Gesetz ohne Sanktionen: Ragweed-Plage auf Landesstraßen

Bei Klingenbach wuchert Ragweed entlang einer Landesstraße.
Allergiker leiden unter der invasiven Pflanze und beklagen Wildwuchs auf Landesflächen. Aber auch die Landwirtschaft leidet.

Das Schlimmste ist noch nicht vorbei, die Ragweed-Saison ist gerade am Höhepunkt. Entspannung für Allergiker ist erst nach der ersten Septemberwoche in Sicht, wenn die Belastung langsam wieder abnimmt, wie auf den Diagrammen der Homepage polleninformation.at ablesbar ist.

"Die Ambrosiabelastung wird in den nächsten Tagen im Osten und Südosten Österreichs sehr hoch sein", heißt es auf der Homepage. 

Der Dienst warnte ernst unlängst vor einer massiven Belastung Ende August und informierte gleichzeitig darüber, dass aufgrund des Klimawandels die Pollensaison einerseits früher beginne und andererseits länger dauere, als noch vor einigen Jahren.

Regeln, aber keine Sanktionen

Im Burgenland wurde bereits vor einigen Jahren ein eigenes Ragweed-Bekämpfungsgesetz beschlossen. Demnach sind Grundeigentümer verpflichtet, die Pflanze möglichst wirksam zu bekämpfen. Sanktionen im Fall, dass gegen die Vorschriften verstoßen wird, sind allerdings keine vorgesehen.

§ 2

Pflichten von Eigentümerinnen oder Eigentümern und sonstigen Verfügungsberechtigten

(1) Die Eigentümerin oder der Eigentümer eines Grundstücks sowie bei Überlassung des Grundstücks die oder der Verfügungsberechtigte ist verpflichtet, das Grundstück durch aktive Maßnahmen in einem solchen Pflegezustand zu halten, dass dieses frei von Ragweed ist und dass eine Weiterverbreitung von Ragweed-Samen hintangehalten wird. (2) Für die Erfüllung der Verpflichtung nach Abs. 1 gelten folgende Bekämpfungs- und Entsorgungsgrundsätze:
  1. möglichst frühzeitige Bekämpfung (vor Samenbildung);
  2. möglichst mechanische Bekämpfung (zB ausreißen, einackern, häckseln); 
  3. Entsorgung der Pflanze auf eine Art, dass die weitere Verbreitung insbesondere der Samen unterbunden wird.

Vielleicht ist das Land Burgenland auch deshalb bei seinen eigenen Flächen säumig. Denn laut einem Leserbrief, der den KURIER unlängst erreichte, gibt es auf der Landesstraße zwischen Klingenbach und der Zuckerfabrik ein massives Aufkommen der invasiven Pflanze. 

"Ich bin sehr viel mit dem Rad unterwegs und kann dabei genau Straßenbankette und anliegende Felder beobachten: Es wird jährlich mehr! Wo die Pflanze einmal war, kommt sie unweigerlich wieder und jährlich kommen viele neue Flächen dazu", steht es in dem Brief, der sowohl an Medien, als auch an Landes- und Kommunalpolitiker gerichtet ist.

Weiter heißt es, dass das Vorkommen zwar schon vor zwei Wochen online unter ragweedfinder.at gemeldet wurde, seither aber nichts geschehen sei: "Vergangene Woche wurde zwar von Mitarbeitern des Straßendienstes das Bankett gereinigt, aber das Kraut wächst und gedeiht weiter, wohin man schaut." Zusatz: "Kaum jemand schert sich um das Gesetz - auch das Land selbst nicht. Also warum sollte es sonst jemand tun?"

"Häckseln und abmähen"

Laut dem früheren Umweltanwalt Hermann Frühstück können einzelne Pflanzen einfach ausgerissen werden, die Entfernung von größeren Mengen ist jedoch deutlich aufwendiger. "Zuerst häckseln und nach zwei bis drei Wochen wieder abmähen", sagte er unlängst zum ORF Burgenland. Ragweed könne nicht nur Allergikern, sondern auch anderen Pflanzen gefährlich werden, so der Experte.

In diese Richtung argumentierte unlängst auch der Grüne Landtagsabgeordnete Wolfgang Spitzmüller auf Facebook. Dort sprach der Teilzeit-Biolandwirt über "massive Ertragseinbußen für die Landwirtschaft". Eine Ambrosiapflanze pro Quadratmeter bedeute beispielsweise bis zu 80 Prozent weniger Ertrag bei Soja. "Ambrosia führt zu einer dramatischen Knöllchenreduktion und zu reduziertem Wurzellängenwachstum", so der Politiker.

Problematisch sei auch, dass das Risiko einer Allergie steige, je länger die Pflanze in einem Gebiet heimisch ist. "Diese kann sich im Lauf der Jahre aufbauen", schreibt Spitzmüller und verweist auf Ungarn, wo Ragweed bereits seit den 1970er-Jahren heimisch ist. Dort liege die Sensibilisierungsrate, also jener Anteil von Menschen, die allergisch sind, bereits bei 80 Prozent.

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