Neue Stromleitungen für das Burgenland, aber eine Trasse kommt nicht

Strommast von unten fotografiert
Das Energienetz ist im Umbruch. Bis 2034 werden neun Milliarden Euro in Österreich und auch im Burgenland investiert.

Die Energiezukunft des Burgenlands wird nicht nur mit Solarpaneelen und Windrädern gebaut, sondern auch mit Trafostationen, Masten und Kilometern an Hochspannungsleitungen.

Während in mehreren Regionen derzeit Umspannwerke modernisiert oder neu errichtet werden, wird eine seit vielen Jahren geplante 110-kV-Leitung nun doch nicht realisiert.

Nämlich jene zwischen Güssing und Rotenturm. Obwohl seit Jahren geplant wird, steht jetzt fest: Der Neubau wird nicht umgesetzt – zumindest vorerst nicht.

"Aktuell sehen wir keinen Bedarf"

"Das Projekt ist in der Schublade und kann bei Bedarf hervorgeholt werden. Möglicherweise wird es nie realisiert", sagt Gerhard Altmann, Sprecher von Netz Burgenland. Der Grund: Die erwartete Einspeisung aus PV-Anlagen im Raum Güssing sei hinter den Prognosen zurückgeblieben. "Aktuell sehen wir keinen Bedarf für eine neue Leitung."

Ganz ohne Investitionen bleibt die Region Südburgenland aber nicht. Statt der Trasse wird das Umspannwerk Güssing modernisiert. Die Kapazität der Anlage wird verdoppelt, um neue Einspeiser und Verbraucher besser anbinden zu können. "Das ist wichtig für die Versorgungssicherheit", betont Altmann.

Die Bauarbeiten erfolgen in zwei Etappen: Die erste Phase startet 2025, die zweite ist für 2026 geplant. Die neue Technik wird "größtenteils in das bestehende Werk integriert", einige Strommasten im Nahbereich werden erneuert.

Neue Stromleitungen für das Burgenland, aber eine Trasse kommt nicht

Aktuell werden Strommasten rund um das Umspannwerk Güssing getauscht.

Ein anderes, bereits genehmigtes Projekt im Süden des Landes schreitet hingegen voran: Der Neubau der 110-kV-Leitung zwischen Oberpullendorf und Rotenturm startete im Juli 2024. Die 36 Kilometer lange Trasse wird parallel zur bestehenden Leitung errichtet, die später abgetragen wird. Die Kosten belaufen sich laut Netz Burgenland auf rund 55 Millionen Euro.

Ziel sei es, das Mittelburgenland besser mit dem Netz im Süden zu verbinden und Engpässe zu vermeiden – auch im Hinblick auf neue Gewerbeansiedlungen und PV-Großanlagen entlang der Route.

Versorgungssicherheit hat strategische Bedeutung

Die Dimensionen im Norden des Burgenlands sind nochmals deutlich größer. Zwischen Trumau in Niederösterreich und Zurndorf im Bezirk Neusiedl am See plant die Austrian Power Grid (APG) eine neue 380-kV-Freileitung. Das Projekt trägt den Titel "Netzverstärkung Ost" und ist eines der zentralen Vorhaben im österreichischen Netzentwicklungsplan (ÖNIP ) 2023 sowie 2024.

Die neue Trasse wird rund 60Kilometer lang, führt durch das nördliche Burgenland und soll spätestens 2032 in Betrieb gehen. Ziel ist es, Strom aus Wind- und Photovoltaikanlagen im Osten effizient in die Verbrauchszentren und ins überregionale Netz zu transportieren

Aktuell stößt die bestehende Infrastruktur an ihre Grenzen

Bei starkem Wind müssen Anlagen abgeschaltet werden, weil der Strom nicht abtransportiert werden kann – sogenannte Redispatch-Maßnahmen, die Millionen kosten (Maßnahmen zur Steuerung des Stromflusses, also der gezielte und kontrollierte Einsatz von thermischen und hydraulischen Kraftwerken zur Sicherung der Netzstabilität. Sie sind notwendig, um Überlastungen im Stromnetz zu verhindern; Anm.).

"Ohne neue Leitungen können wir die Energiewende nicht schaffen", heißt es von APG. Die Netzverstärkung Ost ermögliche es, künftig 8.000 Megawatt an erneuerbarer Leistung aus dem Osten aufzunehmen und weiterzuleiten. Zum Vergleich: Das entspricht rund dem Zehnfachen eines Donaukraftwerks. Die Leitung wird als Freileitung mit Hochspannungsmasten errichtet. Parallel dazu werden bestehende 110-kV-Netze angepasst und Umspannwerke erweitert – unter anderem in Zurndorf

Der UVP-Antrag ist für 2026 geplant, derzeit laufen Vorarbeiten auf Grundstücken im Bezirk Neusiedl am See. Diese beinhalten etwa Bodenanalysen, Vermessungen und ökologische Gutachten.

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