Gründerinnen auf der Überholspur

Im Burgenland gründen mehr Frauen Unternehmen als Männer (Symbolbild)
Mehr als die Hälfte der Unternehmen werden im Burgenland von Frauen geführt, Tendenz steigend

Jennifer Plank ist Unternehmerin; seit zehn Jahren ist sie als Heilmasseurin selbstständig. "Bereut habe ich den Schritt nicht, hart war es am Anfang trotzdem", sagt die Südburgenländerin.

Begonnen hat sie gleich nach ihrer Ausbildung in Wien. "Dort einen Kundenstock aufzubauen war schwer, es hat aber geklappt", sagt Plank. Nach ihrem Umzug zurück ins Burgenland, musste sie aber wieder bei Null anfangen. Die Praxis wurde ins Wohnhaus integriert; "einen Kundenstock hatte ich schnell wieder aufgebaut", erzählt die Unternehmerin. "Auch mit meinem Kind passt es jetzt sehr gut, ich muss es nur fünf Minuten in die Kinderkrippe bringen und kann dann am Vormittag arbeiten", sagt Plank. Ihr Mann ist Pendler und arbeitet in Wien.

Leistung

Plank ist ein gutes Beispiel für einen weiblichen Trend am burgenländischen Wirtschaftsmarkt. "Man kann nicht oft genug betonen, was Burgenlands Frauen leisten", erklärt Melanie Eckhardt, Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft Burgenland. Denn in der Wirtschaft haben die Frauen die Männer bereits überholt: Von den rund 15.000 heimischen Unternehmern sind 52,5 Prozent weiblich und 47,5 Prozent männlich, teil die Wirtschaftskammer mit. "Die Frauen sind top ausgebildet, stehen fest im Erwerbsleben und meistern oft den leider noch immer viel zu schwierigen Spagat zwischen Job und Familie", sagt Eckhardt.

Gründerinnen auf der Überholspur

Jennifer Plank ist seit zehn Jahren selbstständig als Heilmasseurin

Frauenanteil

Der wohl höchste Frauenanteil ist bei den PersonenberaterInnen und Betreuern mit 93 Prozent sowie in der Sparte der FriseurInnen mit 90,9 Prozent zu finden. Aber auch im Direktvertrieb und bei KosmetikerInnen, FußpflegerInnen und MasseurInnen ist der Anteil mit 87 Prozent hoch. Der Frauenanteil ist in der Sparte Gewerbe und Handwerk (63 Prozent) am höchsten, gefolgt von der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft (41 Prozent) und der Sparte Handel (36 Prozent).

"Wir wissen aus der täglichen Praxis, dass gerade den Frauen in unseren Betrieben flexible Arbeitszeiten wichtig sind. Hier ist schon vieles erreicht, denn flexible Arbeitszeitmodelle bringen auch den Beschäftigten Vorteile", erklärt Eckhardt.

Vanessa Hagen hat in Mattersburg schon in jungen Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und ihr Hobby zum Beruf gemacht. Während sie zunächst in Wien im Marketing tätig war, hatte die heute 28-Jährige drei Jahre lang auf Bestellung Torten gebacken. Vor etwa einem Jahr hat sie ihre Tortenmanufaktur im Zentrum von Mattersburg eröffnet. "Ich wurde im Vorfeld gut beraten – von der Wirtschaftskammer und der Stadtgemeinde habe ich große Unterstützung erfahren", sagt die Jungunternehmerin.

Ihr süßes Angebot ist bei Kunden weit über die Landesgrenzen hinaus begehrt. Geliefert wird auch in die Steiermark oder nach Oberösterreich. "Für die Selbstständigkeit ist nicht jeder gemacht. Ich wollte es einfach ausprobieren und es gefällt mir", sagt Hagen.

Gründerinnen auf der Überholspur

Hagen ist mit ihren Tortenkreationen erfolgreich

"Viel Mut"

Der Trend zur Unternehmerin war auch 2017 bei den Neugründungen ungebrochen. Laut Wirtschaftskammer waren von 1041 Neugründungen, 67,7 Prozent Frauen.

Um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, brauche es auch viel Mut, erklärt Plank: "Danach braucht es Konsequenz, Konsequenz, Konsequenz, wie Winzer Leo Hillinger immer sagt", so die Unternehmerin.

Kommentare