Fünf Tage der Woche war er unterwegs, jettete zwischen europäischen Städten umher. Ziel waren internationale Unternehmen, deren Mannschaft und Führungskräfte er zu größeren Erfolgen verhalf. Seine Referenzen reichen vom Energydrink-Giganten bis zur kleinen Firma. Nebenbei schrieb der Spitzentrainer zwei Bücher. Nach 20 Jahren ist damit Schluss: Andreas Nussbaumer hat sich aus seinem alten Leben verabschiedet.
Den ersten Impuls zu einem neuen Leben hat der 45-Jährige vor zwei Jahren verspürt. „Ich saß fast jeden Tag im Flieger. Und meine Frau (Elisabeth Nussbaumer, Anm.) hat die Plattform ,Nachhaltig im Burgenland‘ betrieben. Das hat mir vor Augen geführt, wie schlimm Turbo-Kapitalismus ist.“
Lockdown änderte alles
Mit dem ersten Lockdown im März des Vorjahres war dann schlagartig alles anders: Die Trainings konnten nicht mehr stattfinden. „Da hat mich meine Frau gefragt, was ich davon halte, Gemüsebauer zu werden. Und ich hab mir gedacht, die Frau hat einen Vogel“, erzählt Nussbaumer und lacht.
Vor zehn Jahren hatte das Paar seinen privaten Lebenshof im mittelburgenländischen Weppersdorf erworben. Auf Hof-Sonnenweide leben sie mit etwa 150 Tieren. Durch Patenschaften können sie ihren – oft geretteten – Mitbewohnern ein schönes Leben ermöglichen.
Von den Tieren zum Gemüse sei es dann nur mehr ein kleiner Schritt gewesen, damit sich der Kreis schließe, sagt Nussbaumer. Nach gründlicher Überlegung habe er beschlossen, es mit der Marktgärtnerei zu versuchen.
„Alles ging erstaunlich einfach“, erinnert sich der frischgebackene Landwirt. Mithilfe von Experten hat das Paar im Jänner mit dem Gemüseanbau begonnen. Um die Jungpflanzen selbst ziehen zu können, hat er selbst einen Folientunnel errichtet. Die ersten Pflanzen sind schon in der Erde.
Biokisterl
Das Gemüse wird in der Region verkauft. Ab Mai können die Kunden ihr frisches Gemüse auf Hof-Sonnenweide selbst abholen. Geboten werden künftig auch Biokisterl mit saisonaler Ware zur Abholung in Oberpullendorf und Deutschkreutz. Um die 140 verschiedenen Sorten zu ziehen, haben die Nussbaumers alle Hände voll zu tun. Sprichwörtlich. Verzichtet wird nämlich auf den Einsatz schwerer Maschinen. Kohl, Karotten und Salat werden von Hand gezogen.
Mit dem Krähen des Hahnes beginnt die Arbeit am Feld bzw in den Beeten. „Ich hab zwar vorher schon an den Wochenenden am Hof geholfen. Aber das ist jetzt eine komplette Umstellung.“ Bis zum Sonnenuntergang arbeitet Andreas Nussbaumer mit seiner Frau Elisabeth am Feld und versorgt die Tiere. Seinen alten Job als Business-Trainer vermisst er nicht. „Das Arbeiten im und mit dem Boden, zu sehen wie aus dem Samenkorn eine Pflanze entsteht und das Wissen, Gemüse in bester Qualität zu produzieren, erfüllt mich sehr. Auch wenn ich am Abend ganz schön erledigt bin.“
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