Pflanzenschutzmittel adé: „Ausgespritzt“ im Natura 2000-Gebiet

Pflanzenschutzmittel adé: „Ausgespritzt“ im Natura 2000-Gebiet
Von der EU-Kommission wird ein Totalverbot von chemischen Pflanzenschutzmitteln bis 2030 empfohlen. Heimische Winzer und die Landwirtschaftskammer sehen diese Entwicklung kritisch.

Für Landwirte und Winzer wird sich bis 2030 wohl so einiges ändern. In einem Gesetzesentwurf der EU-Kommission ist von einer Reduzierung chemischer Pflanzenschutzmittel bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent die Rede. Für Natura 2000-Gebiete – immerhin 25,14 Prozent der Landesfläche im Burgenland – soll sogar ein Totalverbot gelten.

Verena Klöckl, zuständig für alle Fragen bezüglich Wein in der Landwirtschaftskammer, sieht das geplante EU-Vorhaben kritisch: „Aus Landwirtschaftskammer-Sicht ist das nicht sehr positiv. Wenn gar nichts mehr behandelt werden darf, schließt man damit wichtige Hilfsmittel aus. Man wird nicht so schnell neue Sorten erfinden können, die keine Behandlung brauchen.“ Vor allem würde es für Landwirte und Winzer, die nicht in einem Natura 2000-Gebiet anbauen, einen „künstlichen Wettbewerbsvorteil“ am Markt schaffen. Die wären vom Totalverbot nämlich nicht betroffen.

Im Weinbau wird beispielsweise gegen den Pilzbefall ein Spritzmittel aufgebracht. Der Befall sei ohne spezielle Mittel nicht so leicht zu bekämpfen: „Es gibt nichts maschinelles, um einen Pilzbefall zu reduzieren“, erklärt Klöckl. Einzig präventive Maßnahmen wie gute Durchlüftung würden helfen, doch bei durchgängiger Nässe würden auch diese versagen.

„Der Wert eines guten Weines muss steigen. Nur so wird es langfristig gehen. Am Markt muss sich etwas tun“

von Hans Polczer, Winzer am Eisenberg

Inwieweit Bio-Bauern davon betroffen sind, konnte Klöckl nicht sagen: „Es geht aus dem aktuellen Gesetzesentwurf noch nicht hervor, ob auch organische Pflanzenschutzmittel gemeint sind.“ Konkret handle es sich dabei um Kupfer und Schwefel, welche auch für Bio-Landwirte verfügbar sind.

Subvention durch EU

Ein betroffener Winzer ist Hans Polczer in Eisenberg an der Pinka. Sein Weingut umfasst 23 Hektar und rund 120.000 Stöcke. „Wenn es so weit kommt, dann wäre unsere einzige Alternative die Laubarbeit. Wir müssen noch genauer arbeiten und ausdünnen, sowie bei der Wissenschaft nachfragen, welche Alternativen es gibt, denn die muss es geben“, erklärt der erfahrene Winzer. Die Umstellung auf andere Mittel würde laut Polczer Ernteeinbußen für drei bis vier Jahre mit sich bringen.

Über die „Gemeinsame Agrarpolitik“ der Europäischen Union sollen betroffene Landwirte und Winzer genau für diesen Fall bis zu fünf Jahre eine finanzielle Unterstützung bekommen. „Wir werden niemanden im Stich lassen“, heißt es von EU-Kommissarin Stella Kyriakides.

Polczer ist kein Freund einer weiteren Subvention: „Die grundsätzliche Frage lautet, warum wir Weinbauern so stark auf Förderungen angewiesen sind. Wir sollten vom Weinverkauf und den guten Produkten leben können. Förderungen schaffen nur Abhängigkeiten, deshalb muss der Wert eines guten Weines gewinnen. Das wird nur langfristig gehen.“

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