Haupternte: "In manchen Gärten gibt es keine einzige Marille“

Haupternte: "In manchen Gärten gibt es keine einzige Marille“
Die Haupternte der Kittseer Marille ist im Gange. Bei einigen Bäumen hat der Frost im April erheblichen Schaden verursacht.

In der Marillen-Gemeinde Kittsee im Bezirk Neusiedl am See hat die Ernte des begehrten Steinobstes begonnen. Das reife Obst wird von den rund 35.000 Marillenbäumen gepflückt. Doch nicht überall ist die Ernte erfolgreich. In manchen Gärten bzw. auf manchen Bäumen findet sich keine einzige Frucht, sagt Josef Maurovich.

Der stellvertretende Obmann des Vereins "Genussregion Kittseer Marille" bewirtschaftet selbst in mehreren Gärten 950 Obstbäume. Die Schäden, die die Temperaturen unter null Grad im späten Frühjahr angerichtet hatten, dürften doch drastischer ausfallen, als zunächst angenommen. „Wenn Sie mich noch vor einem Monat gefragt hätten, hätte ich nicht mit diesen Ausfällen gerechnet“, sagt Maurovich.

Totalausfälle und voller Ertrag

In manchen Lagen gebe es Totalausfälle, in anderen seien die Bäume voll mit Marillen. Zudem ließe sich dieses Jahr ein besonderes Phänomen beobachten, schildert Maurovich. Die Frostschäden seien „streifenweise“ zu beobachten. „Da hast du mehrere Obstbäume nebeneinander. Der eine Baum ist gut bestückt, der andere trägt gar keine Marillen.“ Der Bodenfrost habe in niedrigeren Lagen auch die Früchte der rund vier bis acht Meter hohen Bäume erwischt. Zudem sind nach dem Sturm in der Nacht auf Samstag etliche Marillen auf dem Boden gelegen. Die werden jetzt zu Marmelade und Schnaps verarbeitet.

In einem durchschnittlichen Jahr beträgt der Ernteertrag etwa 700 Tonnen. Heuer rechnet der Vize-Obmann des Vereins mit Einbußen zwischen 40 und 50 Prozent. Dafür sei aber die Qualität hervorragend.

Haupternte: "In manchen Gärten gibt es keine einzige Marille“

Haben Ausfälle bis zu 50 Prozent: Josef und Daniel Maurovich

Schnapsbrenner

Der Großteil der Kittseer Bauern verkauft die Marillen direkt an die Konsumenten bei einem Verkaufsstand vis á vis vom Gemeindeamt. Es gibt aber auch Kunden aus Westösterreich, die das Obst zum Schnapsbrennen kaufen. Bestellungen von zehn Tonnen seien da keine Seltenheit, sagt Maurovich.

Auch wenn immer weniger Obstgartenbesitzer insgesamt mehr Marillenbäume kultivieren, so gibt es dennoch Nachwuchs, der ins Geschäft einsteigen will. Maurovichs 16-jähriger Sohn Daniel will erst Schule und Studium absolvieren, um sich dann auf den Obstbau zu konzentrieren.

Flächen
In Österreich werden auf 859 Hektar Marillen angebaut. Im Burgenland sind es rund 100 Hektar

Erntemenge
Österreichweit wurden im Vorjahr 4.400 Tonnen Marillen geerntet.

In Burgenlands  Hauptanbaugebiet  Kittsee sind es in einem durchschnittlichen Jahr durchschnittlich  700 Tonnen

Betriebe
111 Marillenbau-Betrieb gibt es in Pannonien laut einer Erhebung der Landwirtschaftskammer.

 

Neue, "stabilere" Sorten

Auch Michael Habeler aus Wiesen (Bezirk Mattersburg) ist mit seiner Familie in fünfter Generation im Obstbau tätig. Neben Erdbeeren hat der 29-Jährige Steinobst-Kulturen, darunter auch Marillen. Auch in seinem Betrieb hat der Spätfrost Schäden angerichtet. „Die Ausfälle sind unterschiedlich je nach Sorte und Lage.“ Teilweise hat er Einbußen bis zu 40 Prozent. Mit der Qualität ist Habeler „sehr zufrieden“. Während in Kittsee vor allem die Sorte „Ungarische Beste“ kultiviert wird, sind es in Wiesen auch neue, „stabilere Sorten“ wie „Tsunami“, „Orange Red“ oder „Big Red“, so Habeler.

Eine der beliebtesten Obstart

Laut Landwirtschaftskammer (LK) Burgenland zählt die Marille zu den beliebtesten Obstarten – und zwar nicht nur beim Konsumenten, sondern auch beim Produzenten. „Daher hat es in der letzten Zeit ein starkes Interesse an Neuauspflanzungen gegeben“, erklärt eine Sprecherin der Kammer. 28 Hektar wurden neu kultiviert.

Maurovich und sein Sohn haben große Pläne, was die Marillen- bzw. Obstproduktion betrifft: Augenmerk wird künftig neben Whiskey und Gin auf die Herstellung von Nektar und Frizzante gelegt.

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