Kein Kredit für Autokauf einer Seniorin
"Mein Alter sieht man mir nicht an, oder?" Die rhetorische Frage der 81-jährigen Eisenstädterin ist weniger kokett als Ausdruck realistischer Selbstwahrnehmung.
Tatsächlich würde man die Dame, die am Montag in die Eisenstädter KURIER-Redaktion gekommen ist, für deutlich jünger halten. Auch deshalb, weil sie nicht einfach gut sein lassen will, was sie für eine "Altersdiskriminierung" hält.
Was ist passiert? Für den Kauf eines kleinen, gebrauchten Autos wollte die gebürtige Deutsche, die 1973 mit ihrem Mann nach Österreich gekommen ist und seit 1995 in Eisenstadt lebt, einen Kredit zwischen 3.000 und 6.000 Euro.
Sie sei bei mehreren Banken in der Landeshauptstadt vorstellig geworden, aber überall abgeblitzt. Ihre österreichische Pension von 984 Euro monatlich sei als zu gering bewertet worden. Dass sie darüberhinaus auch aus Deutschland eine Rente in der Höhe von rund 830 Euro bezieht, hätten die Geldinstitute beiseite gewischt, ärgert sich die Hausbesitzerin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung sehen möchte.
Erst vor eineinhalb Jahren hat der Nationalrat Seniorinnen und Senioren den Zugang zu Krediten erleichtert. Zentrale Botschaft des Beschlusses: Für Banken soll nicht mehr in erster Linie die Lebenserwartung der Kreditwerber zählen, sondern ob genug Sicherheiten vorhanden sind.
Eine Kreditvergabe ist demnach grundsätzlich möglich, wenn durch Vermögenswerte „eine hinreichende Gewähr für die Abdeckung des offenen (Rest-)Betrags“ sichergestellt sei.
Gleichzeitig muss es wahrscheinlich sein, dass die Kunden zu Lebzeiten den laufenden Verpflichtungen aus dem Kreditvertrag nachkommen können. Für die Erben gilt, dass sie die laufende Kredittilgung fortsetzen und so eine Verwertung vermeiden können.
Ombudsstelle
Mit solchen oder ähnlichen Fällen ist auch die Banken-Ombudsstelle des Landes befasst. Ohne den konkreten Fall zu kennen, sagt Ombudsmann Ernst Loos, dass die Kreditvergabe seiner Erfahrung nach vor allem an fehlenden Bürgschaften scheitere. Eine zweite Person - meist Kinder oder andere Verwandte - müsste für die Rückzahlung geradestehen. Die Verwertung von Häusern oder Grundstücken sei Banken meist zu aufwendig.
Wenn gewünscht, versuche die Ombudsstelle zwischen Senioren und Banken zu vermitteln, so Loos. Eine Lösung, die sich der Experte vorstellen kann: Die Einigung auf eine moderate Kontoüberziehung, wenn es nur um relativ kleine Kreditbeträge geht.
Pensionistenorganisationen verweisen auf Gipfel mit Banken
Auch der rote Pensionistenverband und der schwarze Seniorenbund bieten der abgewiesenen Kreditwerberin Unterstützung an. Grundsätzlich, so meinen die beiden Präsidenten Helmut Bieler (PVÖ) und Rudolf Strommer (Seniorenbund), sei Altersdiskriminierung seit einem Gipfel mit den Banken im Burgenland kein Thema mehr.
In den vergangenen eineinhalb Jahren hatten wir diesbezüglich keine Beschwerden mehr von unseren Mitgliedern, sagt Bieler. Strommer pflichtet bei: "Das Thema haben wir ausgeräumt". Dass die Banken ihre Kredite besichern müssen, sei es durch Bürgen oder anderswie, sei aber nachvollziehbar.
Was sagt eine der von der 81-Jährigen kontaktierten Banken? "Wie bei allen Kreditentscheidungen ist auch die Kreditvergabe an Senioren eine individuelle Entscheidung, die von unterschiedlichen Parametern abhängt. Wichtigste Voraussetzung bei jeder Kreditvergabe ist die Rückzahlungsfähigkeit. Basis für die Kreditvergabe ist die Bonität des Kunden bzw. der Kundin und bei größeren Finanzierungen eine umfassende Haushaltsrechnung, in der alle Einkünfte und Ausgaben eingerechnet werden".
Die Eisenstädterin hat den Autokauf vorerst aufgeschoben, aber nicht endgültig ad acta gelegt: "Ich kann auch gerne vorführen, dass ich fahren kann, egal ob es sich um einen Wagen mit Schaltung oder Automatik handelt", sagt sie lachend.
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