16 geflutete OSG-Keller in Eisenstadt: "Auf keinen Fall schuldig"

16 geflutete OSG-Keller in Eisenstadt: "Auf keinen Fall schuldig"
Ein Ex-OSG-Mitarbeiter ist wegen Sachbeschädigung angeklagt. Von seinen Kollegen traut ihm auch heute keiner die Taten zu.

"Es gab so viele Verdächtigungen, es war ein Kuddelmuddel", erinnert sich ein damaliger Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma als Zeuge an die Tage von 15. bis 21. April 2023 zurück. Binnen einer Woche wurden in Eisenstadt in drei Wohnhausanlagen der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG) immer wieder Keller und Garagen geflutet.

Wasserhähne wurden abgesägt und Ventile, Armaturen sowie Hebeanlagen abmontiert, in manchen Kellern und Garagen stand das Wasser 30 bis 40 Zentimeter hoch.

Die Polizei suchte mit einem Großaufgebot nach dem Vandalen, der in der Stefan-Laszlo-Straße, der Bahnstraße und der Kasernenstraße sein Unwesen trieb. Die OSG engagierte zur Unterstützung der eigenen Mitarbeiter eine Sicherheitsfirma. Ende April des Vorjahres glaubte die Polizei dann, den Verantwortlichen gefunden zu haben. 

Am Montag musste sich der 25-jährige Installateur am Landesgericht Eisenstadt wegen schwerer Sachbeschädigung in 16 Fällen verantworten. Schaden für die OSG: rund 129.000 Euro; die durch die Versicherung nicht gedeckten 26.500 Euro will die OSG von ihrem fristlos entlassenen Ex-Mitarbeiter.

Auch wegen Verleumdung angeklagt

Eins vorweg: Auflösen ließ sich das "Kuddelmuddel" gestern nicht. Ja, es wurde noch verworrener, denn die Staatsanwaltschaft weitete die Anklage gleich zu Beginn der Verhandlung, umsichtig geleitet von Richterin Doris Halper-Praunias, um den Vorwurf der Verleumdung aus. 

Der angeklagte Installateur und frühere OSG-Mitarbeiter soll den Verdacht bewusst auf jemand anderen gelenkt haben. Er habe bloß gesagt, der könnte es sein, widersprach der Angeklagte. Insgesamt bekannte sich der von Anwältin Kristina Unger (Kanzlei Beck & Partner) verteidigte Installateur "auf keinen Fall schuldig".

Der 25-Jährige war als OSG-Mitarbeiter bei sämtlichen Vorfällen im Einsatz. "Ich glaube, fast rund um die Uhr", sagte der leitende Ermittler der Polizei vor Gericht. Man habe sich anfangs an den jungen Mann gehalten, weil er von den sechs Service-Leuten der OSG in Eisenstadt am besten über die einzelnen Vorfälle Bescheid gewusst habe.

"Ich habe ihn für den Partieführer" gehalten, sagte der Beamte. Dabei war der 25-Jährige im vergangenen April erst seit drei Monaten bei der OSG und hatte laut eigenen Angaben noch nicht einmal für alle OSG-Anlagen Schlüssel

Vom Zeugen zum Verdächtigen

Apropos Schlüssel: Verteidigerin Unger versuchte Zweifel zu säen, indem sie darauf verwies, dass nicht einmal die OSG wisse, wie viele Schlüssel genau im Umlauf seien, zumal auch Fremdfirmen oder Hauswarte Zutritt zu den OSG-Anlagen hätten. 

Für die Polizei häuften sich im Zuge der Befragungen des Installateurs aber die Ungereimtheiten in seinen Aussagen, deshalb sei er vom Zeugen zum Verdächtigen geworden. "Es waren schon ein paar Sachen merkwürdig", gab der Polizist an. Etwa, dass der Angeklagte der einzige gewesen sei, der "Verdächtige" gesehen haben wollte. 

Oder dass er mehrmals Essen für die Security holte und einmal eine Stunde ausgeblieben sei, obwohl er nur zu einem Fastfood-Lokal fahren wollte. Freilich hatte der Angeklagte selbst seinen Kollegen gesagt, dass er nach dem Essenholen noch in der Kasernenstraße war, um dort nach dem Rechten zu sehen.

Und, vielleicht am auffälligsten: Sein Verhalten nach dem letzten Vorfall in der Anlage an der Kasernenstraße. Danach habe er zugegeben, dass ihm da ein Fehler passiert sei. Dass das Ventil weggeschossen sei, habe ihn in Panik versetzt und er sei aus dem Keller gelaufen.

Das habe er aber nicht zugeben wollen und deshalb so getan, als sei es ein weiterer Fall in der Serie der Vandalen-Akte sei. Es war übrigens der letzte, danach passierte nichts mehr.

Frage nach möglichem Motiv

Auf die Frage der Richterin nach dem Motiv, nennt der Kontrollinspektor "Geltungsdrang, psychische Probleme, Beziehungsschwierigkeiten". Und in einem Beisl habe er auch erzählt, dass die Überstunden von der OSG gut bezahlt würden. 

Der Angeklagte und seine Freundin, die gemeinsam einen dreijährigen Sohn haben, gehen arbeiten; der Installateur hat in Wien bei einer Baufirma einen neuen Job.

Von seinen früheren Kollegen im OSG-Serviceteam traut dem Angeklagten keiner die Taten zu: "Ich habe ihn bis heute nicht in Verdacht", sagt einer. Er könne sich nicht vorstellen, wie er das zeitlich schaffen hätte sollen, merkt ein anderer an.

Der Prozess wurde auf 22. März vertagt. Dann sollen ein weiterer Ex-Kollege und ein Versicherungsvertreter als Zeugen befragt werden.

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