Ex-Bewag-Chef Lukits: "So wurden acht Jahre meines Lebens zerstört“

Ex-Bewag-Chef Lukits: "So wurden acht Jahre meines Lebens zerstört“
Hans Lukits klagt nach seinem Freispruch an und kündigt für Frühling ein Aufdeckerbuch zu Verfahren um Windkraftprojekt an

Montag, Schlag Mitternacht, endete für Hans Lukits ein Albtraum, der vor mehr als acht Jahre zuvor begonnen hatte.

Ende April 2011 änderte der Bewag-Aufsichtsrat die Monate zuvor beschlossene einvernehmliche Auflösung der Vorstandsverträge von Lukits und dessen Kollegen Josef Münzenrieder in eine fristlose Entlassung. Anlass: „Vermutete Verfehlungen und grobe Pflichtverletzungen“ der Ex-Chefs des Landesstromversorgers bei einem Windkraftprojekt einer Bewag-Tochter in Ungarn.

Die Folge: Jahrelange Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die im Frühjahr 2017 in einen Prozess mit ursprünglich 11 Angeklagten vor dem Landesgericht Eisenstadt mündeten. Er endete mit vier teilbedingten Schuldsprüchen (darunter Lukits) und fünf Freisprüchen (darunter Münzenrieder).

Ex-Bewag-Chef Lukits: "So wurden acht Jahre meines Lebens zerstört“

Die früheren BEWAG-Vorstände Hans Lukits (l.) und Josef Münzenrieder vor Beginn eines Untreue-Prozesses um ein nach der Jahrtausendwende in Ungarn geplantes und schließlich aufgegebenes Windparkprojekt des früheren burgenländischen Energiedienstleisters BEWAG am Montag, 6. März 2017, im Landesgericht Eisenstadt.

Der Oberste Gerichtshof verwarf Anfang dieses Jahres den Untreue-Schuldspruch gegen Lukits und verwies die behaupteten Schmiergeldzahlungen der Bewag an ungarische Amtsträger zurück nach Eisenstadt. Dort wurden Lukits und zwei weitere Angeklagte letzte Woche im Zweifel freigesprochen.

Seit Montag, 0 Uhr, ist der Freispruch rechtskräftig und Lukits von einer Last befreit.

„Sobald gegen dich ermittelt wird, bist du erledigt“

„So etwas wünsche ich nicht einmal meinem größten Feind“, sagt der 68-Jährige zum KURIER. Jeden Tag sei er mit dem Gefühl aufgewacht, ein Damoklesschwert hänge über ihm. „Du bist in Österreich erledigt, sobald gegen dich ermittelt wird“, blickt Lukits nicht im Zorn, aber hadernd zurück.

Das Geschäft einer von ihm nach der Bewag-Zeit gegründeten Gesellschaft brach nach 150.000 Euro Umsatz im ersten Jahr ein, Job-Angebote wie die Sanierung eines Autozulieferers verflüchtigten sich, weil „ich immer offengelegt habe, dass ermittelt wird“. Sich beim AMS zu melden, habe sein Stolz nicht zugelassen, stattdessen wurden Rücklagen aufgelöst und Grund verkauft. Den Verdienstentgang inbegriffen habe ihn das Verfahren rund zwei Millionen Euro gekostet.

Das Schlimmste sei aber der Verlust seiner Frau Ingrid gewesen, die nach 42 Ehejahren nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben ist, sagt Lukits – auch jetzt nicht zornig, aber sehr bedrückt.

Gespräche mit Niessl und Gerbavsits?

Hörbar aufgebracht ist der Ex-Vorstandschef hingegen, weil er überzeugt ist, dass „acht Jahre meines Lebens zerstört wurden“ – ohne Not. Er und Münzenrieder hätten von Anfang an volle Aufklärung angeboten. „Aber die haben uns nicht einmal die Chance gegeben“, klagt Lukits. Mit „wenig Aufwand und null Kosten hätten wir das gleiche Ergebnis erzielt, das jetzt am Tisch liegt: Dass die Vorwürfe haltlos sind“.

Mitte April 2011 habe ihn sein Nachfolger in der Bewag, Michael Gerbavsits, angerufen und mitgeteilt, das Gehalt werde wegen des „Ungarn-Geschäfts“ nicht angewiesen. „Fragt uns, wir sind da und stehen zur Verfügung, so lange ihr wollt“, erinnert sich Lukits an seine Antwort. Das Aufsichtsratspräsidium wolle das nicht, habe Gerbavsits abgeblockt. Der sagt, an dieses Gespräch könne er sich beim besten Willen nicht mehr erinnern.

Ex-Bewag-Chef Lukits: "So wurden acht Jahre meines Lebens zerstört“

2012 wurde aus Bewag und Begas die Energie Burgenland

Ex-Aufsichtsratspräsident Josef Kaltenbacher kann sich an ein anderes Detail vom Mai 2011 zwar erinnern, sieht es aber anders als Lukits: Eine Bewag-Anwältin habe bei einem Gespräch notiert, Kaltenbacher habe bei der „Vorstandsausschaltung“ mit LH Hans Niessl „Rücksprache gehalten“, so Lukits. Kaltenbacher kontert, man habe aufgrund der Faktenlage die Entlassung aussprechen müssen, danach habe man den Landeshauptmann als Eigentümervertreter informiert.

„Erst wurden wir entlassen, dann wurde geprüft“, sieht Lukits viel Aufklärungsbedarf. In einem Aufdeckerbuch, das im Frühjahr erscheint, will er seine Version schildern und weitere Namen nennen. „Das Ganze muss jemand inszeniert haben.“ Buchtitel: „Wonach suchen wir? Im Bermudadreieck von Politik, Medien und Justiz“.

Kommentare