Hinter Burgenlands Kultur-Kulissen

Hinter Burgenlands Kultur-Kulissen
Die Prüfung offenbart Freizügigkeit bei Freikarten und eigentümliche Kredit-Tilgungen

Der heurige Kultursommer ist vom pandemisch wütenden Virus schon vorab in einen künstlichen Winterschlaf versetzt worden. Dafür steht die vom Land verwaltete Kultur auf dem aktuellen „Spielplan“ des burgenländischen Landesrechnungshofs (BLRH).

Auf 166 Seiten widmen sich die Prüfer unter der Leitung von BLRH-Direktor Andreas Mihalits der „Kultur Burgenland“, die Teil der Landesholding ist, und zu der Seefestspiele Mörbisch, Schloss-Spiele Kobersdorf, Liszt-Festival oder die Kulturzentren gehören. Der Landesrechnungshof hat auf eigene Initiative die Jahre 2015 bis Ende 2019 beleuchtet – also im Wesentlichen die Jahre von Rot-Blau. Politisch zuständig war zunächst Landesrat Helmut Bieler, ab Dezember 2017 bis heute Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (beide SPÖ).

Ein Credo von Rot-Blau war die „Straffung der Verwaltung“, was sich in diesen Jahren in mehreren gesellschaftsrechtlichen Verschmelzungen niederschlug. Am Ende blieb von neun Rechtsträgern nur die KBB (Kultur-Betriebe-Burgenland) übrig. „Diese Anpassungen folgten jedoch keiner klaren Strategie“, befindet der Rechnungshof.

Öffentliches Geld

Das wiegt umso schwerer, als nicht wenig Steuergeld in insgesamt 14 Kulturbetriebe floss. Von 2015 bis 2018 schoss das Land in Summe 33,2 Millionen Euro zu. Bei insgesamt 1,05 Millionen Besuchern bedeutet das einen Pro-Kopf-Zuschuss von 32 Euro. Rechnet man die besucherstärksten Seefestspiele heraus, kommt man gar auf einen Landes-Beitrag von 45 Euro pro Festival-Gast. Wie gut oder schlecht das Burgenland dabei im Vergleich zu Festspielen in anderen Bundesländern abschneidet, musste der Landesrechnungshof mangels seriöser Vergleichszahlen offen lassen.

Den Zuschüssen stehen im selben Zeitraum Umsatzerlöse von 29,4 Millionen Euro gegenüber, auf Mörbisch entfallen 70 Prozent.

Apropos Mörbisch, wo „Land des Lächelns“ im Vorjahr 120.000 Gäste zählte. Gegen Ende des Berichts offenbart der Landesrechnungshof eine Kulissenschieberei: Das Land hat für die Seefestspiele ab 2013 Haftungen für insgesamt 11,1 Millionen Euro übernommen. 2019 tilgten die landeseigenen Seefestspiele die noch offenen Verbindlichkeiten von rund 5,1 Millionen Euro – indem das Festspielgelände an die ebenfalls landeseigene Immobiliengesellschaft Belig verkauft wurde.

Nicht verkauft, sondern verschenkt wurden 36.300 Eintrittskarten. Allerdings verfügten die Kulturbetriebe „über keine schriftlichen Regelungen“ für die Freikarten-Vergabe, mahnen die Kontrollore.

Übrigens: Umstände und Kosten der Operette rund um Doch-nicht-Intendant Gerald Pichowetz sind nicht Gegenstand des Prüfberichts.

Kommentare