Wie viele Burgenländer hat der Teenager aus Jabing Verwandte in Nordamerika, eine Großcousine seiner Mutter etwa lebt in der kalifornischen Hauptstadt Sacramento. Aber nicht diese persönliche Vorgeschichte war es, die den vielseitig Interessierten in die Staaten gezogen hat, sondern: „Ich wollte die Lebensweise der Amerikaner kennenlernen, was sie denken, wie ihr Alltag verläuft“.
Schüler im Ausland
Bei Direktor Klaus Pahr stieß das Ansinnen des Schülers, die siebente Klasse an einer US-amerikanischen High School zu verbringen, auf Wohlwollen. Vielleicht auch, weil es nicht alle Tage vorkommt, dass es Oberstufenschüler abseits des Urlaubs ins Ausland zieht. In der Bildungsdirektion Burgenland hat man keine genauen Zahlen. Mehr als 20 Schülerinnen und Schüler – bei knapp 10.000 Oberstufenschülern – sollen es pro Jahr aber keinesfalls sein.
Dass eine neue Richtlinie des Landes zur Förderung des Schulbesuchs im Ausland (bis zu 4.200 Euro, abhängig vom Einkommen der Eltern) daran etwas ändert, ist kaum anzunehmen. Denn auf der Bremse stünden meist die Eltern, vermutet Wagner. „Manche lassen ihre Kinder selbst in der Oberstufe nicht einmal mit dem Bus nach Wien fahren“.
Immer auf dem Sprung
In den USA habe er sich „nie unsicher gefühlt“, versichert der Heimkehrer. Auch deshalb, weil es an der Schule „extreme Sicherheitsvorkehrungen“ mit Wachpersonal und elektronischer Zutrittskontrolle gab. Als sehr extrem habe er auch das politische Klima empfunden, und zwar „auf beiden Seiten“.
Der aus einer Gemeinde mit gut 700 Einwohnern kommende Schüler verbrachte das Jahr bei Gastfamilien in Thousand Oaks (130.000 Einwohner), einem Vorort von Los Angeles. In der Newbury Park High School Anschluss zu finden, war für den kommunikativen Südburgenländer einfach. So lange er „neu“ war, galt er als interessant, blickt Wagner nicht ohne Amüsement zurück. Viele Menschen, die er kennengelernt habe, seien zwar sehr offen und zugänglich, das Interesse bleibe aber allzu oft oberflächlich.
Was ihn anfangs auch angestrengt habe, sei das „on the go“, das dauernde Auf-dem-Sprung-Sein. Für jemanden, der gemütliche Stunden beim Heurigen oder im Café kennt, war es gewöhnungsbedürftig, im Restaurant nach dem letzten Bissen sofort zu zahlen und aufzustehen.
Wagner hat sich angepasst und sieht das im Nachhinein auch positiv. Weil er keine Zeit vertrödelt hat, konnte er „jeden Tag etwas unternehmen“.
Die High School hat den ausgezeichneten Schüler davon nicht abgehalten. Die Anforderungen seien nicht hoch, der Aufwand minimal gewesen. Nach der Matura am heimischen Gymnasium will Wagner studieren. Was und wo, weiß er noch nicht. Vielleicht im europäischen Ausland, „eher nicht“ in den USA. Wofür man dort horrende Studiengebühren zahle, bekomme man in Europa in gleicher Qualität auch an öffentlichen Universitäten, ist er überzeugt.
Kommentare