Der 2. SPÖ-Kandidat aus dem Burgenland: Wer ist Berthold Felber?
Hans Peter Doskozil ist nicht der einzige Burgenländer, der SPÖ-Chef werden möchte. „Ich, Berthold Felber, Parteimitglied der SPÖ seit mehreren Jahrzehnten, bewerbe mich hiermit für die Position des Bundesparteiobmannes der SPÖ“, schrieb der mittelburgenländische Unternehmer Montagmittag an die Bundes- und die burgenländische Landes-SPÖ – und löste damit in den Parteizentralen hektische Betriebsamkeit aus.
Wer, so fragte man sich in einer Mischung aus Erstaunen und Verunsicherung, ist Berthold Felber?
Der fast 69-Jährige führt in Neckenmarkt ein Unternehmen für Kabelbäume, die u. a. in der Eisenbahn- und Medizintechnik verwendet werden. Neben dem Standort im Mittelburgenland mit rund zehn Mitarbeitern gibt es einen zweiten in Serbien.
Und, was man bei dieser Vita nicht unbedingt erwarten würde, Felber ist seit den 1970-er Jahren SPÖ-Mitglied. Er habe, so erzählt er am Mittwoch dem KURIER, mit einer Ausnahme auf kommunaler Ebene in all den Jahren stets die SPÖ gewählt – auch wenn er mit vielem in der Partei unzufrieden ist.
Womit wir schon mitten in der Führungsdebatte der SPÖ sind: Pamela Rendi-Wagner und Doskozil gehörten zu einer „SPÖ-Führungsclique“, die sich von der Bevölkerung „abschottet“. Das seit Jahren andauernde gegenseitige „Befetzen in der Öffentlichkeit ist außer parteischädigend nur parteischädigend“, begründet Felber seine Bereitschaft, SPÖ-Chef zu werden. Es genüge nicht zu kritisieren, irgendwann müsse man Verantwortung übernehmen: „Ich würde mir Vorwürfe machen, es nicht zumindest versucht zu haben“, sagt Felber, denn: Irgendwer müsse den Abwärtstrend stoppen.
Doskozil antwortet nicht
Aber im Burgenland hat die SPÖ unter Doskozil 2020 ja die absolute Mehrheit geholt? Manche seiner eigenen Positionen würden sich durchaus mit denen Doskozils decken, räumt Felber ein – etwa in der Migrationsfrage – aber an Doskozils roten Markierungen wie Mindestlohn oder Baulandmobilisierung kann er nichts Positives finden. Und wie der Landesfürst seine Anliegen durchsetze und alle Spitzenpositionen mit Vertrauensleuten besetze, lehnt Felber ab.
Würde er in seiner Firma den Mindestlohn umsetzen und vom Arbeiter bis zur Betriebsleiterin abstufen, würde das die Lohn- und Lohnnebenkosten um 22 Prozent steigern. „Dann kann ich zusperren“, so der Unternehmer, der sich nach eigenen Angaben vor Jahren um den Vorsitz im SPÖ-Wirtschaftsverband beworben hat – aber gegen einen Kandidaten mit besten Kontakten zum Büroleiter des damaligen Landeshauptmanns Hans Niessl den Kürzeren zog.
Hat er den aktuellen Landeshauptmann jemals kontaktiert? Er habe Doskozil einmal geschrieben, ob es nicht sinnvoller wäre, parteiinterne Auseinandersetzungen innerhalb der Gremien zu führen. „Ich warte bis heute auf eine Antwort“, so Felber, obwohl er seine Ansicht „nicht unhöflich“ vorgebracht habe. Auch dass sich Doskozil „in gut funktionierende Organisationen“ wie die gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften oder den Jagdverband einmische, behagt Felber nicht.
Drei Punkte wären ihm als SPÖ-Bundesparteivorsitzender besonders wichtig: Arbeitnehmern müsse „mehr Netto vom Brutto bleiben“, spricht der Unternehmer wie ein Gewerkschafter. Die SPÖ müsse sich wieder der Bevölkerung als „Souverän“ zuwenden und eigene Leistungen herausstreichen statt immer andere Parteien schlecht zu machen. Und die SPÖ solle intern eine gemeinsame Linie finden, die dann nach außen von allen geschlossen vertreten werde.
Gibt‘s einen SPÖ-Politiker, den Felber akzeptiert? Bruno Kreisky – bis er sich von Hannes Androsch trennte. Und Franz Vranitzky, der aber den Fehler gemacht habe, „die FPÖ auszugrenzen“. Damit seien aber „nur ehemalige SPÖ-Wähler ausgegrenzt worden“.
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