Jagd auf Schlepper führte ungarische Polizisten bis nach Österreich

Jagd auf Schlepper führte ungarische Polizisten bis nach Österreich
Die ungarische Polizei überquerte bei der Jagd auf Schlepper die österreichische Grenze. Im Ortsgebiet von Mönchhof sei es anschließend zu mehreren Unfällen gekommen.

Polizeisprecher Helmut Marban konnte auf KURIER-Nachfrage einen Unfall mit drei Schlepperfahrzeugen bestätigen. "Wie viele Verletzte es gibt, steht noch nicht fest", so Marban. Unklar sei außerdem, ob eine Person reanimiert werden musste, wie aktuell einige Medien berichten, ergänzt Marban.

Involviert war auch die ungarische Polizei im Rahmen des sogenannten grenzüberschreitenden Nacheilens: Einsatzkräfte können die Staatsgrenzen bei Einsätzen überschreiten und unterstützend agieren. "Das ist zwar nicht alltäglich, aber möglich. Dieses Instrument funktioniert sehr gut, auch mit allen anderen Nachbarstaaten", erklärt der Polizeisprecher.

UPDATE 13.15 Uhr

Von der Landespolizeidirektion gibt es neue Informationen zum Hergang. Nachdem Polizisten einer ungarische Streife gegen 10 Uhr im Ortsgebiet von Janossomorja drei verdächtige Fahrzeuge bemerkten, nahmen die Beamten die Verfolgung über die Grenzübergangsstelle Andau-Janossomorja nach Österreich auf. Auch eine österreichische Polizeistreife schloss sich an. Nur acht Minuten später stieß eines der Fahrzeuge beim Kreisverkehr von Mönchhof (Bezirk Neusiedl/See) gegen einen LKW. Durch den Aufprall sollen der Lenker sowie der mutmaßliche Schlepper, ein 31-jähriger afghanischer Staatsbürger leicht verletzt worden sein. In diesem Auto befanden sich keine Migranten. Der Lenker wurde mittlerweile aus dem Spital entlassen, festgenommen und wird zurzeit einvernommen.

Fahndung nach drittem mutmaßlichen Schlepper-Auto

Auch das zweite Schlepperfahrzeug krachte gegen die verunfallten Fahrzeuge, konnte aber weiterfahren. Der Pkw, in welchem sich sechs Migranten befanden, wurde kurz darauf in Gols angehalten. Jede Spur fehlt derzeit noch vom dritten mutmaßlichen Schlepperfahrzeug – die polizeiliche Fahndung läuft auf Hochtouren. Bevor der Lenker weiterflüchtete, ließ er fünf Migranten aussteigen, die mittlerweile auch von der Polizei aufgenommen worden sind.

Ein Schlepper habe laut Polizei beim Unfall Schnittverletzungen erlitten, welche jedoch nicht lebensgefährlich sein sollen.

Innenminister meldet sich zu Wort

Auch Innenminister Gerhard Karner meldete sich nach der Verfolgungsjagd der Schlepper zu Wort: „Der tragische Vorfall zeigt einmal mehr die Skrupellosigkeit und Brutalität der international agierenden Schleppermafia. Die bisherige Kooperation mit den ungarischen Behörden wird durch den flexiblen Einsatz von österreichischen Polizisten in Ungarn noch weiter intensiviert werden."
 

  1. Heuer bereits 355 Schlepper in Österreich festgenommen
  2. Enge Kooperation mit ungarischer Polizei – vor allem durch gemischte Streifen auf ungarischem Staatsgebiet
  3. Heuer bereits 150 derartige Schwerpunktaktionen durchgeführt und 115 Schlepper auf ungarischem Staatsgebiet festgenommen
  4. Das österreichische Polizei-Kontingent an der ungarisch – serbischen Grenze wird gegenwärtig von 50 auf 70 Polizisten aufgestockt
  5. Dies geht auf das Arbeitsgespräch vom vergangenen Montag zwischen IM Sandor Pinter und BM Gerhard Karner festgelegt

Fürst: "So kann es nicht weitergehen"

Auch SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst gab via Aussendung ein Statement ab: "Mittlerweile kommt es monatlich zu schweren Zwischenfällen an der burgenländischen Grenze, dieses Mal in Andau, verursacht durch Schlepper. Dieser tragische Vorfall zeigt einmal mehr, dass man die Probleme nicht durch Rhetorik und "Anti-Marketing"-Kampagnen lösen kann, sondern indem man die Realitäten akzeptiert und politische Lösungen sucht und umsetzt. Davon ist aber die Bundesregierung meilenweit entfernt. So kann es aber nicht weitergehen."

Roland Fürst warnt nun davor, dass es ähnliche Zustände, wie sie an der ungarischen-serbischen Grenze herrschen, bald auch in Österreich geben könnte, wo es auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Schlepperbanden komme. "Für Parteipolitik ist kein Platz, jetzt muss gehandelt werden", fordert Fürst.

FPÖ sieht Karner "rücktrittsreif"

Nach diesem neuerlichen Schleppervorfall im Burgenland ist Innenminister Karner endgültig rücktrittsreif - es gibt nämlich keinen größeren 'sicherheitspolitischen Versager' als diesen ÖVP-Innenminister. Und dieses heutige Ereignis ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Regierung einfach nicht handlungsfähig ist, denn ÖVP und Grüne beschäftigen sich seit Jahren nur mit sich selbst", betonte FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz.

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