Krankenhäuser auf dem Prüfstand

Krankenhäuser auf dem Prüfstand
Mitte September soll klar sein, wohin die Reise der fünf Spitäler geht; die ÖVP hegt massive Zweifel

Als Hans Peter Doskozil am 14. September 2018 eine Experten-Kommission mit der Erstellung eines Masterplans für die fünf burgenländischen Spitäler beauftragte, entließ er die Mitglieder mit den Worten: „In einem arbeitsreichen Jahr seh‘n wir uns wieder“.

Erst 11 Monate sind seither vergangen, aber die ÖVP sorgt sich schon jetzt. Er habe „Informationen“, so ÖVP-Chef Thomas Steiner am Mittwoch, dass der Masterplan nicht zeitgerecht vorgelegt werde und womöglich sogar auf die Zeit nach der Landtagswahl am 26. Jänner verlegt werden könnte. Der Grund: Die anstehenden Probleme könnten schlicht nicht gelöst werden. Im Doskozil-Büro wundert man sich, der avisierte Termin Mitte September „wird halten“, versichert ein Sprecher.

Worum es geht

Unbestritten ist der enorme Kostenaufwand fürs Gesundheitssystem. Jährlich fließen rund 210 Millionen Euro in die vier landeseigenen Krages-Häuser und das Eisenstädter Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Als Doskozil bei Übernahme der Gesundheitsagenden vor mehr als eineinhalb Jahren auf ein drohendes Finanzloch stieß – liefe in den fünf Spitälern alles weiter wie zuvor, entstünde bis 2021 in Summe ein zusätzlicher Finanzbedarf von 220 Millionen Euro – gab er den Masterplan in Auftrag.

Die Mitglieder (etwa der Grazer Uni-Professor Thomas Pieber, Krages-Chef Harald Keckeis und Eisenstadt-Direktor Robert Maurer) müssen die Quadratur des Kreises schaffen. Einerseits soll die Qualität gesichert und alle fünf Standorte sollen erhalten bleiben, andererseits dürfen die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Welche Rezepte die Experten vorschlagen, ist noch offen, Schwerpunktsetzung und bessere Abstimmung der Spitäler untereinander sind eine Möglichkeit. Die ÖVP bezweifelt die Standortgarantie und sieht periphere Häuser auf dem Weg zu Tageskliniken. Aber auch im größten Spital in Eisenstadt ortet Steiner Mangelerscheinungen. Für Dialysepatienten sei eine „unzumutbare“ vierte Schicht von Mitternacht bis 4 Uhr früh eingerichtet worden.

Vom Spital heißt es, im Frühjahr sei die Kapazitätsgrenze bei Dialysebehandlungen erreicht worden, an drei Tagen pro Woche musste eine vierte Schicht (23 Uhr bis früher Morgen) eröffnet werden, um die Versorgung aller Patienten zu gewährleisten.

Krankenhäuser auf dem Prüfstand

Bei praktischen Ärzten steht eine Pensionierungswelle bevor, weiß Ärztekammer-Vizepräsident Michael Schriefl

Kinderarzt für Frauenkirchen, Raiding sucht einen Praktiker

Bis 2023 verabschieden sich rund 70 der landesweit 143 Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag in die Pension.
Aktuell sei nur die Arztstelle in Raiding unbesetzt, sagte Thomas Bauer, Direktor der Burgenländischen Ärztekammer, am Mittwoch zum KURIER. Vier Stellen  sind ausgeschrieben – Jennersdorf und Gattendorf, wo schon mehrere Anläufe unternommen wurden, sowie  Neustift/Güssing und Pamhagen.

„Bei Fachärzten geht‘s halbwegs“, lautet die Einschätzung des Experten. Der lange gesuchte Kinderarzt für Frauenkirchen dürfte gefunden sein; ebenso ein Augenarzt für Pinkafeld und auch für die  Facharztstelle für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Neusiedl am See gebe es einen Bewerber. Einzig für die Gynäkologie in Jennersdorf finde sich niemand.

Um mehr Mediziner zu locken vergibt das Land Förderungen für Studenten (monatlich 300 Euro), Turnusärzte (500 Euro) und unterstützt Allgemeinmediziner bei der Gründung einer Ordination mit bis zu 60.000 Euro, Fachärzte mit bis zu 30.000 Euro.  Gemeinden müssen ebenso hoch fördern.  An alle Förderungen ist die Forderung geknüpft, mindestens fünf Jahre  als Kassenvertragsarzt im Burgenland zu bleiben.  Bisher sind vier Ordinations-Förderfälle abgeschlossen –  ÖVP-Klubchef Christian Sagartz ist ob der Zahlen skeptisch.

 

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