Im Steppensee ist (nicht) alles für die Fisch’

Im Steppensee ist (nicht) alles für die Fisch’
Die Herausforderungen für Berufsfischer sind groß. Helmut Schwarz ist einer in dieser immer kleiner werdenden Berufsgruppe

Wie der Spinat am Gründonnerstag, so wird in Österreich am Karfreitag traditionell Fisch aufgetischt. Rund ein Fünftel der Haushalte (22 Prozent) hält sich strikt an die Tradition, das hat eine Umfrage des Lebensmittelproduzenten „Iglo“ ergeben.

7,3 Kilogramm Fisch essen die Österreicher im Durchschnitt pro Jahr, bundesweit kommen sieben Prozent des Bedarfes aus heimischer Produktion. In Pannonien liegt der Selbstversorgungsgrad bei etwa 20 Prozent, was dem starken Anstieg der Fischproduktion durch Teichwirtschaft und Indoor-Produktion der vergangenen Jahre geschuldet ist. Eine wichtige Rolle spielen die Berufsfischer am Neusiedler See – doch sie werden immer weniger: Waren es in den 1960er-Jahren noch 50 Berufsfischer, sind es heute nur mehr 11. Einer von ihnen ist Helmut Schwarz aus Oggau.

Schwarz betreibt den professionellen Fischfang in dritter Generation. 1992, gleich nach der Ausbildung, ist der heute 49-Jährige ins Geschäft eingestiegen. Seither hat sich einiges verändert. Der Klimawandel und der sinkende Wasserspiegel machen auch den Fischern zu schaffen. „Wir wissen, dass es uns nicht erspart bleibt, dass der Wasserstand fällt“, sagt Schwarz. Bis zum Sommer, so rechnet er, werde der Pegel um 20 Zentimeter sinken. Das stellt ihn und seine Kollegen vor neue Herausforderungen.

Vor allem das Befahren mit den motorbetrieben Booten werde nicht mehr wie gewohnt möglich sein. In Oggau gebe es einstweilen kein Problem, sagt Schwarz, in Häfen mit seichtem Gewässer, wie in Rust und Illmitz, sei es schwieriger, mit den Fischerbooten auf den See zu gelangen. Künftig werde man vermutlich beim Befahren der Kanäle auf den Motor verzichten müssen und sich mithilfe von „Stecken“ weiter bewegen, meint Schwarz.

"Wie Gondoliere"

Auch die Netze müsse man dann nach den neuen Gegebenheiten richten. „Wir werden wie die Gondoliere in Venedig auf den Neusiedler See hinausfahren.“

Was sich bereits verändert hat, ist die Fischpopulation. Der Bestand der Hechte etwa wird weniger. „Alles, was im Schilf laicht, ist negativ beeinflusst.“ Dagegen steigt der Bestand der Welse. Der wärmeliebende Räuber laicht früher, was ihm den Fortbestand sichert. Als Speisefisch steht der Wels jedenfalls hoch im Kurs, ebenso wie der Zander und der Karpfen. Den Aal, der früher nach in Norddeutschland verkauft wurde und der den Fischern eine Haupteinnahmequelle war, findet man heute kaum noch. Das liegt daran, dass der Besatz mit dem nicht heimischen Fisch im Steppensee seit Jahren verboten ist.

Im Steppensee ist (nicht) alles für die Fisch’

Berufsfischer Helmut Schwarz

Nachhaltigkeit

Helmut Schwarz verkauft seinen Fisch in seinem Geschäft in Oggau, aber vor allem liefert er an die Gastronomie. Die Nachfrage ist sehr groß, doch ihm sei es ein Anliegen, auf Nachhaltigkeit zu setzen, nach dem Motto: „Was der See hergibt“. Dieser Leitspruch gilt für ihn auch für die Entwicklung des Sees. Immer wieder einmal, so wisse er von seinen Vorfahren, sei der Pegel niedrig gewesen. „Aber ich weiß von keinem Jahr, wo die Fischerei komplett eingestellt war.“ Man müsse sich eben auf die Gegebenheiten einstellen, das gelte auch für den Tourismus, der am See großen Aufwind erlebt. „Verteufeln“ wolle er den Tourismus keinesfalls, wie er betont. „Wir leben ja alle davon.“ „Doch wir, Urlauber wie auch Fischer, müssen uns umstellen. Wir werden nicht mehr mit allen Booten hinaus fahren können.“

Neuer Fischereiverband

Das Burgenland hat sich mit Beginn dieses Jahres endgültig  vom ältesten Fischereigesetz Österreichs, das aus  1949 stammt, verabschiedet. Zentral verankert sind dabei der Schutz der heimischen Wassertiere, die nachhaltige Nutzung der Fischwässer sowie die Erhaltung und Wiederherstellung eines gesunden Wassertierbestandes.
 Das Gesetz gilt für die  Berufsfischer  ebenso wie für die rund 3.500 Hobbyfischer mit Fischereikarte. Jene, die keine Karte gelöst haben, müssen eine Prüfung absolvieren.    Kurse werden Anfang 2023 angeboten.
 Im März wurde  der Landesfischereiverband gegründet,  Thomas Hoffmann  wurde  zum Präsidenten  gewählt.  Der  20-köpfige Vorstand sieht sich als „verlängerter Arm des gesamten Angel- und Fischbewirtschaftungsspektrums“. „Wir verstehen uns als Dachorganisation für alle Fischereivereine und jedes einzelnen Fischers“, so Hoffmann.

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