„Wir bitten die Burgenländer, das Volksbegehren zu unterstützen“, betonte SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst am Donnerstag in der roten Parteizentrale in Eisenstadt. Und er werde auch „innerhalb der Sozialdemokratie dafür werben“, setzte der Politiker nach. Ob die SPÖ Burgenland als Organisation oder er als Person hinter dem Anliegen stehe, wollte der KURIER wissen und bekam zur Antwort: Es werde „eine Mischung aus beidem geben“.
Der 77-jährige aus St. Margarethen stammende Talos, Verfasser zahlreicher Werke zum Sozialstaat und Kämpfer für dessen Erhalt, tritt für eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes von derzeit 55 Prozent Nettoersatzrate (des Arbeitseinkommens) auf 70 Prozent ein. Bei 400.000 Arbeitslosen würde das eine Milliarde Euro mehr kosten. Viel Geld, aber, so Talos: „Was hat sich der österreichische Staat in den letzten Jahren nicht alles geleistet?“
Eine teilzeitbeschäftigte Frau mit einem Einkommen von 800 Euro monatlich muss im Falle der Arbeitslosigkeit von 440 Euro leben. „Nicht nur in Eisenstadt kann man davon nie und nimmer leben“, sagte Talos, der schon 2002 unter den Initiatoren des Volksbegehrens „Sozialstaat Österreich“ war – damals haben rund 720.000 Österreicher oder 12,2 Prozent der Wahlberechtigten unterschrieben.
Und das Ziel für das Volksbegehren „Arbeitslosengeld rauf“, für das die Eintragung von 2. bis 9. Mai möglich ist? Zumindest 100.000 Unterschriften sollten es sein, denn damit muss ein Volksbegehren im Parlament behandelt und dem zuständigen Ausschuss zugewiesen werden. Die Organisatoren des Volksbegehrens treten aber nicht nur für eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes ein, sondern auch gegen die Verschärfung der Zumutbarkeitsbestimmungen und gegen ein degressives Arbeitslosengeld (längere Arbeitslosigkeit bedeutet weniger Geld). Der Sozialstaat sei nötig, „wenn wir nicht wollen, dass die Spaltung durch die Gesellschaft rauscht“, ist Talos überzeugt.
Gefragt, was er vom Weg der Doskozil-SPÖ mit Mindestlohn, gemeinnütziger Pflege und sozialem Wohnbau halte, sagte der Experte: Er halte den Vorstoß „für wichtig“ und hoffe, „dass es kein Sonderweg bleibt“. Ob dies auch heiße, dass er Hans Peter Doskozil für den besseren SPÖ-Spitzenkandidaten bei der nächsten Nationalratswahl halte? Talos: „Das muss ich nicht beantworten“.
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