Burgenland-Wahlen: ÖVP holt SPÖ fast ein

Neue Zeiten in Neusiedl: Neo-Stadtchefin Böhm (Mitte) mit Team.
Die SPÖ verliert bei den Kommunalwahlen vier Ortschefs, hat mit 83 Bürgermeistern aber einen mehr als die Volkspartei.

Diese Bürgermeister-Stichwahl hat beiden Großparteien mehrere Nadelstiche versetzt: Die SPÖ bleibt zwar mit 83 Ortschefs hauchdünn stärkste Kraft in den Kommunen, kann mit dem Pyrrhussieg angesichts schmelzenden Vorsprungs aber nicht froh werden (2012: 87 Bürgermeister, 2002 hatte man gar 20 Ortschefs mehr als die ÖVP). Die Schwarz-Türkisen wiederum sind mit 82 Bürgermeistern (plus vier zu 2012) nunmehr auf Augenhöhe mit den Roten, aber der Verlust der beiden schwarzen Hochburgen Neusiedl am See und Jennersdorf trübt das Ergebnis.

Je 74 Bürgermeister hatten SPÖ und ÖVP nach dem ersten Durchgang am 1. Oktober, jeweils zwei entfielen auf LBL und andere Listen. In 19 Gemeinden hatte damals kein Kandidat mehr als 50 Prozent, die beiden Bestplatzierten standen am Sonntag noch einmal zur Wahl.

Roter Zittersieg

Die SPÖ gewann neun der 19 Gemeinden, die ÖVP acht, in der Thermengemeinde Lutzmannsburg verteidigte Christian Rohrer von der Aktiven Dorfliste sein Amt, im Bezirksvorort Jennersdorf siegte der Ex-Schwarze Reinhard Deutsch mit seiner Liste JES. Der abgewählte ÖVP-Ortschef Bernhard Hirczy sagte dem KURIER, die Enttäuschung sei "riesig", ob er in der Kommunalpolitik bleibe, werde demnächst entschieden. Dass die Niederlage Auswirkungen auf seine landespolitische Karriere haben könnte, glaube er nicht – Hirczy ist Landtagsmandatar und ÖAAB-Landeschef.

Noch schlimmer für die ÖVP ist der Verlust der seit 1945 schwarz regierten Stadt Neusiedl. Mit Elisabeth Böhm (SPÖ) hat die zweitgrößte Stadt des Landes erstmals eine Frau an der Spitze.

Dieser Coup überstrahlt einen für die SPÖ ansonsten durchwachsenen Wahltag: Auf der Habenseite stehen etwa Siege in Bad Tatzmannsdorf und Wimpassing – bislang schwarze Domänen. Gert Polster drehte die Kurgemeinde im Landessüden und der erst vor einigen Jahren zugereiste Ernst Edelmann hat die Grenzgemeinde im Norden rot gefärbt. Demgegenüber stehen unter anderem Kittsee, St. Andrä, Mörbisch und Steinbrunn, die an die ÖVP-Herausforderer Hannes Hornek, Andreas Sattler, Markus Binder und Thomas Kittelmann abgegeben werden müssen.

Fazit: Nach dem Zittersieg bei der Nationalratswahl mit 212 Stimmen Vorsprung vor der ÖVP im Burgenland, ist bei den Roten auch in den Gemeinden Feuer am Dach. Der baldige Wechsel von Hans Peter Doskozil in die Landesregierung ist damit noch wahrscheinlicher geworden.

Burgenland-Wahlen: ÖVP holt SPÖ fast ein
Grafik Bürgermeisterwahl Burgenland 2017

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