Klimawandel als Chance? Optimismus in der bunten Stadt des Friedens

Das ACP ist international vor allem als Vermittler in Krisenregionen bekannt.
Klimakrise als Ansatzpunkt für den Aufbau von mehr Vertrauen zwischen Konfliktparteien.

In einer Welt, in der Krieg immer mehr zur traurigen Routine wird und sich geopolitische Rivalitäten verschärfen, ist das Österreichische Friedenszentrum (ACP) ein Leuchtturm für Frieden und Kooperation.

Seit über 40 Jahren bietet das Zentrum mit Sitz in Stadtschlaining, der bunten Stadt des Friedens, inmitten globaler Krisen eine Plattform für Dialog, Forschung und Konfliktlösung.

Die Arbeit des ACP ist aktueller denn je. "Wir erleben die höchste Intensität bewaffneter Konflikte seit dem Zweiten Weltkrieg", schreibt ACP-Direktor Moritz Ehrmann im unlängst veröffentlichten Jahresbericht 2023.

Diese Konflikte, die immer mehr Menschen weltweit betreffen, fordern das ACP heraus, neue Lösungsansätze zu entwickeln.

Eine der zentralen Thesen des Berichts ist, dass der Klimawandel in Verbindung mit bewaffneten Konflikten nicht nur eine doppelte Belastung ist, sondern auch eine Chance, da er über nationale und ethnische Grenzen hinweggeht. 

Klimawandel als Chance? Optimismus in der bunten Stadt des Friedens

Moritz Ehrmann, Direktor des ACP in Stadtschlaining.

"Der Klimawandel kann in festgefahrenen Situationen ein idealer Ansatzpunkt sein, um Vertrauen zwischen Konfliktparteien aufzubauen und sich auf gemeinsame Ziele zu einigen", so Ehrmann im Vorwort.

Klima als Friedensbrücke

Einen Schwerpunkt legt das ACP auf das Konzept des "Environmental Peacebuilding", das seit 2022 fest in den Programmen verankert ist. Dieses Konzept verbindet Umwelt- und Klimaschutz mit Friedensarbeit. Der Klimawandel betrifft alle Länder gleichermaßen – auch solche, die in Konflikten verwickelt sind.

So kann der Mangel an Ressourcen wie Wasser dazu führen, dass Konfliktparteien, die ansonsten wenig Interesse an Zusammenarbeit hätten, gezwungen sind, miteinander zu verhandeln. Wie etwa in Ländern wie Libyen, wo durch Umweltzerstörung und Wassermangel soziale Spannungen zunehmen.

"Die erneute Rivalität zwischen Großmächten, der zunehmende Glaubwürdigkeitsverlust der liberalen Weltordnung, aber auch der anhaltende Verlust von Lebensgrundlagen durch die Klimakrise und die Auswirkungen des oft unkontrollierten technologischen Wandels wirken sich dramatisch auf die Sicherheit und Stabilität auf der ganzen Welt aus", so Ehrmann weiter.

Friedensforum

Ein Höhepunkt im Jahr 2023 war das "Austrian Forum for Peace", bei dem mehr als 400 Gäste aus über 30 Nationen zusammenkamen, um über die drängendsten Fragen der globalen Friedensarbeit zu diskutieren. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Diplomatie in Zeiten des Krieges gelingen kann – insbesondere vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.

Das Forum war nicht nur ein Ort für hochkarätige Diskussionen, sondern auch für innovative Ideen. So wurde unter anderem das Konzept von "PeaceTech" vorgestellt – digitale Technologien, die in der Friedensarbeit eingesetzt werden, um Konflikte frühzeitig zu erkennen und Lösungen zu entwickeln. Von sozialen Medien über geografische Informationssysteme bis hin zu Algorithmen, die Konflikte vorhersagen können, bietet "PeaceTech" eine Vielzahl an Möglichkeiten, Friedensarbeit effizienter zu gestalten.

Friedenspädagogik

Während das ACP weltweit für Frieden arbeitet, ist es auch lokal in der Friedenspädagogik aktiv. Jedes Jahr nehmen mehr als 1.000 Jugendliche an Programmen teil, die sie in Konflikt- und Friedenskompetenzen sowie in gewaltfreier Kommunikation schulen.

Klimawandel als Chance? Optimismus in der bunten Stadt des Friedens

Jährlich nehmen mehr als 1.000 Jugendliche an Programmen teil, die sie in Friedenskompetenzen schulen.

Für Pädagoginnen werden parallel systemische Kompetenztrainings angeboten. Eines der bekanntesten Projekte ist der Hochschullehrgang "Global Peace Education", der in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule entwickelt wurde.

Ein zentraler Aspekt der Friedenspädagogik ist, dass Frieden nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen – im Alltag – erlernt werden muss. Die Arbeit des ACP legt großen Wert auf die Förderung sozialer Kompetenzen wie Teamarbeit, Integration und respektvoller Umgang miteinander. Die "Friedenswochen" und das Projekt "7 Tage für Frieden" sind nur zwei Beispiele für die Bildungsinitiativen des ACP, die darauf abzielen, eine Kultur des Friedens bereits in jungen Jahren zu verankern.

Kommentare