Bruterfolge von Nord bis Süd, aber Appell zum Stopp der Entenjagd

In Österreich gibt es vier Brutvorkommen der Zwergohreule, zwei davon im Burgenland.
Erfolgreiches Schutzprojekt für Zwergohreulen im Südburgenland. Rekord bei Jungstörchen in Rust. Birdlife fordert Stopp der Entenjagd.

2024 ist ein gutes Jahr für den Naturschutz. Besonders erfreulich sind die Entwicklungen bei der stark gefährdeten Zwergohreule (Otus scops) im Südburgenland und den Störchen in Rust. Beide Arten verzeichnen heuer sehr gute Bruterfolge.

Die Zwergohreule, die zweitkleinste Eule Europas, zählt in Österreich zu den seltensten Brutvögeln. Mit nur rund 70 Brutpaaren im ganzen Land steht sie auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Umso bemerkenswerter, dass in den Bezirken Jennersdorf und Güssing in diesem Jahr 23 Jungvögel erfolgreich aufgezogen wurden – fast dreimal so viele wie im Vorjahr. "Das ist ein außergewöhnlicher Erfolg und zeigt, dass unsere Schutzmaßnahmen Früchte tragen", freut sich Daniel Leopoldsberger, Projektleiter bei Birdlife Österreich. 

Hand in Hand mit den Bürgern

Das Projekt "Botschafter der Streuobstwiese: Ökologie der Zwergohreule im Südburgenland" hat zu diesem Erfolg beigetragen. Dabei wurden in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und dem Verein BERTA zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Lebensräume der Zwergohreule zu schützen und zu erweitern. Dazu gehörten der Erhalt von Naturbaumhöhlen, das Anbringen von Ersatznistkästen und die Pflege von extensiv bewirtschafteten Wiesen. Diese Streuobstwiesen bieten den Eulen nicht nur geeignete Brutplätze, sondern auch Nahrung in Form von Großinsekten wie Heuschrecken.

"Wir konnten durch Maßnahmen die Brutpopulation im Südburgenland deutlich steigern", betont Leopoldsberger. Der Erfolg zeigt, dass Naturschutzarbeit nachhaltig wirkt, wenn sie im Einklang mit der Bevölkerung geschieht. Die Zusammenarbeit mit Landwirten, Gärtnern und Streuobstwiesen-Bewirtschaftern hat den entscheidenden Unterschied gemacht. "Gemeinsam konnten wir erreichen, dass die seltene Eule in unserer Region wieder eine Zukunft hat", so Leopoldsberger.

86 Jungstörche sind ein Rekord

Auch in Rust am Neusiedler See gibt es Grund zur Freude. Die Storchenpopulation konnte in diesem Jahr einen Rekord verzeichnen. Der Storchenverein meldet 86 ausgeflogene Jungstörche – so viele wie nie zuvor. Von den 29 Horstpaaren, die sich in der Stadt angesiedelt haben, konnten 27 erfolgreich brüten und ihre Küken aufziehen. "Teilweise fanden sich bis zu vier Küken in den Nestern, was bei den idealen Brutbedingungen in diesem Jahr möglich wurde", erzählt Igor Smrtnik, der Obmann des Storchenvereins.

Bruterfolge von Nord bis Süd, aber Appell zum Stopp der Entenjagd

Heuer bleiben acht "Winterstörche" über den Winter in Rust.

Die Reise der Störche in ihre Winterquartiere in Afrika begann bereits Mitte August. Acht von ihnen bleiben in der Storchenstation in Rust zurück. "Diese Störche waren entweder zu schwach für die weite Reise, wurden zu spät geboren oder verpassten den gemeinsamen Abflug", erklärt Smrtnik. Die Zahl der "Winterstörche" ist in diesem Jahr höher als 2023, als sechs Störche überwinterten. Der Storchenverein kümmert sich jetzt um die Vögel.

Birdlife fordert Jagdstopp für bedrohte Entenarten

Im Septembers startet in weiten Teilen Österreichs die Entenjagdsaison. Doch während die Jagd auf gängige Arten wie Stockenten erlaubt ist, stehen gefährdete Arten weiter unter Beschuss. Birdlife fordert einen sofortigen Jagdstopp für die Tafel-, Spieß- und Pfeifente. Auch die EU-Kommission hat in ihrer jüngsten Beurteilung den dringenden Handlungsbedarf bei der Jagd auf bestimmte Entenarten hervorgehoben.

Bruterfolge von Nord bis Süd, aber Appell zum Stopp der Entenjagd

Birdlife fordert, den Empfehlungen der EU-Kommission zu folgen und die Jagd auf Enten zu stoppen.

"Die Jagd auf gefährdete Arten muss umgehend eingeschränkt werden, um das Risiko des Aussterbens nicht weiter zu erhöhen", sagt Birdlife-Experte Johannes Hohenegger. Die EU empfiehlt ebenfalls einen vollständigen Jagdstopp für Pfeif- und Tafelente sowie eine drastische Reduktion der Abschüsse bei Spieß- und Löffelente.

Die Bestände sinken seit Jahren

Die Spießente steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. In den vergangenen 17 Jahren ist der Bestand um 38 Prozent geschrumpft. Im Burgenland, in NÖ und in Kärnten ist die Jagd weiter erlaubt. Auch die Tafelente, die weltweit als gefährdet gilt, hat dramatische Rückgänge erlebt. In Österreich brüten nur noch 40 bis 90 Brutpaare, was sie zur stärksten gefährdeten Entenart des Landes macht.

Die Pfeifente, die nur als Wintergast in Österreich vorkommt, hat in den vergangenen zwölf Jahren die Hälfte ihres europäischen Brutbestands verloren. Auch die Löffelente, deren Bestände in Österreich auf 30 bis 160 Brutpaare geschrumpft sind, darf in mehreren Bundesländern gejagt werden.

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