge der BWSG an eine der Firmen des Investors oder das Projekt "Viarosa Wohnpark" in Pottendorf (NÖ), das von einer Firma gebaut wird, die erst seit Kurzem der BWSG gehört.
Neues Stadtzentrum ist in Planung
Im Online-Bericht der Wiener Zeitung dementieren sowohl der Investor als auch eine BWSG-Sprecherin, dass Gelder oder sonstige Zuwendungen zwischen den Parteien geflossen seien.
Aktuell gibt es noch keine Bautätigkeit auf der Fläche im Mattersburger Zentrum. Ende des Vorjahres wurde mit den Stimmen der SPÖ der Teilbebauungsplan für das Areal beschlossen, gegen den Widerstand der anderen Parteien.
Geplant ist ein neues Stadtzentrum mit Rathaus, Polizeistation, Wohnungen, Lokalen und Geschäften. Die Opposition kritisiert die hohe Bebauungsdichte und dass auf Wünsche der Bürger keine Rücksicht genommen wird.
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