Coca-Cola-Werksleiter: "Wir finden kaum Leute für den Schichtbetrieb"
Im vergangenen März hat Christian Kohlhofer einen Karrieresprung hingelegt: Nach fünf Jahren als Produktionsleiter wurde der 34-jährige Niederösterreicher zum Werksleiter von Coca-Cola HBC in Edelstal befördert.
In seiner neuen Funktion will er vor allem die nachhaltige Entwicklung des Standortes vorantreiben.
KURIER: Beginnen wir mit einem Aufreger-Thema. Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis man in Österreich nicht mehr über die „Tethered Caps“ schimpft - diese neuen fixen Verschlüsse an PET-Flaschen?
Christian Kohlhofer: Ich glaube, dass sich das ganz schnell normalisiert. Das hat man schon bei den Tests vor zwei Jahren bei uns im Betrieb gesehen. In den ersten zwei, drei Wochen waren die Verschlüsse ein Thema, mittlerweile gehören sie ganz normal zum Alltag dazu. Bei jeder Verpackungsinnovation gibt es gewisse Lerneffekte, das hatten wir bei den kartonbasierten Umverpackungen auch. Außerdem haben die fixen Verschlüsse tatsächlich positive Recycling-Effekte.
Als Sie Werksleiter wurden, haben Sie betont, dass der Wasser- und Energieverbrauch am Standort Edelstal stetig reduziert werden soll. Wie sieht der aktuelle Zwischenstand aus?
Kohlhofer: Die Kennzahl ‚Water Ratio‘ ist für uns extrem wichtig. Die gibt uns Auskunft darüber, wie viel Wasser wir benötigen, um einen Liter Fertiggetränk herzustellen. Letztes Jahr sind wir bei 1,57 Litern gelandet. Das ist der niedrigste Wert, den wir jemals erreicht haben und entspricht einer Einsparung von 45 Prozent im Vergleich zu 2012. Über Prozessanpassungen bei den Waschanlagen sparen wir über zwei Millionen Liter Frischwasser pro Jahr.
Wie weit ist Coca-Cola HBC Österreich auf dem Weg zur Klimaneutralität?
Kohlhofer: Wir unternehmen Anstrengungen, wirklich CO2-neutral zu werden, nicht nur am Papier. Gruppenweit haben wir Netto-Null-Emissionen bis 2040 vorgegeben. Das heißt, dass die gesamte Wertschöpfungskette null Emissionen verursacht. Wir arbeiten an diesem Ziel jetzt schon mit Hochdruck.
Woher kommt der Strom, der hier in Edelstal verbraucht wird?
Kohlhofer: Wir beziehen einen Tarif, der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie liefert. Am Dach haben wir eine 3-MWP-Photovoltaikanlage. Die deckt aktuell ungefähr zwölf Prozent unseres Energiebedarfs.
Sind emissionsfreie Transportwege – etwa mit E-Lkw – ein Thema für Coca-Cola?
Kohlhofer: Ja. Das erste Ziel ist, dass wir unsere gesamte Pkw-Flotte auf E-Autos umstellen. Für die Lieferung unserer Produkte arbeiten wir mit Partnern zusammen. Für die Strecken zu einigen Hauptabnehmern, die wir regelmäßig beliefern, soll im Rahmen eines Pilotprojektes demnächst ein E-Truck eingesetzt werden.
Römerquelle
Im Jahr 1965 wurde die Römerquelle GmbH mit Sitz in Edelstal (Bezirk Neusiedl am See) gegründet. Die artesischen Quellen sind bereits seit der Römerzeit bekannt, seit den 1920er-Jahren werden sie kommerziell genutzt.
Coca-Cola HBC Österreich
2003 hat der Getränkeriese Coca-Cola Römerquelle übernommen. Im Jahr 2013 ist die Produktionsstätte von Coca-Cola von Wien-Favoriten nach Edelstal übersiedelt.
Das Edelstaler Werk in Zahlen
Im Edelstaler Werk sind derzeit 360 Personen beschäftigt. Das Produktions- und Logistikzentrum Edelstal nimmt eine Fläche von 355.000m² ein. Es gibt elf Produktionslinien, inklusive einer High-Tech-Dosenlinie, mit der 90.000 Dosen pro Stunde abgefüllt werden können.
Edelstal selbst ist mit 804 Einwohnern (Stand: 1. Jänner 2023) eine der kleinsten Gemeinden im Nordburgenland.
2020 gab es einen Protest von Greenpeace vor dem Werk und als Reaktion von Coca-Cola HBC das Versprechen, noch im gleichen Jahr Mehrwegprodukte in die Supermärkte zu bringen. Was ist seither passiert?
Kohlhofer: Wir sehen einen klaren Trend zu Mehrweggebinden. Unser Mehrweganteil liegt aktuell bei 13 Prozent. Wir haben letztes Jahr ein 12-Millionen-Euro-Investment für eine neue Glasanlage getätigt und haben eine 0,4-Liter und eine 1-Liter Flasche aus Glas gelauncht. Aufgrund des Pfandsystems für PET, das nächstes Jahr kommt, erwarten wir eine wesentliche Steigerung des Recyclinganteils. Wir haben aber jetzt schon hundertprozentig recyceltes PET im Einsatz. Das heißt, alle Flaschen, die wir für den österreichischen Markt produzieren, waren schon einmal eine Flasche.
Stichwort Fachkräftemangel: Spüren Sie auch hier in Edelstal, dass es Lücken gibt?
Kohlhofer: Ja, die gibt es. Es fehlt an Leuten, die willig sind, im Schichtbetrieb zu arbeiten. Obwohl dies sehr gut bezahlt wird. Nur ein Beispiel: Eine Führungskraft auf Supervisor-Level haben wir sechs Monate lang gesucht. Elektriker suchten wir zwei Jahre lang. Geld allein reicht als Anreiz nicht mehr. Deshalb versuchen wir, sehr viele zeitgemäße Benefits zu ermöglichen. Wir investieren auch sehr viel in die Ausbildung unserer Mitarbeiter.
Woher kommen Ihre Arbeitskräfte?
Kohlhofer: Österreichische Fachkräfte für die Produktion zu gewinnen, wird immer schwieriger – wir sind auch offen für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Ungefähr die Hälfte unserer Mitarbeitenden in der Produktion stammt mittlerweile aus Nachbarländern, insbesondere der Slowakei und Ungarn.
Trinkt die Gen Z noch Coca-Cola? Womit wollen Sie die junge Generation ansprechen?
Kohlhofer: Wir haben gerade Coke Creations gelauncht, das ist eine limitierte K-Pop-Edition. Das ist eher was für die jüngere Generation, es schmeckt nach Banane oder Zuckerwatte, da sind wir uns noch nicht ganz sicher (lacht). Das ist ein absolutes Gen Z-Produkt. Generell sehen wir ein klares Wachstum bei den Zero-Produkten. Das reguläre Coca-Cola ist aber noch immer eines unserer stärksten Produkte.
Wie viel Cola trinken Sie selbst am Tag?
Kohlhofer: Eine Flasche Coke Zero, würde ich sagen. Am meisten trinke ich aber Wasser, selbstverständlich Römerquelle.
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