Burgenland finanziert Gratis-Nachhilfe in Pflichtschulen

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Rund 2.000 Schüler pro Jahr sollen davon profitieren. 32 zusätzliche Lehrer sind für Land "kein Problem" - trotz Arbeitskräftemangels.

Das Land Burgenland finanziert an Pflichtschulen für Schülerinnen und Schüler, die Unterstützung brauchen, ab dem kommenden Schuljahr eine kostenlose Nachhilfe. 32 zusätzliche Lehrer werden hierfür beschäftigt und zwei Mio. Euro investiert, erklärte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ): „Ziel ist es, dass es nicht mehr nötig ist, Nachhilfe am privaten Markt zuzukaufen.“

Er forderte bei der Pressekonferenz das Bildungsministerium auf, ebenfalls tätig zu werden.

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Im Burgenland gibt es laut Bildungsdirektion insgesamt rund 33.000 Schülerinnen und Schüler, 17.000 davon in Pflichtschulen. Im vergangenen Schuljahr wurden 2.000 Frühwarnungen aufgrund eines drohenden „Nicht Genügend“ ausgesprochen.

Das Bildungssystem sei starr und Änderungen sind mit großem Aufwand verbunden, erinnerte Doskozil etwa an die Implementierung der täglichen Turnstunde. Im Zuständigkeitsbereich des Landes aber versuche man, gestalterisch einzugreifen. So habe man unter anderem den Englischunterricht in der Volksschule außerhalb der normalen Stundentafel eingeführt.

Kinder sollen durch die Schule maximal auf das Leben und die Zukunft vorbereitet werden, das Bildungssystem müsse dies gewährleisten. Im Burgenland soll Nachhilfe daher im Pflichtschulbereich nicht mehr am privaten Sektor, sondern an den Schulen stattfinden, kündigte der Landeshauptmann an.

Kindern mit Lernschwäche oder einer Frühwarnung soll es ermöglicht werden, das Schuljahr positiv zu absolvieren. Nachhilfestunden kosten bis zu 60 Euro, gibt er zu bedenken, und so habe dies für Eltern einen „immensen finanziellen Effekt“, denn die Nachhilfe müsse nicht privat zugekauft werden, so Doskozil.

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Das Modell umfasst Pflichtschulen - Volksschule, Mittelschule und Polytechnische Lehrgänge. Schon im September werden 32 Lehrer zusätzlich beschäftigt. In der ersten Phase soll es bis zu acht Stunden in Kleingruppen geben, mit der Möglichkeit auf weitere acht Stunden. Diese sollen nachmittags stattfinden.

Probleme wie in anderen Bundesländern gebe es hierzulande nicht: „Wir können das Lehrpersonal nachbesetzen“, betonte Doskozil. Mit den 32 zusätzlichen Lehrern gelinge es auch, unterjährige Abwesenheiten von Lehrpersonal leichter zu kompensieren. „Das Modell ist eine Anschubfinanzierung, zwei Millionen Euro sind veranschlagt. Spätestens im nächstes Schuljahr werden wir es um Studenten erweitern und ihnen im Pflichtschulbereich die Möglichkeit geben, hier in das System einzusteigen.“

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Der burgenländische SPÖ-Landesparteichef forderte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) auf, dieses Modell auch für Bundesschulen zu prüfen: „Denn natürlich haben auch diese Schüler einen Bedarf an zusätzlicher Unterstützung.“

Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz erklärte, dass es sich um ein Pilotprojekt handelt, das an den Schulen flexibel gehandhabt werden könne: „Wir können gut im Nachhinein ein Controlling machen anhand der Menge der Frühwarnungen und der 'Nicht Genügend'“, so Zitz, der von einer „einzigartigen Maßnahmen“ sprach. „Wenn es erfolgreich ist, bauen wir es mit Studentinnen und Studenten aus. Sie kommen ins System und können Erfahrungen sammeln und haben die Möglichkeit, mit jungen Menschen zu arbeiten.“ Benötigt wird Nachhilfe vor allem in den Fächern Englisch und Mathematik.

Familien müssen derzeit für Nachhilfe tief in die Geldbörse greifen, meinte Bildungslandesrätin Daniela Winkler (SPÖ): „Das wollen wir nicht haben. Kein Kind darf zurückgelassen werden.“ Das Bildungssystem müsse so gestaltet sein, dass Kinder auf die Zukunft vorbereitet werden, betonte auch die Landesrätin.

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