Glasfaserausbau Burgenland: Schnell ist gerade noch schnell genug
Weit über 60.000 Kilometer an Glasfaserkabeln liegen quer durch Österreich verteilt im Boden. Wenn es nach dem Land Burgenland und A1-Geschäftsführer Marcus Grausam geht, dann wird das in den nächsten Jahren noch deutlich mehr. Bund und Land sind sich in der Frage des Internetausbaus nämlich ungewohnt einig: Es muss alles schneller werden. Von bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde spricht A1 auf der Firmenwebsite für Privathaushalte. Doch dazu benötigt es auch eine Infrastruktur, welche aktuell vor allem im Landessüden forciert wird.
Grundsätzlich könne man jedes Haus und jede Firma per Glasfaser an das Netz anschließen, wirtschaftlich wäre das wohl nicht. „Theoretisch geht das, wenn man die Kosten außer acht lässt. Jedes Haus anzuschließen wird aber eine wirtschaftliche Herausforderung, wenn Gebiete dünn besiedelt sind“, führt Grausam aus. Deshalb fährt A1 hier eine mehrgleisige Strategie.
Drei Wege zur Leitung
Der eigene strategische Ausbau ziele auf dicht besiedelte Gebiete ab, wo durch A1 eine gewisse Nachfrage bemerkt wurde. In ländlicheren oder dünn besiedelten Gebieten gäbe es noch die Möglichkeit durch einen geförderten Ausbau. Doch praktisch auch jede Privatperson oder einzelne Firma kann sich an das Unternehmen wenden und einen Glasfaserausbau bestellen. „Wir rechnen das dann durch und übernehmen dabei die Akquise, fragen bei den Nachbarn nach. Je mehr Nachbarn ja sagen, desto einfacher wird es“, so Grausam.
Ein Pilotprojekt läuft aktuell in Moschendorf im Bezirk Güssing. Hier wird an die Grundstücksgrenze jedes Haushaltes ein Glasfaserkabel gelegt. Privatkunden von rund 190 Haushalten können sich dadurch mit bis zu einem Gigabit verbinden. Bis 2030 soll laut Breitband-Strategie des Landes jeder Haushalt mit Breitband-Internet versorgt werden. Aktuell liegt das Burgenland im Ländervergleich noch in der unteren Hälfte beim Breitbandausbau.
Das erste Unternehmen im Kemetener Gewerbegebiet war H&P Railservice. Seit März bewirtschaftet Geschäftsführer Erwin Hochwarter mit seinem Team die Hallen des Fertigungsunternehmens. Beim Glasfaserausbau war er der Erste, der zugesagt hat und einen Anschluss bekam. „Das Kabel läuft vorne bei der Straße vorbei. Ich war der erste Kunde hier im Gebiet“, erklärt der Geschäftsführer im Gespräch mit dem KURIER.
Für sein Unternehmen sei die hohe Bandbreite in vielen Fällen wichtig: „Wir sind europaweit unterwegs. Neben Plänen und Dokumentationen, die mehrere Hundert Megabyte aufweisen, benötigen wir viel Telefon-Infrastruktur und stimmen uns via Videokonferenzen ab – auch mit unserem Büro in Hamburg.“ Zusätzlich müsse man unter anderem Dokumentationen und Pläne zum Teil bis zu 35 Jahre lang auf aufbewahren.
Mittlerweile liefert man laut Hochwarter rund 6.000 verschiedene Produkte aus, die alle in Kemeten gefertigt werden. Wie lange die Glasfaseranbindung ausreichen wird? „Wir haben noch genug Spielraum.“
Glasfaser oder Funk
Doch weil es gerade im Burgenland viele Streusiedlungen gibt, lohne sich ein Ausbau aus wirtschaftlicher Sicht für A1 nicht überall. „Hier kommen dann Partnerschaften ins Spiel. Wir machen da zum Beispiel einiges mit der Burgenland Energie. Wo ein Glasfasernetz bis zu den Haushalten keinen Sinn macht, lösen wir das über das mobile Netz“, erklärt Grausam und meint damit vor allem Lösungen über das 5G-Netz. Ziel für das nächste Jahr sei es, flächendeckend 5G anbieten zu können.
Doch die Funk-Technologie hat Nachteile, wenn auch nicht für alle Nutzer gleich: „Im Mobilfunk teilt man sich die Leitung mit anderen, bei Glasfaser ist das exklusiv. Doch sobald der Mobilitätsaspekt zum Zug kommt, ist das mobile Netz dem stationären überlegen. Gerade heutzutage hat man das Internet immer und überall dabei.“
Ausbau im Süden läuft
Aktuell laufen Ausbaupläne unter anderem in Moschendorf und Hackerberg. Die Gewerbegebiete Kemeten und Markt Allhau sind bereits fertig. In Deutsch Schützen sind verschiedenste Arbeiten noch in der Fertigstellung.
„Wir als Branche würden uns schnellere Genehmigungen und Verlege-Methoden für Glasfaserkabel wünschen. Das Ganze etwas zu entbürokratisieren würde den Prozess beschleunigen und billiger machen“, wünscht sich Marcus Grausam vom Gesetzgeber.
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