Neuer Anlauf für mehr Bildung für Kinder unter sechs Jahren

Kinder in Kindergarten
WKÖ-Chef Mahrer will im Bereich der Frühkindpädagogik Lösungen.

Mehr als 40 Prozent der Jugendlichen gehören zur Risikogruppe im Fach Deutsch, ähnlich viele sind es im Fach Mathematik. Und der PISA-Test belegt seit gut 20 Jahren, dass ein Fünftel bis ein Viertel der 13-jährigen Kinder nicht sinnerfassend lesen können.

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Am Montag machte der Präsident der Wirtschaftskammer, Harald Mahrer, einmal mehr Druck, die seit zumindest zwei Jahrzehnten vorherrschende erschreckende schulische Situation zu verbessern. Sein Ansatz: Derzeit verhandelt der Bund mit den Ländern den Finanzausgleich (15a-Vereinbarung), also wer welchen Anteil vom Steuerkuchen für welche konkreten Maßnahmen erhält. „Da soll ein großer Wurf rauskommen und kein Zufallswurf mit dem Würfel“, so Mahrer. „Wir schreiben 2023 und nicht 1850.“

Mahrer will mehr Geld für die frühkindliche und elementare Bildung. Jeder hier investierte Euro komme zum Wohl der Volkswirtschaft achtfach zurück.

Österreich liegt hinten

Hintergrund: Die EU-Staaten haben sich vorgenommen, dass bis 2030 mindestens 45 Prozent der Kinder unter drei Jahren an frühkindlicher Betreuung, Bildung und Erziehung teilnehmen und alle (100 %) Kinder bis sechs Jahren. Aber: Österreich liegt derzeit bei knapp 30 Prozent bei den unter Dreijährigen bzw. 94 Prozent bei den Kindern bis sechs Jahren.

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Erst vor wenigen Tagen wurde in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) bekannt, dass die zunächst von der EU-Kommission empfohlene Quote von 50 Prozent und die schließlich vom Rat beschlossene von 45 Prozent bis 2030 für die unter Dreijährigen unrealistisch seien. Für Elementarpädagogik gibt es eine 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern für die Kindergartenjahre 2022/’23 bis 2026/’27. Bis dahin wolle man die Quote der betreuten unter Dreijährigen auf 33 Prozent steigern. Über einen Zielwert bis 2030 könne das Ministerium noch keine Auskunft geben.

Er selbst, erzählt Mahrer, betreue mit seiner Frau heuer im Sommer eine Woche die Kinder seines Schwagers, da es für diesen und dessen Partnerin unmöglich sei, über das Jahr hinweg so viel Urlaub zu bekommen, um die Schließtage abzudecken. „Das“, sagt Mahrer zum Problem, vor dem Hunderttausende Eltern jeden Sommer stehen, sei „eine Schande“.

Mehr Personal

Um eine deutlich höhere Betreuungsquote der Kinder zu erreichen, brauche es rund 14.000 Pädagoginnen und Unterstützungskräfte. Mit diesen zusätzlichen Fachkräften würde man aber noch nicht die Art der Betreuung qualitativ verbessern, so der Kammerchef, auch eine Ausweitung der Öffnungszeiten oder geringere Gruppengrößen seien in dieser Zahl noch gar nicht eingerechnet. Beides sei notwendig, wenn man das System auch verbessern will.

Mahrer wiederholte zudem das Ansinnen einer neuen Bildungs- statt der alten Schulpflicht, damit die Kinder die Schule in Kenntnis der Kulturtechniken verlassen.

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