Neuer Käfer: Bisher unbekannte Spezies im Burgenland entdeckt

Ein knorriger Baum mit Pilzen steht in einem grünen Wald.
Nagekäferart in einem Waldstück der Esterhazy Betriebe entdeckt. WWF fordert höheren Totholzbestand.

Eine neue Insektenart haben WWF, Ökoteam und Pannatura auf einem Waldstück der Esterhazy Betriebe im Burgenland gefunden.

Insgesamt wurden in dem nachhaltig bewirtschafteten Gebiet 1.150 Insektenarten festgestellt, darunter die neue Käferart - eine bisher völlig unbekannte Spezies, wie der WWF mitteilte.

Um die Biodiversität zu erhalten, seien höhere Alt- und Totholzbestände in den Wirtschaftswäldern notwendig. Um das zu unterstützen sollte es mehr Anreize für Waldbesitzer geben, hieß es in einer Medieninformation.

Bei der Erhebung, die das Grazer Institut Ökoteam im Rahmen des gemeinsamen Projekts durchgeführt hat, konnten 1.150 teils stark gefährdete Insektenarten nachgewiesen werden. Von ihnen wurden 100 erstmals im Burgenland, sechs erstmals in Österreich und eine zum ersten Mal überhaupt gesichtet.

Laut Factsheet handelt es sich dabei um eine Nagekäferart, einen Namen hat das Tier noch nicht. Und auch Foto gibt es noch keines, dafür von zahlreichen anderen seltenen Arten, die im Zuge der Erhebung entdeckt wurden.

Ein metallisch schimmernder Käfer sitzt auf einem Stück Holz.

Dicerca berolinensis

Dicerca berolinensis 

Zwei dunkle Bockkäfer sitzen auf einem moosbewachsenen Baumstamm.

Großer Eichenbock

Großer Eichenbock

Ein schwarzer Käfer mit langen Fühlern sitzt auf der Rinde eines Baumes.

Cerambyx cerdo

Cerambyx cerdo 

Ein brauner Käfer mit langen Fühlern sitzt auf einem Stück Holz.

Trichoferus Bleicher Nachteichenbock

Trichoferus Bleicher Nachteichenbock 

Ein graubrauner Rüsselkäfer sitzt auf einem Stück Holz.

Plattnasen-Holzrüssler

Plattnasen-Holzrüssler

Ein schillernder Rosenkäfer sitzt auf einer Blüte.

Protaetia aeruginosa

Protaetia aeruginosa

Ein brauner Rüsselkäfer sitzt auf einem Stück Holz.

Lichenophanes varius

Lichenophanes varius

Ein graubrauner Rüsselkäfer sitzt auf einem Stück Holz.

Gasterocercus depressirostris

Gasterocercus depressirostris 

„Das Besondere an diesen Wäldern ist, dass dort trotz Bewirtschaftung ein sehr alter und außergewöhnlich dichter Totholzbestand vorhanden ist“, erklärte Projektleiterin Karin Enzenhofer vom WWF.

Das zeigt sich in der großen Artenvielfalt, die im Zuge der Erhebung gefunden wurde. In Summe wurden 139 gefährdete und 53 potenziell gefährdete Käferarten dokumentiert. 25 Arten sind vom Aussterben bedroht.

Das Gebiet ist auch ein Hotspot für Rindenwanzen. Noch nie gelangen den Expertinnen und Experten so viele Funde von so vielen unterschiedlichen Arten in so kurzer Zeit. Zudem kamen zum Teil extrem hohe Individuendichten vor. Viele dieser Arten stellen sehr spezielle Anforderungen an ihren Lebensraum: Alt- und Totholz müssen nicht nur in ausreichender Menge und Qualität vorhanden sein, sondern diese Strukturen müssen auch über eine sehr lange Zeit zur Verfügung stehen.

Ein umgestürzter Baum liegt im Wald.

Im Gebiet konnte mit 39 Urwaldreliktarten eine Vielzahl von Naturwaldarten nachgewiesen werden. Die meisten von ihnen sind wärmeliebend und profitieren von der halboffenen Lebensraumsituation. Einige leben zudem bevorzugt, manche sogar ausschließlich, an alten Eichen.

Viertbedeutenstes Urwaldreliktgebiet Österreichs

Damit ist das Projektgebiet bereits nach der ersten Untersuchung das viertbedeutendste Urwaldreliktgebiet in Österreich. Das ist insofern bemerkenswert, da die Top drei der Urwaldreliktgebiete schon seit langer Zeit unter Schutz stehen und dort regelmäßige Untersuchungen stattfinden. Fünf Reliktarten wurden erstmals für das Burgenland gemeldet.

Ein großer, alter Baum mit knorrigen Ästen und grünen Blättern ragt in den Himmel.

Im Gebiet kommen drei europaweit geschützte und seltene Wald-Arten vor. Der Heldbock, Hirschkäfer und der Scharlachkäfer. Alle drei sind auf altes, totes Holz angewiesen. Ein Vorkommen des seltenen Juchtenkäfers Osmoderma eremita (s.l.) wird als wahrscheinlich angenommen

Pannatura-Geschäftsführer Matthias Grün stellte fest: „Das Projekt macht deutlich, dass erfolgreiches Wirtschaften im Einklang mit der Natur möglich ist. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf dem Erhalt, sondern auch auf der Förderung der Artenvielfalt im Zusammenspiel mit aktiver forstlicher Bewirtschaftung.“

Kommentare