Landesholding muss heuer keine Sonderdividende abliefern
Seit es die Landesholding gibt, ist sie Gegenstand oppositioneller Kritik. Die 100-prozentige Landestochter, die unter ihrem Dach Dutzende Gesellschaften beherberge, sei Kontrolle durch den Landtag entzogen. Ein Prüfbericht des Landesrechnungshofs hat offenbart, dass Ende 2021 rund zwei Drittel der Finanzschulden (Land plus Holding) auf die Landesholding und deren Unternehmen entfielen (1,1 von 1,8 Milliarden Euro).
Umso mehr bemühten sich Holding-Geschäftsführer Hans Peter Rucker und LH Hans Peter Doskozil als Aufsichtsratschef am Freitag im Rahmen eines Bilanzgesprächs, die Solidität des Unternehmens herauszustreichen. Die Bilanzsumme in der Holding mit 5.500 Mitarbeitern sei von 2,5 auf 2,8 Milliarden Euro gestiegen, das Eigenkapital auf 693 Millionen. Der Umsatz der Holding mit 76 vollkonsolidierten Gesellschaften ist erstmals über eine Milliarde Euro geklettert. Das Ergebnis nach Steuern betrug 17,2 Millionen Euro.
Anders als im Vorjahr, als die Landestochter den Gewinn von fünf Millionen Euro als Sonderdividende an den Sozial- und Klimafonds des Landes abführen musste, bleibt das Geld diesmal in der Holding. Eine weitere Dotierung des Fonds sei auch deshalb nicht nötig, erläuterte Doskozil, weil das Geld für den Wärmepreisdeckel bei Weitem nicht ausgeschöpft worden sei.
Die Finanzverschuldung der Holding sei 2022 zwar auf knapp 1,4 Milliarden Euro angestiegen. Diese sei aber zu „weit über 100 Prozent“ gedeckt, weil das Anlagevermögen stärker ansteige als die Verschuldung, so Rucker, der seit 2016 an der Holdingspitze steht. Die Überdeckung betrage 639 Millionen Euro. Ohne Verschuldung gebe es auch keine Investitionen, meinte der frühere Banker Rucker.
308 Millionen Euro wurden im Vorjahr investiert. Den Löwenanteil sicherte sich die Burgenland Energie, 174 Millionen Euro flossen in die „Energiewende“ – die rote Landesregierung hat das ehrgeizige Ziel ausgegeben, bis 2030 müsse das Land energieautark sein. Zweiter großer Investor unter dem Holdingdach war die in Gesundheit Burgenland umgetaufte Krankenanstaltengesellschaft. 50 der 69 Millionen Euro waren für den Neubau des Krankenhauses Oberwart reserviert, der ab Mai 2024 bezogen werden soll. In Summe kostet das neue Spital etwas über 200 Millionen Euro. Apropos Spitäler: Am kommenden Dienstag soll der neue kaufmännische Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland präsentiert werden, kündigte Doskozil auf KURIER-Nachfrage an. Ende Februar hatte man sich einvernehmlich von Hubert Eisl getrennt, seither führt der medizinische Geschäftsführer Stephan Kriwanek allein die Krankenanstaltengesellschaft.
„So viel zur Holding als Blackbox“, sagte Doskozil am Ende der Bilanzpräsentation in Anspielung auf Vorwürfe der Opposition. Eine Broschüre mit „Zahlen, Daten, Fakten“ gehe an alle Haushalte. „Wir veröffentlichen diese Zahlen gerne“, ergänzte Rucker, denn Holdings anderer Bundesländer stünden bei Weitem nicht so gut da. Die Opposition überzeugt das nicht. „Der rote Schuldenberg wächst weiter“, konstatiert die ÖVP. Die Grünen fordern, das Fragerecht im Landtag müsse auch die Holding umfassen.
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