Arbeiten starten: 30 Millionen Euro für Mattersburgs Innenstadt
Michael-Koch-Straße: Der Straßenname könnte wohl als Wort des Jahrzehntes durchgehen. Rund 400 Meter lang im Herzen von Mattersburg gelegen, hat die Straße in der Vergangenheit vermutlich für so viel für Diskussionsstoff und erhitzte Gemüter gesorgt, wie sonst wohl kaum etwas. Jetzt kommt Bewegung in das Viertel: Bei dem gemeinsamen Bauprojekt von Commerzialbank und Stadtgemeinde soll zwischen Hirtengasse und Michael Koch-Straße bis zum Frühjahr 2022 ein „Impulszentrum“ entstehen.
Die Pläne wurden von Grundstückseigentümer und Commerzialbank-Chef Martin Pucher, Bürgermeisterin Ingrid Salamon (SPÖ) und Bauleiter Richard Woschitz in Mattersburg präsentiert.
„Es ist sehr erfreulich, dass sich im Zentrum etwas tut und eine Lücke in der Innenstadt geschlossen wird“, erklärt Stadtchefin Salamon.
Auf einer Gesamtfläche von 10.500 werden insgesamt vier Gebäudekomplexe errichtet. Gebaut wird nicht nur ein neues Rathaus, auch eine Bankfiliale und dahinter liegende Büros und Wohnungen sollen entstehen. Neben der Bank und dem Rathaus wird eine Tiefgarage für etwa 80 Stellplätzen auf zwei Ebenen sowie zwei weitere Gebäude, die multifunktional genützt werden gebaut. Vorgesehen ist es, in den Gebäudekomplexen Büros, Wohnungen und Arztpraxen unterzubringen. „Die Nachfrage dafür ist sehr groß“, sagt die Bürgermeisterin.
Die Kombination von Rathaus, Bank und Gastronomie solle „zu einer dauerhaften und nachhaltigen Belebung des neuen Quartiers führen. „Die Anlage ist weitläufig angelegt und erinnert an südliche Städte in der Toskana, mit viel Wasser, viel Grün und klaren Konturen“, erklärt Architekt Andreas Hawlik, der bereits die Fußballakademie geplant hat.
Die Gebäude werden maximal viergeschoßig und sollen sich damit „in den dörflichen Charakter“ der städteräumlichen Struktur fügen.
Moderne Amtsstube
Weil auch das Rathaus in die Jahre gekommen ist, sei der Bau einer neuen Amtsstube notwendig geworden, erläutert Salamon. Derzeit habe man den Sitzungssaal im Rathaus dem Literaturhaus zur Verfügung gestellt. Der Gemeinderat müsse momentan in die Bauermühle ausweichen. Doch die Platznot soll bald der Vergangenheit angehören.
Gebaut werde ein „zeitgemäßes, lichtdurchflutetes und durchgehend barrierefreies Verwaltungsgebäude“, heißt es aus dem Planungsbüro Woschitz. Im Erdgeschoß wird ein barrierefreies Bürgerservice eingerichtet, ebenso wie ein Gemeindesaal, der Sitzplätze für 200 Personen bieten wird.
In der neuen Gemeindestube seien regenerative Energiesysteme geplant: Die Heizung werde über Wärmepumpen bedient, zur Stromgewinnung werden Fotovoltaikelemente auf den Flachdächern angeordnet.
Abbrucharbeiten
Die Abbrucharbeiten im Areal haben bereits begonnen, die Tiefbauarbeiten starten im Feber kommenden Jahres. Die Gesamtkosten für das Impulszentrum werden rund 29,5 Millionen Euro betragen, 5,5 Millionen davon übernimmt die Stadtgemeinde.
Apropos Bauarbeiten: Im Zuge der Errichtung des Impulszentrums wird auch die Michael-Koch-Straße um acht Meter verbreitert. Stadtchefin Salamon ist erleichtert, dass die Diskussionen um die Michael-Koch-Straße nun wohl beendet sind: „Es ist ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk für mich.“
Projekte in den Zentren: Öde Ortskerne sind von gestern
Lange, zu lange wurde im Burgenland kaum Augenmerk auf die Entwicklung der Ortskerne gelegt. Die Folge sind Fachmarktzentren und Supermärkte an der Peripherie, zwar ausgestattet mit reichlich Parkplätzen, aber unerreichbar für den nicht-motorisierten Teil der Bevölkerung.
Trendumkehr a la OSGIn den vergangenen Jahren hat allerdings eine Trendumkehr eingesetzt – nicht zuletzt wegen des Engagements der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG). In vielen, auch kleineren Ortschaften, wurden leer stehende Gasthäuser oder andere nicht genutzte Objekte gekauft und zu Wohnungen umgebaut. Oder aber gleich die Politik mit ins Boot geholt, um kommunale Projekte wie Gemeindezentren, Feuerwehrhäuser oder Polizeiinspektionen umzusetzen.
Auch aktuell hat die OSG einige Vorhaben in petto, die für eine Belebung der innerörtlichen Zentren führen werden. Zum Beispiel in Oberwart, wo am Areal der ehemaligen Kaserne das Projekt „Gesund im Zentrum“ mit Ordinationen und Büros für Gesundheitsberufe geplant ist. Oder in Deutschkreutz, wo ein Gemeindezentrum mit Polizeiinspektion und betreuten Wohnungen an jenem Platz entsteht, wo früher im Gasthaus Weber gern gespeist wurde.
Kommentare