Die Ergebnisse der bisher größten Umfrage zum Thema Pflege liegen vor. In Zusammenarbeit mit dem Seniorenbeirat hat die FH Burgenland im Auftrag des Landes eine Befragung der über 60-Jährigen durchgeführt. Die wenig überraschende Kernaussage: 98,5 Prozent der Befragten wollen in ihren eigenen vier Wänden alt werden. Im Gegensatz dazu steht aber, dass nur 44,3 Prozent davon ausgehen, sich das auch leisten zu können.
Mit Stand 1. Jänner 2018 gab es im Burgenland 31.427 Menschen über 75 Jahre. Diese Zahl wird bis 2030 um 20 Prozent auf über 37.000 steigen. Dementsprechend groß seien die Herausforderungen, sagte Neo-Landesrat Christian Illedits (SPÖ) bei der Präsentation. „Der hohe Rücklauf und die vielen persönlichen Anmerkungen sind für mich ein Indiz, wie sehr das Thema die Menschen beschäftigt“, meint der frühere Landtagspräsident, der als Credo ausgibt: „Pflege muss für jeden Burgenländer leistbar sein."
Insgesamt wurden 23.117 Fragebögen verschickt, davon kamen 9.794 Stück zurück. Das ergibt eine Rücklaufquote von 42 Prozent. Ursprünglich hätten die Fragebögen sogar an rund 30.000 Menschen über 60 Jahren gehen sollen, aber der Seniorenbund hatte sich dazu entschlossen, nicht an der Umfrage teilzunehmen.
Noch zufriedener als mit der Rücklaufquote war Illedits mit den vielen persönlichen Anmerkungen: "Wir haben sogar einige Briefe erhalten. Das zeigt, wie wichtig es ist, die Menschen direkt in Entscheidungsprozesse einzubinden und sie zu ihrer Meinung zu befragen."
Wunsch nach Pflege Zuhause
Je älter die befragten Personen sind, desto größer wird der Wunsch, Zuhause gepflegt zu werden. Allerdings steigt mit zunehmenden Alter auch die Akzeptanz für Pflegeheime. Auffallend ist, dass bei älteren Personen die Zustimmung für betreutes Wohnen ab- und die Belastung durch das Verlassen der eigenen vier Wände zunimmt.
Finanzieller Aspekt
Knapp die Hälfte der Befragten gab an, dass sie in ihrem Umfeld Menschen haben, die sie ohne Bezahlung unterstützen würden. Richtige Pflege aus dem Umfeld ohne Bezahlung wäre allerdings nur für knapp 29 Prozent möglich. Gleichzeitig gaben aber 62 Prozent an, dass die Menschen in ihrem Umfeld zu wenig Zeit hätten, um sie zu pflegen.
Regionale Unterschiede
Aufgrund des größeren Angebots an mobilen Diensten wie Hauskrankenpflege werden diese eher im Nord- und Mittelburgenland nachgefragt. Im Südburgenland ist die Akzeptanz für eine Unterbringung in Pflegeheimen deshalb höher.
Auf Basis dieser Umfrage wird nun der von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) angekündigte Zukunftsplan Pflege erstellt. Dieser wird laut Illedits am 25. März der Öffentlichkeit präsentiert. Bis dahin plädiert Illedits, die Dienste der an jeder Bezirkshauptmannschaft installierten Pflegeberater in Anspruch zu nehmen – auch als Präventivmaßnahme. Bislang wurden in nur zwei Monaten 286 Beratungen durchgeführt, 60 Prozent davon telefonisch.
Direkt nach der Präsentation reagierte die ÖVP und schrieb in einer Aussendung von einem „drohenden Versorgungskollaps sowie einer ratlosen Landesregierung“. Gesundheitssprecher Christian Sagartz ortet darüber hinaus „grobe Fahrlässigkeit“.
Land Burgenland startet großangelegte Umfrage zum Thema Pflege
Der neue Pflege- und Betreuungsplan wird in enger Zusammenarbeit mit den Interessenverbänden des Seniorenbeirates erstellt und Ende März im Detail vorgestellt. Um die Bedürfnisse der älteren Generation zu erheben, wurde das Department Soziales der FH Burgenland mit einer Umfrage beauftragt.
Die wichtigsten Ergebnisse: 98,5 % der Befragten wollen so lange wie möglich in den eignen vier Wänden bleiben, jedoch nur 44,3 % sind der Meinung, sich die Pflege zuhause leisten zu können.
Die Zahl der über 75-Jährigen wird burgenlandweit bis 2030 um 20 Prozent zunehmen, Frauen werden weiter die Mehrheit stellen. Die Grafik zeigt die weibliche und männliche Beteiligung an der Umfrage.
Das persönliche Einkommen der befragten Personen liegt zum Großteil zwischen 1.000 und 1.499 Euro, die zweitgrößte Gruppe hat pro Person zwischen 1.500 und 1.999 Euro zur Verfügung.
77,7 Prozent der Umfrageteilnehmer nehmen derzeit noch keine Pflege und Betreuung in Anspruch. Das ist angesichts der Altersverteilung der Befragten auch wenig verwunderlich, sind doch 42 Prozent der Teilnehmer zwischen 60 und 69 Jahren alt.
Von den 1.274 Befragten, die bereits Pflege in Anspruch nehmen, werden 880 von Angehörigen oder Freunden betreut - das ist ein Anteil von knapp 70 Prozent.
Knapp die Hälfte der Befragten gab an, dass sie in ihrem Umfeld Menschen haben, die sie ohne Bezahlung unterstützen würden. Pflege aus dem Umfeld ohne Bezahlung wäre allerdings nur für knapp 29 Prozent möglich. Gleichzeitig gaben aber 62 Prozent an, dass die Menschen in ihrem Umfeld zu wenig Zeit hätten, um sie zu pflegen.
Für 44 Prozent der Befragten wäre die Pflege in den eigenen vier Wänden leistbar, 56 Prozent könnten sich das nicht leisten. Die Umfrageteilnehmer ziehen mobile Dienste, betreutes Wohnen und 24-Stunden-Betreuung einer Unterbringung im Pflegeheim vor.
Je älter die Befragten sind, desto größer wird der Wunsch, zu Hause gepflegt zu werden. Aber auch die Akzeptanz für Pflegeheime steigt mit zunehmenden Alter.
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