Jeder sechste Arzt erreicht bis 2023 Pensionsalter
Für die Gemeinde Weppersdorf ist 13 wohl eine Glückszahl. Ein Dutzend Male musste die Kassenarztstelle für den Allgemeinmediziner in der mittelburgenländischen Ortschaft ausgeschrieben werden – beim 13. Anlauf scheint es nun geklappt zu haben. „Es gibt sogar zwei Bewerberinnen“, sagt der Direktor der Ärztekammer Burgenland, Thomas Bauer.
Jetzt ist es Angelegenheit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), die Stelle zu vergeben. Laut einer Sprecherin der ÖGK bedürfe es noch offizieller Zustimmungen. In etwa einem Monat könnten die Formalakte erledigt sein. Die Ordinationsräume seien laut Gemeinde jedenfalls vorhanden. Eine dislozierte Ambulanz würde im Falle einer Besetzung der Kassenarztstelle nicht notwendig sein, hieß es am Dienstag von der ÖGK.
Ausgelagerte Ambulanzen
Wie der KURIER berichtete, hatte das Land im Frühjahr 2021 angekündigt, in Weppersdorf ein Pilotprojekt zu starten. Die Krages soll die ausgelagerte Ambulanz installieren, in der Ärzte aus dem Spital in Oberpullendorf die medizinische Versorgung vorübergehend sicherstellen. Die Begeisterung ob dieses Vorschlages hielt sich bei der Ärztekammer gelinde gesagt sehr in Grenzen.
Die Vorbereitungen für das Pilotprojekt – unter anderem die Installation der dafür nötigen Software – laufe in Absprache mit der ÖGK aber weiterhin, sagt ein Sprecher der Krages. Würde die Besetzung der Kassenstelle länger dauern, könne die dislozierte Ambulanz auch interimistisch besetzt werden.
In Gattendorf (Bezirk Neusiedl am See) ist indes die 17. Ausschreibung für die Stelle des Allgemeinmediziners dieser Tage wieder ohne einen Bewerber zu Ende gegangen. Auch hier laufen die Vorbereitungen für eine dislozierten Ambulanz laut Krages weiter.
"Wo sollen die Ärzte herkommen?"
In den kommenden Tagen werden neuerliche Ausschreibungen für vakante Kassenstellen erfolgen, sagt Bauer. Unbesetzt sind etwa die Stellen des Kinderarztes in Oberpullendorf, des Facharztes für Hautkrankheiten in Neusiedl am See und des Allgemeinmediziners in Oberwart.
„Ich frage mich, wo die Ärzte herkommen sollen“, sagt der Kammerdirektor im Wissen um den österreichweiten Mangel an Medizinern. Im Burgenland werde dieses und kommendes Jahr beinahe jeder sechste Arzt das Pensionsantrittsalter von 65 Jahren erreichen, rechnet Bauer vor. Für 23 der 143 Kassenarztstellen im Land müssen in den beiden Jahren theoretisch Nachfolger gefunden werden. Wie viele Mediziner nach ihrem 65. Geburtstag weiter ordinieren werden, ist ungewiss.
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