Riesiger Bilanzskandal um Präsidenten des SV Mattersburg
Vorstandsdirektor Martin Pucher ging mit einer Selbstanzeige in die Offensive und trat gemeinsam mit seiner Vorstandskollegin zurück. Kurz vor Dienstagmitternacht gab die Finanzmarktaufsicht FMA dann in einer Presseaussendung die Schließung der Commerzialbank Mattersburg bekannt. Im Zuge einer Prüfung waren zuvor massive Unstimmigkeiten entdeckt worden. Die Bilanzen düften über Jahre hinweg frisiert und vom Wirtschaftsprüfer vermutlich falsch testiert worden sein. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt.
Regierungskommissär bestellt
Die Fortführung des Geschäftsbetriebes wurde der Bank per Bescheid untersagt, die Filialen bleiben vorerst geschlossen. Auch das Online-Banking ist nicht mehr verfügbar. Als Regierungskommissär wurde Bernhard Mechtler bestellt, ein auf Banken spezialisierter Wirtschaftsprüfer der Kanzlei KPMG. Große Aufregung herrscht unter den Kunden. Sparer sollen ihr Geld entweder direkt von der Bank in vollem Umfang erhalten, oder über die staatliche Einlagensicherung - allerdings nur bis zu einer Gesamtsumme von 100.000 Euro pro Person und Konto, beziehungsweise Sparbuch.
Einlagensicherung
Die Einlagensicherung Austria GmbH hat innerhalb von 15 Arbeitstagen gesicherte Guthaben (Girokonten, Gehaltskonten, Studentenkonten, Pensionskonten, Sparbücher und Sparkonten, Wertpapierverrechnungskonten sowie Bausparverträge) bis zum gesetzlich fixierten Höchstbetrag auszuzahlen. Wie heute mitgeteilt wurde, ist die Einlagensicherung dafür schon mit der Bank in Kontakt. Man bereite die Abwicklung der Auszahlung vor.
Betroffene Einleger können sich auch telefonisch oder per E-Mail melden: 01 533 98 03-0, oder office@einlagensicherung.at.
Zuletzt gab die Bank eine Bilanzsumme von rund 800 Millionen Euro an - die Spareinlagen betrugen inklusive täglich fälliger Gelder rund 420 Millionen Euro, Einlagen von Kreditinstituten inklusive waren es rund 715 Millionen Euro.
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) sagte in einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag, er sei schockiert und tief enttäuscht von Pucher. Dieser könne sich "gar nicht vorstellen, was er da verbrochen hat". Sowohl in der Landesregierung als auch in der Wirtschaft Burgenland (WiBuG) werde eine Hotline eingerichtet, die Privatpersonen beziehungsweise Unternehmen zur Verfügung stehen wird. Zudem werde ein Jurist engagiert, der kostenlose Rechtsberatung bieten werde.
Die Commerzialbank Mattersburg AG war vor rund 25 Jahren von Martin Pucher gegründet worden. Als Leiter der Raiffeisenkasse Zemendorf trennte er sich nach einem Streit über die Geschäftsausrichtung vom Raiffeisen-Sektor. Neben der Zentrale in Mattersburg verfügt die Commerzialbank über acht Filialen im Bezirk: in Drassburg, Forchtenstein, Hirm, Krensdorf, Loipersbach, Schattendorf, Baumgarten und Zemendorf.
Engagement im Fußball
Martin Pucher ist seit dem Jahr 1988 auch Obmann des Fußballklubs SV Mattersburg. Einer der Sponsoren ist die Commerzialbank. Von 2005 bis 2009 war er außerdem Präsident der österreichischen Bundesliga. Dem SVM gehören weiters 35 Prozent der Fußballakademie Burgenland in Mattersburg.
Die Bank investiert aktuell in ein großes Bauprojekt in Mattersburg. Der Stadtplatz wird umgebaut, ein neues Rathaus errichtet. Gesamtbudget: rund 30 Millionen Euro. Einen Großteil davon finanziert die Commerzialbank, die Stadt steuert 5,5 Millionen Euro bei. Grundeigentümer ist Pucher.
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