Durch die Nachfrage steigen teilweise bereits die Kosten und auch bei den Rohstoffen für die Anlagen gibt es teilweise Lieferengpässe. „Auf Wechselrichter müssen wir bereits bis zu fünf Wochen warten, es ist schwer abzuschätzen, ob es noch schlimmer wird“, meint der Experte. Der Trend geht zur klassischen 10-Kilowatt-Peak-Hausanlage, „hier gibt es die beste Förderung“, meint Wirth. Aber viele bereiten auch schon „Energiegemeinschaften“ vor. Dieses Modell erlaubt Besitzern einer Fotovoltaikanlage, Strom über die Grundstücksgrenzen zu produzieren, verkaufen, speichern oder verbrauchen. „Es gibt schon viele Gemeinschaften, die gerade vorbereitet werden“, sagt Wirth.
Die Grundlage dafür schuf die Regierung mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzespaket, das in Österreich beschlossen wurde, aber noch von der EU begutachtet wird. In Oberpullendorf hat die Initiative „BLOP!“ – schon konkrete Pläne für eine solche Energiegemeinschaft, kurz EEG. „Prinzipiell kann jede elektrische Anlage mit einem Stromzähler in Oberpullendorf mitmachen“, sagt Josef Buchinger. Er ist einer der Sprecher von BLOP! und im Brotberuf als Energieexperte bei einem Beratungsunternehmen tätig.
Konkret müssen alle Teilnehmer einer EEG an dieselbe Trafostation (Niederspannung) und bzw. oder ein Umspannwerk (Mittelspannung) angeschlossen sein. Erforderlich sei neben einem Smart-Meter auch die Teilnahme an einem Verein – dafür müssen Verträge unterzeichnet werden, so wie bei einem zusätzlichen Stromanbieter. „Beim bisherigen Stromanbieter kann man weiterhin bleiben, um den Strom zu kaufen, den man nicht aus der Gemeinschaft bezieht, etwa in der Nacht“, führt Buchinger aus.
In Oberpullendorf setzt die Initiative vornehmlich auf Fotovoltaik, theoretisch sei aber auch Energiegewinnung etwa durch Biogas möglich.
„Die Wertschöpfung bleibt in der Gemeinde und Energieimporte können deutlich verringert werden“, sagt Buchinger. Teilnehmen an der Gemeinschaft können sowohl Energiekonsumenten, also reine Stromempfänger, als auch sogenannte Prosumer. Das sind jene, die sowohl Strom produzieren, als auch konsumieren. „Die Teilnehmer einer EEG profitieren durch geringere Netzkosten und den Entfall diverser Stromabgaben.“ Die Höhe der Kostenersparnis hänge vor allem vom Anteil des Stroms ab, den man aus der Gemeinschaft bezieht, bzw. an diese verkaufen kann. Buchinger nennt ein Beispiel: Bei 30 Prozent Strom aus der EEG komme man auf eine Ersparnis von 13 Prozent der Stromrechnung. Das klinge zwar bescheiden, aber – so gibt Buchinger zu bedenken – man müsse auch die steigenden Strompreise im Auge behalten. Durch die Teilnahme an einer EEG seien die Kosten eben kalkulierbar.
BLOP! will jetzt das Interesse der Bevölkerung ausloten. Frühestens im Frühjahr soll der „Austausch von Strom“ stattfinden. Infos gibt’ unter der WhatsApp-Nummer 0680/5511391.
Land setzt auf Bürgerbeteiligung
Bereits im Sommer wurde das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) vom Parlament beschlossenen. Wegen der noch fehlenden Zustimmung der EU-Kommission könnte es zu Verzögerungen kommen. „Es ist nicht auszuschließen, dass wir ein novelliertes EAG brauchen“, erklärte laut dem Brancheninformationsdienst „energate“ der zuständige Sektionschef im Klimaschutzministerium, Jürgen Schneider, vor kurzem in Wien.
Es gebe mit der Kommission „sehr intensive Diskussionen und fast täglich einen Austausch“, sagte Schneider. Besonders beim Fördersystem für die Windkraft gibt es offenbar Diskussionsbedarf.
Obwohl das EAG noch nicht fix sei, so hätten dennoch bereits etliche Gemeinden im Burgenland ihr Interesse an einer Energiegemeinschaft bekundet, sagt ein Sprecher der Energie Burgenland (EB).
Das Burgenland wolle bis 2030 klimaneutral werden – zehn Jahre früher als der Bund – erklärten Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) und der Vorstandsvorsitzende der Energie Burgenland, Stephan Sharma, im Sommer. Dafür forciere das Land sowohl den Ausbau der Windkraft als auch den der Fotovoltaik.
Neben der Nutzung von geeigneten Freiflächen soll der Einbau von Fotovoltaikanlagen auf Dächern von gemeindeeigenen, privaten und Firmengebäuden helfen, dieses Ziel zu erreichen. Dächer von Landesimmobilien werden deshalb mit Fotovoltaikanlagen bestückt. 18.000 Quadratmeter landeseigener Dachfläche seien geeignet, so die für Klimaschutz zuständige LH-Vize Astrid Eisenkopf.
Seit Mai bietet die Energie Burgenland zudem Fotovoltaikanlagen als Mietmodell an. Die Energie Burgenland kümmert sich um Planung, Bau und Inbetriebnahme der Anlage bis zu einer genutzten Dachfläche von 100 Quadratmetern. 350 Fixabschlüsse gibt es bereits, dazu weitere 1.500 Anfragen. „Das Interesse übersteigt unsere Erwartungen“, heißt es dazu von der EB.
Kommentare