Rico Gulda übernimmt im kommenden Jahr als Generalintendant die Leitung der musikalisch-kulturellen Aktivitäten der Esterhazy-Privatstiftung und soll sie international bekannter machen
Oje, beginnt sich das Personalkarussell schon wieder zu drehen? Auf diesen Gedanken hätte man verfallen können, als Esterhazy in der Vorwoche die Verpflichtung von Rico Gulda ankündigte. Der 56-jährige Pianist und Kulturmanager wird am 1. März 2025 Gesamtleiter der musikalisch-kulturellen Aktivitäten der Esterhazy Privatstiftung in Eisenstadt.
Vor zehn oder 15 Jahren waren künstlerische Leiter bei Esterhazy das Gegenteil ihres übergroßen Ahnherrn Joseph Haydn, der 31 Jahre geblieben war. Kaum waren sie aus Wien, dem Saarland oder New York kommend in Eisenstadt vorgestellt, war ihr Gastspiel in der Provinz auch schon wieder vorbei.
Aber die Zeiten haben sich geändert, die Fluktuation des Personals bei den Esterhazy-Betrieben hat sich auf ein moderates Maß eingependelt – und vor allem: Gulda kommt nicht, weil ein anderer geht.
Intendanten-Quartett
Gulda, derzeit noch künstlerischer Betriebsdirektor am Wiener Konzerthaus, soll in Eisenstadt als Generalintendant die musikalischen Angebote von Esterhazy koordinieren und für eine programmatische Abstimmung sorgen.
Die amtierenden vier Intendanten Daniel Serafin (Oper im Steinbruch Sankt Margarethen), Julian Rachlin (Herbstgold), Maria Radutu (Pianofestival Keys to Heaven) und Andreas Richter (Classic Esterhazy) bleiben in der Programmierung ihrer Formate weiterhin eigenständig, wird seitens der Verantwortlichen versichert.
Der designierte Generalintendant wird auch für die Kommunikation mit neuen Partnern sowie die Betreuung von nationalen und internationalen Partnerschaften und Kooperationen verantwortlich sein.
Rico Gulda, Sohn des im Jahr 2000 verstorbenen Pianisten und Komponisten Friedrich Gulda und Bruder von Pianist, Komponist und Dirigent Paul Gulda, soll das im vergangenen Jahrzehnt entstandene musikalische Kleeblatt der Esterhazy vor allem auch international bekannter machen. Die sommerlichen Opernfestspiele mit rund 100.000 Zuschauern sind in dieser Hinsicht schon am weitesten. "Viele Kenner der Musik- und Opernszene loben die Oper in St. Margarethen als das Nonplusultra der Freilicht-Oper in Europa und vielleicht der Welt“, schrieb Stefan Ottrubay, Vorstandsvorsitzender der Esterhazy-Privatstiftung, etwa im heurigen Sommer im Magazin "Bühne“.
Diese Anerkennung sollte auch den anderen Festivals unter dem Esterhazy-Dach zuteilwerden, so der Wunsch. Oder anders: In der Musikwelt sollte Eisenstadt in einem Atemzug mit den Salzburger und Bregenzer Festspielen genannt werden, lautet das hehre Fernziel.
"Potenzial entfalten“
Dass er in einer großen Tradition und vor einer nicht minder herausfordernden Aufgabe steht, weiß Gulda: "Es hat einen großen Reiz, in Eisenstadt, der Wiege der Wiener Klassik und dem einstigen Wirkungsort Joseph Haydns, daran teilzuhaben, die nächsten Kapitel in dieser jahrhundertelangen Geschichte zu gestalten“. Er freue sich, "gemeinsam mit den Kollegen im Team das ganze Potenzial des Standortes Eisenstadt weiter zu entfalten und die diversen kulturellen Angebote auch international in der ersten Liga zu positionieren“.
Ottrubay erwartet sich viel von Guldas "breitem, globalen Netzwerk“, das dazu beitragen werde, "das Profil unserer Angebote an den verschiedenen Standorten weiter zu schärfen und qualitativ zu entwickeln“.
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