Gusto auf Regionales: Zahl der Selbstbedienungs-Hofläden steigt
Mit seinem Konzept der Direktvermarktung war Hans Goldenits aus Tadten im Seewinkel einer der ersten im Burgenland, der diesen Weg einschlug. Es waren zunächst Beet- und Balkonblumen, die Goldenits in den 1990er-Jahren ab Hof anbot.
Anfangs sei er noch belächelt worden für sein Konzept. Doch unbeirrt startete Goldenits auch mit dem Direktverkauf von Gemüse.
Seit 2018 hat der Landwirt schrittweise seine „Hansag-Food-Container im Burgenland aufgestellt. An sieben Tagen die Woche können sich da die Kunden bei der frischen Ware selbst bedienen.
Mittlerweile betreibt Goldenits neun Selbstbedienungshofläden-Hofläden in den Bezirken Neusiedl am See, Eisenstadt und Mattersburg. Auch in Fischamend, Schwechat und Bruck an der Leitha (NÖ) ist er vertreten. Die Nachfrage steigt.
„Die Leute haben das Gefühl, sie kennen den Bauern, der hinter den Produkten steht“, erklärt Goldenits das Konzept. Nicht nur ein Video, das im Laden zu sehen ist, soll den Kunden den Werdegang von Obst und Gemüse in ihrem Einkaufskorb näherbringen.
„Ich bin für Fragen immer telefonisch erreichbar.“ Fünf bis sechs Mal pro Tag bekomme er Anrufe von Kunden, sagt Goldenits. „Und wenn sich einer vor Ort überzeugen will, wie unser Gemüse angebaut bzw. geerntet wird, kann er jederzeit am Feld vorbei kommen.“
Auch Stefan Kaiser aus Kleinhöflein setzt auf den Verkauf regionaler Produkte in Selbstbedienung. Seit etwa 300 Jahren produziert seine Familie Wein. Seit Juni gibt es am Weingut neben selbst erzeugten Rebensäften auch Gemüse, Obst sowie Aufstriche, Käse und Marmeladen zu erwerben.
Kaiser und seine Frau Réka kooperieren mit verschiedenen Bauern, deren saisonale Produkten sie in „Stefans Regional-Regal“ verkaufen. „Der Vorteil unseres Hofladens ist es, dass die Leute nicht Schlange stehen müssen und kontaktlos rund um die Uhr einkaufen können.“
„Kuchlgartl“ reaktiviert
Einer, der ganz neu in die Landwirtschaft eingestiegen ist, ist Julian Tröscher. Der 19-Jährige aus dem mittelburgenländischen Weppersdorf wollte schon seit seiner frühen Jugend in der Landwirtschaft tätig sein. Jetzt hat er das frühere „Kuchlgartl“ seiner Großeltern reaktiviert.
Das Gemüse zieht er selbst. Nebenbei hält der Absolvent der Landwirtschaftlichen Schule auch 120 Hühner. Im Mai hat Tröscher wegen der Corona-Krise eine Vitrine zur Selbstbedienung auf der Gasse installiert.
Die Bio-Produkte gehen weg wie die sprichwörtlich warmen Semmeln. „Am Samstag waren in eineinhalb Stunden 120 Hühnereier verkauft.“
Steigerung um 20 Prozent
Dass die Nachfrage nach Lebensmittel, die aus der Region kommen, steigt, das belegen auch die Zahlen der Landwirtschaftskammer (LK) Burgenland. Gab es vor zwei Jahren 275 bäuerliche Direktvermarkter in Pannonien, sind es heute bereits 329. Das ist eine Steigerung von 20 Prozent. Noch gar nicht miteingerechnet sind da die Weinbauern und Buschenschanker, die zur größten Gruppe der Direktvermarkter zählen.
„Die Bauern vermarkten wieder verstärkt auf eigenen Wegen und das mit zunehmend innovativen Produkten, die auch manchmal eine Nische bedienen, wie etwa Leberkäse im Glas, oder schwarzer fermentierter Knoblauch“, sagt Magdalena Kaiser, Sprecherin der LK Burgenland.
Öffnungszeiten rund um die Uhr und der kontaktlose Einkauf im Container würden zudem das Konsumverhalten der Kunden befriedigen. „Die Leute wollen wissen, woher die Lebensmittel kommen und wer sie herstellt. Vor allem die Corona-Krise hat diesen Trend verstärkt. Jetzt gilt es, diesen Trend weiterzuverfolgen.“
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