Burgenlands Industrie klagt über hohe Kosten und schwache Exporte
Die wirtschaftliche Lage in der burgenländischen Industrie bleibt ernst: Eine aktuelle Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Burgenland und der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer für das dritte Quartal 2024 zeigt, dass 30 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als schlecht bewerten – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorquartal (zwölf Prozent).
Die Unsicherheit ist groß, und laut Umfrage ist keine rasche Erholung in Sicht.
Besonders stark treffen die Industrie die hohen Produktionskosten und die schwache Nachfrage aus dem Ausland, insbesondere aus Deutschland. "Es fehlen die dringend benötigten Wachstumsimpulse", sagt IV-Burgenland Geschäftsführerin Aniko Benkö.
Sinkende Preise, stagnierende Umsätze
Die Erwartungen an die kommenden Monate fallen gedämpft aus. Fast alle befragten Unternehmen rechnen mit stagnierenden oder sogar sinkenden Verkaufspreisen, was die Margen weiter unter Druck setzt. Während zehn Prozent der Betriebe hoffen, ihren Mitarbeiterstand halten zu können, erwarten fast 20 Prozent einen Rückgang.
Ein leichter Optimismus bleibt jedoch für 2025: Immerhin 13 Prozent der Unternehmen hoffen auf eine verbesserte Geschäftslage im ersten Halbjahr.
Die Rolle der Industrie für die burgenländische Wirtschaft ist groß. "Die Industrie ist für fast 30 Prozent der Bruttowertschöpfung im Burgenland verantwortlich", betont Benkö.
Die derzeitigen Rahmenbedingungen brächten die Industrie allerdings an ihre Belastungsgrenze. "Hohe Kosten, schwache Exporte und sinkende Preise setzen uns enorm unter Druck", so Benkö weiter. Ein starker wirtschaftspolitischer Kurswechsel sei nötig, um die Industrie "zurück auf den Wachstumspfad" zu bringen.
Energie, Abgaben und Bürokratie im Fokus
Um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, sieht die IV Burgenland Maßnahmen in mehreren Bereichen als notwendig: wettbewerbsfähige Energiepreise, Investitionen in zukunftsorientierte Energieinfrastruktur und eine deutliche Reduzierung der Abgaben auf Arbeit.
Auch die Bürokratie müsse deutlich verringert werden. Nur so könnten die burgenländischen Industriebetriebe auch in Zukunft auf dem internationalen Markt bestehen, heißt es von der Industriellenvereinigung.
Die Klammerwerte sind jeweils die Vergleichswerte des 2. Quartals 2024.
Die Beurteilung der derzeitigen Geschäftslage fällt zwar gespalten, aber im Vergleich zum vorangegangenen Quartal doch deutlich negativer aus. 50 Prozent (42) der Industriebetriebe bewerten sie als gut. 20 Prozent (46) sehen die aktuelle Geschäftslage als durchschnittlich und 30 Prozent (12) beurteilen sie als schlecht.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Beurteilung des derzeitigen Auftragsbestandes: 45 Prozent (33) der befragten Unternehmen sprechen von guten Auftragsbeständen. Als durchschnittlich wird dieser von 26 Prozent (55) gesehen und 29 Prozent (12) der befragten Betriebe bewerten den derzeitigen Auftragsbestand als schlecht.
Die derzeitigen Auslandsaufträge stagnieren zurzeit auf tiefem Beurteilungsniveau. 24 Prozent (17) werden als gut beurteilt. 35 Prozent (50) der teilnehmenden Betriebe bewerten sie als durchschnittlich und 41 Prozent (33) geben schlechte Auslandsaufträge an.
Die Verkaufspreise in 3 Monaten beurteilten die Befragten eher pessimistisch. 2 Prozent (8) rechnen mit steigenden Verkaufspreisen, 64 Prozent (63) erwarten stabile Preise und 34 Prozent (29) der befragten Betriebe erwarten fallende Verkaufspreise.
Bei der Beurteilung des Beschäftigtenstandes in 3 Monaten werden kaum Änderungen erwartet. 10 Prozent (1) geht von einer steigenden Mitarbeiteranzahl aus, 71 Prozent (84) von gleichbleibenden und 19 Prozent (15) erwarten einen eher schlechten Beschäftigtenstand.
Zarter Optimismus macht sich bei der Einschätzung der Geschäftslage in 6 Monaten breit – die Unternehmen hoffen auf das Jahr 2025. 13 Prozent (7) sehen eine gute Geschäftslage, 68 Prozent (70) sind der Meinung, dass sie durchschnittlich bleibt. 19 Prozent (23) erwarten eine schlechte Geschäftslage in 6 Monaten.
- An der Konjunkturumfrage der IV-Burgenland und Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland nahmen 25 Unternehmen mit insgesamt 3.433 Beschäftigten teil.
- Die Auswertung ist nach Beschäftigten gewichtet. Bei der Umfrage werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ.
- An den Prozentanteilen der Antworten wird der konjunktursensible "Saldo" aus den positiven und negativen Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.
- Das Konjunkturbarometer wird aus dem Mittelwert der aktuellen Geschäftslage und der erwarteten Geschäftslage in sechs Monaten bestimmt.
Kurz zusammengefasst:
- Hohe Kosten und schwache Exporte verschärfen die Rezession der burgenländischen Industrie.
- Die Mehrheit der Unternehmen rechnet in naher Zukunft mit stagnierenden oder sinkenden Verkaufspreisen.
- Industrievertreter drängen auf wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Stabilisierung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.
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