Burgenlands Volksschulen brauchen mehr Männer

Burgenlands Volksschulen brauchen mehr Männer
Junge Männer sollen bei Aktionstag für den Beruf des Lehrers begeistert werden. In Wien gibt es ebenfalls großen Bedarf – an Religionslehrerinnen und -lehrern.

Die demografische Entwicklung hat den Arbeitsmarkt voll im Griff. Der Bildungsbereich ist da natürlich keine Ausnahme. Rund 300 Stellen waren im Burgenland vor dem Beginn des heurigen Schuljahres ausgeschrieben, insgesamt gibt es im Burgenland knapp über 2.500 Lehrerinnen und Lehrer im Landes- sowie weitere knapp 1.700 im Bundesdienst.

Gesucht werden aber nicht nur Lehrkräfte an sich, sondern vor allem auch junge Männer, die sich für den Beruf interessieren. Denn derzeit liegt der männliche Anteil im Pflichtschulbereich bei nur 18 Prozent, in den Volksschulen gibt es gar nur acht Prozent Männer.

Aktionstag

Um auf das Thema aufmerksam zu machen, findet heute in der privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland ein Aktionstag statt. Interessierte Jugendliche der achten Schulstufe können sich über den Beruf informieren und sie erhalten Einblick in den Unterricht. Außerdem gibt es eine Podiumsdiskussion mit Experten. Darüber hinaus gibt es von 18. bis 30. November die Möglichkeit, an einem Unterricht in einer Volksschulklasse teilzunehmen, Details dazu werden heute präsentiert.

Religionslehrer gesucht

Eine ähnliche Problematik beschäftigt derzeit auch die Bildungsmanager in Wien. In einer Schule, der Volksschule Steinlechnergasse in Wien-Hietzing, fand seit Schulbeginn kein Religionsunterricht statt. Dass es hier zu einem Engpass gekommen ist, wird im Erzbischöflichen Amt für Schule und Bildung bestätigt, das für den römisch-katholischen Religionsunterricht an allen Wiener Schulen verantwortlich zeichnet.

Vor dem Sommer sei es zwar gelungen, alle Stellen in Wien zu besetzen, sagt Leiterin Andrea Pinz, es gäbe aber keine Warteliste mit Bewerbungen: „Wenn es jetzt Ausfälle gibt, können wir keinen Ersatz stellen.“ Zum Teil ist das mit dem aktuell herrschenden Lehrermangel zu erklären.

Burgenlands Volksschulen brauchen mehr Männer

Tatsächlich hat der Religionsunterricht neben den allgemeinen Herausforderungen noch mit speziellen zu kämpfen. Die Pensionierungswelle trifft die Religionslehrer besonders hart. Tatsächlich sind 56 Prozent der Volksschul-Religionslehrer in Wien älter als 50 Jahre, 13 Prozent sogar über 60. Die Welle werde bis 2030 nicht abebben, sagt Pinz. Und: „Die Pensionierungen können wir nicht abdecken.“ Und das habe mehrere Gründe.

Die Ausbildung wurde etwa 2013 neu geregelt. Seitdem gibt es keine eigene Religionslehrer-Ausbildung mehr, sondern nur noch die allgemeine Ausbildung mit Religionsschwerpunkt. Da überall Not am Mann ist, werden diese Lehrer als „normale“ Klassenlehrer beschäftigt.

Die Nachbesetzungen seien auch deswegen schwierig, sagt Pinz, weil viele junge Lehrer zu Teilzeitjobs neigen würden. Statt der üblichen Lehrverpflichtung von 22 Stunden würde viele zu sechs bis zehn Stunden tendieren.

Dabei ist die Nachfrage am Religionsunterricht an Volksschulen nach wie vor hoch. Von 20.200 römisch-katholischen Schülern in Wien wollen auch 96,4 Prozent daran teilnehmen, lediglich 723 Schülerinnen und Schüler wurden davon abgemeldet.

Burgenlands Volksschulen brauchen mehr Männer

Auch bei Eltern, die ihre Kinder nicht getauft haben, ist das Interesse an religiöser Grundbildung übrigens sehr hoch. Von den rund 17.000 Volksschülern ohne Bekenntnis sind fast ein Viertel, also rund 5.800 Schüler, für den römisch-katholischen Unterricht angemeldet.

Im Erzbischöflichen Amt versucht man der Entwicklung entgegenzuwirken. So wolle man dort, wo es sinnvoll und pädagogisch vertretbar sei, größere Gruppen für den Religionsunterricht zusammenlegen. Forciert werde auch dialogisch-konfessioneller Unterricht, der von mehreren christlichen Kirchen gemeinsam gestaltet wird. An 70 Standorten in ganz Wien gibt es solche Kooperationen bereits.

Man sei außerdem in Abstimmung mit dem Bildungsministerium, um eine eigenständige Religionslehrer-Ausbildung zu konzipieren, die mit vergleichbaren Ausbildungen gleichgestellt werden soll.

Seit heuer gibt es außerdem an der kirchlich-pädagogischen Hochschule Wien/ Krems einen neuen Lehrgang für Quereinsteiger.

Die wichtigste Werbung für den Beruf sei aber „attraktiver und zeitgemäßer Unterricht“, sagt Pinz.

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