Haus in Brand gesetzt: Mutter fühlt sich im Stich gelassen

Haus in Brand gesetzt: Mutter fühlt sich im Stich gelassen
Der mutmaßlicher Brandstifter und zweifache Familienvater ist nach der U-Haft wieder frei.

In der Nacht auf den 8. November löste sich die Existenz einer 42-jährigen zweifachen Mutter buchstäblich in Luft auf. Das Haus der vierköpfigen Familie in Sieggraben (Bezirk Mattersburg) stand in Flammen – der mutmaßliche Brandstifter ist der Ehemann.

„Ich hatte kurz zuvor das Gefühl, ich muss raus aus dem Haus“, schildert die 42-Jährige. Deshalb sei sie tags zuvor mit ihren Kindern vorübergehend zu einer Freundin gezogen. Jetzt steht die Frau nicht nur vor dem finanziellen Ruin. Auch von den Behörden fühlt sie sich im Stich gelassen.

"Was muss noch passieren?"

Am Montag wurde der mutmaßliche Brandstifter nach der U-Haft gegen Kaution enthaftet. Die 42-Jährige und ihr Anwalt Nikolaus Mitrovits erfahren davon vom KURIER. Die Frau ist fassungslos. „Ich frage mich, was noch passieren muss.“

Ihr Mann sei krankhaft eifersüchtig gewesen und habe Psychoterror betrieben, sie wollte sich scheiden lassen. Die Situation sei eskaliert. Die Polizei sprach eine Wegweisung aus, die Bezirkshauptmannschaft hob diese wieder auf.

Daraufhin sei ihr Mann „richtig bestärkt gewesen“, er sei handgreiflich geworden. „Ich habe bei den Behörden um Hilfe gebettelt“, schildert die zweifache Mutter. Es sei absehbar gewesen, dass etwas passiere.

Nach dem Brand des Hauses war der Mann untergetaucht. In der Vorwoche wurde er auf einem Parkplatz in Niederösterreich festgenommen. In einer ersten Einvernahme hat der Mann laut Polizei ein Geständnis abgelegt, es wurde die U-Haft verhängt – bis er am Montag enthaftet wurde.

(K)eine Wegweisung

Scharfe Kritik an der Aufhebung der Wegweisung durch die Bezirkshauptmannschaft kommt vom Verein Frauen für Frauen Burgenland sowie von Grünen-Klubobfrau Regina Petrik.

„Dieses Vorgehen ist ungeheuerlich. Wer sich mehr um den psychischen Zustand eines gewalttätigen Mannes sorgt als um die Sicherheit der bedrohten Frau und deren Kinder, der ist für das Amt eines Bezirkshauptmanns nicht geeignet“, so Petrik in einer Aussendung.

"Kein Zusammenhang"

Bezirkshauptmann Werner Zechmeister erklärt, dass es Ende September „einen Vorfall“ gegeben habe. Er sehe jedoch „keinen Zusammenhang mit einer Brandstiftung zwei Monate später“. Zechmeister betonte, dass die Betroffene beim Gericht eine einstwillige Verfügung hätte erwirken können.

„Wenn nicht einmal die Behörde ein Gefährdungspotenzial anerkannt hat, wie soll meine Mandantin das vor Gericht bescheinigen können“, kontert Mitrovits. Der Anwalt setzt sich zudem für eine gesetzliche Regelung ein, wonach das Opfer verständigt werden muss, wenn ein (mutmaßlicher) Täter enthaftet wird.

Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Brandstiftung gegen den Familienvater. Gegen ihn wurde – nach der Festnahme – ein Annäherungsverbot ausgesprochen.

Suche nach neuem Zuhause

Die 42-Jährige muss nun für sich und ihre Kinder ein neues Zuhause suchen. Die Volkshilfe und die Gemeinde Sieggraben haben derweil Spendenkonten eingerichtet, um wenigstens die finanziellen Sorgen der jungen Familie etwas abfedern zu können (siehe Infobox oben).

Der Schritt, sich an die Öffentlichkeit zu wenden sei nicht einfach gewesen. Doch angesichts der vielen Gewalttaten an Frauen wolle sie alle Beteiligten „wachrütteln“. „Es ist schon so viel passiert, aber ich merke nicht, dass all das alle sensibilisiert hat.“

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