Ein guter Jahrgang: Wie der 2021er Wein schmeckt
2021 war ein Jahr ganz nach dem Geschmack der heimischen Winzer. Das Wetter hat sich nämlich fast wie bestellt verhalten: Im Frühling gab es keinen Spätfrost, dafür viel Niederschlag; im Sommer waren die Hitzeperioden nicht zu lang, und die Lese konnte unter perfekten Bedingungen stattfinden.
In Neusiedl am See hat das Weingut Preschitz vorige Woche mit den Sorten Cabernet und Blaufränkisch den letzten Rest einer erfolgreichen Ernte eingefahren. Jungwinzer Markus Preschitz ist mit dem Ertrag sehr zufrieden – dem KURIER gibt er einen ersten Vorgeschmack auf den Weinjahrgang: „Der 2021er wird eine gewisse Eigenständigkeit haben. Der Säuregehalt ist aufgrund des vielen Regens und des kühleren August etwas höher, was den Jahrgang von anderen abhebt.“
Dass die Ernte in den meisten nordburgenländischen Weingütern heuer erst im September losgegangen ist, kann in Zeiten des Klimawandels als seltenes Ereignis gewertet werden. Auch Markus Preschitz und seine Familie haben die Weintrauben heuer zehn Tage später als in den vergangenen Jahren von den Reben geschnitten. „Die Erntebedingungen waren ideal. Weil das Wetter etwas kühler war, konnte man bei jeder Sorte auf eine gute Reife zuwarten“, erzählt Preschitz.
Wandel im Weingarten
Doch die Jahre, in denen so gute Bedingungen vorherrschen, sind rar geworden. In den letzten Saisonen gab es des Öfteren schmerzliche Ernteausfälle, sei es wegen Wintereinbrüchen im Frühling, extremer Hitze im Sommer oder Unwettern. Die Winzer müssen sich an die neuen Klimabedingungen anpassen, aber: „Man kann sich nie wirklich hundertprozentig darauf einstellen. Gleichzeitig für Trockenheit und 100 Liter Niederschlag am Tag gewappnet sein, das funktioniert nicht“, merkt Markus Preschitz an. Das Klimarezept des (fast) 30-Jährigen lautet: Mit der Natur arbeiten, nicht gegen sie.
„Wir schauen, dass wir von der Monokultur wegkommen, hin zu einem Ökosystem Weingarten, wo Lebensraum für alles da ist“, erklärt Preschitz. Begrünung zwischen den Reben kann Schäden durch Starkregen abfedern und sorgt obendrein für Abkühlung an Hitzetagen.
Breites Sortiment
Mit einer Produktionsmenge von jährlich circa 50.000 Litern zählt die Familie Preschitz zu den kleineren Weingütern im Nordburgenland. Da sich die zwölf Hektar Anbaufläche über verschiedene Lagen und Böden erstrecken – von den Ausläufern des Leithagebirges am Neusiedler Kirchberg bis zur pannonischen Tiefebene bei Gols – können die Rebensäfte von Preschitz mit einer großen Bandbreite auftrumpfen: Vom leichten Weißen bis zum vollmundigen Roten ist für jeden Weinliebhaber etwas dabei. Ein Alleinstellungsmerkmal des Weingutes findet man bei den charaktervollen Weißweinen wie Grauburgunder oder Chardonnay.
Auch renommierte Jurys sind schon auf den Geschmack gekommen: Ein besonderes Highlight war der Gesamtsieg in der Golden League 2019 bei den Weingütern bis 20 Hektar.
Mehr Wert als auf Awards legt Markus Preschitz aber auf das Feedback der Gäste im hauseigenen Buschenschank. Schließlich macht das Weingut 80 Prozent seines Geschäftes mit dem Direktverkauf an den Endkunden. Und so soll es auch bleiben: „Wir haben keine großen Wachstumsambitionen. Wir haben unser en Weg und unser Sortiment gefunden“.
Comeback für das Martiniloben
Die beste Gelegenheit, die Neusiedler Rebensäfte zu verkosten, bietet sich am ersten Novemberwochenende: Nachdem das Neusiedler Martiniloben im Vorjahr ausgefallen ist, kann die traditionelle Weinverkostung heuer unter Einhaltung der 3-G-Regel am 6. und 7. November wieder stattfinden.
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