Frauen in der Technik: „Traut euch, einfach probieren!“

Frauen in der Technik: „Traut euch, einfach probieren!“
Forscherinnentage sollen Mädchen für Technik begeistern. Rebecca Seywerth, Absolventin der Montan-Uni, hat ihr Faible für Naturwissenschaft und Technik erst vor der AHS-Matura entdeckt

Der Fachhochschul-Campus in Pinkafeld war am Samstag fest in Mädchenhand. Im Rahmen des 3. Forscherinnentages haben rund drei Dutzend Schülerinnen im Alter von neun bis elf Jahren einen kleinen Einblick in die Welt der Naturwissenschaft und Technik erhalten.

Der Sinn der Übung: Weil Mädchen immer noch vergleichsweise zurückhaltend in (höhere) technische Berufe drängen, sollen sie schon in jungen Jahren zumindest auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht werden, so die Initiatorin SPÖ-LH-Vize Astrid Eisenkopf.

Eine, die sich gleichsam selbst einen „Schubser“ in Richtung Technik gegeben hat, ist Rebecca Seywerth aus Jois.

Die 25-Jährige hat jüngst ihr Masterstudium an der Montan-Universität in Leoben abgeschlossen und mittlerweile einen der begehrten Plätze im Traineeprogramm eines global agierenden Konzerns ergattert. 

Zwei Jahre lang durchläuft sie unterschiedliche Sparten des Konzerns. Alle sechs Monate wird gewechselt, auch ein Auslandsaufenthalt ist obligatorisch. Danach will sie wissen, „an welchen Rädern ich drehen möchte“ – sprich: in welcher Sparte des Unternehmens sie fix einsteigt. 

Studiert hat Seywerth Industrielle Energietechnik (mittlerweile heißt der Studienzweig nur noch Energietechnik). Das „thematisch breit gefächerte“ Studium, erzählt sie, befasse sich u. a. mit Energiegewinnung, deren optimaler Nutzung und Speicherung – Themen also, die unerlässlich fürs Gelingen der Energiewende sind.

Auf die Frage, wie sie zur Technik gekommen ist, muss Seywerth selbst schmunzeln: „Das hat nicht nur meine Familie und meine Freundinnen und Freunde überrascht, sondern auch mich selbst“.

Die Kernfusion war‘s

Denn lange schlug das Herz der Schülerin des Gymnasiums der Diözese in Eisenstadt für die Geisteswissenschaften, Germanistik war als Studienwunsch gesetzt. 

Aber ein Referat im Physikunterricht über Kernfusion eröffnete ihr in der Maturaklasse eine neue, ganz ungewohnte Perspektive. Seywerth erinnert sich: „Ich habe plötzlich gemerkt, dass mich das interessiert und ich auf diesem Feld offenbar nicht ganz unbegabt bin“.

Nach der AHS-Matura ging‘s dann ans Sondieren, am Ende entschied sich Seywerth für die Montan-Uni in Leoben. Dass Studentinnen dort in der Minderheit sind, hat sie weder gestört noch irgendwie eingeschränkt. Tutorien erleichterten den Einstieg ins Studium.

Anschluss zu finden, war kein Problem. Bereut hat Seywerth die Studienwahl nie, auch wenn ihr manche Prüfungen viel abverlangt haben: „Man kann alles lernen, natürlich braucht es auch den nötigen Biss“.

Das könnte auch den Teilnehmerinnen am Forscherinnentag ins Stammbuch geschrieben sein. Und noch eins: Mit ihrem Studium kann Seywerth beim Berufseinstieg mit einem Bruttomonatsgehalt zwischen 3.700 und 4.200 Euro rechnen. 

Ihr Rat an junge Mädchen: „Traut euch, einfach probieren!“

Frauen in der Technik: „Traut euch, einfach probieren!“

Drei Dutzend Schülerinnen von neun bis elf Jahren haben am Forscherinnentag teilgenommen

 „Frauen können jeden Job in jeder Branche machen“

Was in Juristerei und Medizin schon erreicht ist, läuft in Technik und Naturwissenschaft noch schleppend: Dass sich Frauen und Männer bei den Absolventenzahlen einigermaßen die Waage halten. 

Mit Forscherinnentagen will das Land einen Impuls setzen und  Mädchen mit Technik in Berührung bringen. Jedes Jahr findet der Workshop in einer anderen Forschungseinrichtung statt, heuer in Pinkafeld.

Neben Berufsbildvideos von Frauen in der Technik gab es eine Bastel-Upcycling-Station und Experimente. „Wir zeigen, dass Forschung – ob zu Smart Computing, nachhaltiger Energieversorgung oder innovativen Energiesystemen – keine typische Männerbranche ist“, sagte Forschung-Burgenland-Geschäftsführer Marcus Keding

„Dass Frauen jeden Job in jeder Branche machen können, ist aber leider noch nicht überall angekommen“. Bei der Forschung Burgenland ist bereits die Hälfte der Belegschaft weiblich.

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