Gute Nachricht: Europas Eulen sind zurück

Gute Nachricht: Europas Eulen sind zurück
In Europa sind nur noch wenige Arten bedroht. Private Initiativen und der Klimawandel helfen bei der Rückkehr der Eulen.

Nach dem langen Winter denkt der Steinkauz schön langsam an die Familienplanung. Nach und nach besetzt er dieser Tage seine Nist- und Brutplätze. Auswahl haben die kleinen Eulen im Nordburgenland genug; das ist vor allem das Verdienst von zwei Pensionisten. Hans Wurm und Josef Paar haben es sich zur Herzensaufgabe gemacht, der Steinkauz- und Schleiereulen-Population im Land auf die Sprünge zu helfen.

Diese befand noch vor wenigen Jahren nämlich auf einem Tiefststand: 2017 waren nur vier Steinkauz-Brutpaare im Bezirk Neusiedl am See bekannt. 2021 waren es schon 63.

„Heuer hoffen wir optimistisch auf 90 Brutpaare. So eine explosionsartige Entwicklung hätten wir uns nie erträumt“, sagt Hans Wurm. Der Golser und sein Kollege Josef Paar aus Antau (Bezirk Mattersburg) haben unlängst zwei Eulen-Experten in den Bezirk Neusiedl am See eingeladen, um ihnen die Fortschritte ihres Projektes zu zeigen. Der KURIER durfte auch dabei sein.

Nistplatz-Mangel

„Der Anstieg in der Population zeigt, dass das Nahrungsangebot im Lebensraum noch sehr ausreichend vorhanden ist. Für den Rückgang verantwortlich ist ein Mangel an Nistmöglichkeiten“, sagt Hans Frey, der Leiter der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee. Zu ihm bringen Wurm und Paar gelegentlich verletzte Tiere zur Pflege.

Gute Nachricht: Europas Eulen sind zurück

Hans Wurm mit einem jungen Steinkauz

Noch vor einigen Jahren waren die Eulen in Europa hochgradig vom Aussterben bedroht. Zuletzt ist aber wieder ein enormer Aufwärtstrend zu beobachten, wie „Eulenpapst“ Wolfgang Scherzinger bei einem Besuch der „kauzigen“ Freunde erzählt. „Derzeit befinden sich alle Eulen-Arten in Europa in einem akzeptablen Erhaltungszustand. Wirklich bedroht sind nur noch Steinkauz und Schleiereule“, sagt der bekannte Ornithologe und Verfasser des Standard-Werks „Die Eulen Europas“.

Gewinner des Klimawandels

Diese erfreuliche Entwicklung ist zum Teil auch privaten Initiativen wie jener von Wurm und Paar zu verdanken. Diese hat auch positive Folgen für die Population der gefährdeten Schleiereule. Wurm schätzt, dass es derzeit um die 15 Brutpaare im Bezirk Neusiedl am See gibt.

Gute Nachricht: Europas Eulen sind zurück

Welche Nistplätze der Steinkauz bevorzugt, weiß Wolfgang Scherzinger am besten. Der Verfasser des Standard-Werks „Die Eulen Europas“ war vorige Woche ebenfalls zu Gast bei den „kauzigen“ Nordburgenländern. „Steinkauz, Zwergohreule und Schleiereule sind Kulturfolger. Deren Existenz hängt eng mit der Landbewirtschaftung zusammen. Die Besichtigung, die wir heute gemacht haben, hat bestätigt, dass der Steinkauz genau dort geblieben ist, wo bestimmte Fleckchen in der Landschaft ‚altmodisch‘ geblieben sind. Die alte, kleinteilige Kulturlandschaft ist das, was der Steinkauz braucht.“

Auf die Warnsignale hören

Mit zunehmender Industrialisierung des Ackerbaus hat der Steinkauz dem Menschen über die Jahre die Gefolgschaft verweigert. „Das sollte für uns eigentlich ein Warnsignal sein, wenn uns die Kulturfolger verlassen, die ja mit uns gekommen sind“, sagt Scherzinger.

Steinkäuze brüten bevorzugt in alten Nussbäumen oder Scheunen bei kleinen Landwirtschaften. Wo so etwas noch vorhanden ist, kann man heute auch noch das eine oder andere Steinkauz-Paar finden. Wo es keine geeigneten Nistplätze mehr gibt, helfen Wurm und Paar mit ihren selbst gebauten Brutkästen nach, die sie beispielsweise neben schonend bewirtschafteten Weingärten aufstellen. 300 der selbst gebauten Kästen haben sie bisher im Bezirk Neusiedl am See montiert.

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Unermüdlich platzieren Josef Paar und Hans Wurm ihre Nistkästen - zum Beispiel zwischen Weingärten, wo es genug Nahrung für die Eulen gibt. 

„Aber da, wo die Landwirtschaft nicht mitmacht, sind auch Nistkästen obsolet“, mahnt Scherzinger. „Die Mischung aus Nahrungsangebot, geringem Feinddruck und klimatischer Begünstigung muss zusammenpassen“.

Gewinner des Klimawandels

Stichwort Klima: Die steigenden Temperaturen seien laut Scherzinger sogar von Vorteil für einige bedrohte Eulenarten. „Dadurch, dass die Kulturfolger alle aus dem Süden kommen, profitieren sie indirekt vom Klimawandel. Denn sie vertragen keine strengen Winter.“ Nachsatz: Zu trocken darf es aber auch nicht werden, sonst schaut es wiederum schlecht aus mit dem Nahrungsangebot.

Athene noctua: Der Steinkauz ist eine kleine Eulenart aus der Familie der Eigentlichen Eulen (Strigidae).

21 bis 23 Zentimeter wird ein ausgewachsener Steinkauz groß. Männchen und Weibchen sind optisch nicht voneinander zu unterscheiden. Das Gewicht der erwachsenen Vögel schwankt zwischen 160 und 240 Gramm.

Hat ein Steinkauz ein Revier besetzt, bleibt er meist über mehrere Jahre, oft auch ein Leben lang am gleichen Ort.

 

Alles in allem hat Wolfgang Scherzinger, der als „Eulenpapst“ Europas gilt, gute Nachrichten zu vermelden: „Europaweit ist ein enormer Aufwärtstrend zu beobachten. Der Uhu oder die Sumpfohreule waren früher hochgradig gefährdet. Derzeit befinden sich alle Eulen-Arten in Europa in einem akzeptablen Erhaltungszustand. Wirklich bedroht sind nur noch Steinkauz und Schleiereule“.

Die erfreuliche Entwicklung ist vor allem privaten Initiativen wie der von Hans Wurm und Josef Paar zu verdanken – die im Bezirk Neusiedl am See übrigens auch schon längst etwas gegen den kritischen Status der Schleiereule unternommen haben: Wurm schätzt, dass es derzeit um die 15 Brutpaare im Bezirk Neusiedl am See gibt, Tendenz steigend

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