Wenn das Burgenland in einem Bereich Musterschüler und besonders innovativ ist, dann in der Produktion von erneuerbarer Energie. Mittlerweile wird in den Wind- und PV-Parks viel mehr produziert, als verbraucht werden kann.
Aber es gibt noch eine weitere, im Gegensatz zu Sonne (Wolken!) und Wind (Flaute!) tatsächlich unerschöpfliche Energiequelle.
Geothermie, also Erdwärme. Die Erde bzw. der Erdkern strahlt vier Mal so viel Energie in den Weltraum ab, wie die Menschheit derzeit verbraucht. Nutzbar ist diese, im wahrsten Sinn des Wortes „Kernenergie“ schon ab einer Tiefe von 70 Metern.
Bis 300 oder 400 Meter spricht man von Geothermie, darüber von Tiefengeothermie. Bei einem Projekt in Finnland reicht die Bohrung in eine Tiefe von 6.400 Meter.
Immer mehr – und dann?
Im Burgenland will man diesen tatsächlich unendlich erneuerbaren Energieträger nicht ungenutzt lassen, wie dem rot-grünen Regierungsprogramm zu entnehmen ist. Denn im Papier ist ein Pilotprojekt zur Tiefengeothermie niedergeschrieben.
Fernwärme durch Geothermie soll in der Seestadt Aspern in Wien gewonnen werden
In Wien ist man schon ein Stück weiter. Dort geht 2027 in der Seestadt Aspern die erste von sieben geplanten Geothermieanlagen in Betrieb. Bis 2040 sollen 200.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt werden.
Mit der ständig steigenden Produktion stellt sich aber die Frage: wohin mit der Energie? Die Antwort lautet: speichern oder umwandeln. Etwa mit Batterien des Unternehmens CMBlu Energy, das 2023 bei Schattendorf ein Pilotprojekt begonnen hat, oder mit der Produktion von grünem Wasserstoff in Nickelsdorf.
Bemühungen in diese Richtung dürften angesichts der grünen Regierungsbeteiligung weiter vorangetrieben werden – und auf Widerstand stoßen.
Kraftwerk geplant?
So sorgt etwa folgender Passus im Regierungsprogramm für heftige Kritik der FPÖ: „Evaluierung der Errichtung eines Pumpkraftwerks am Geschriebenstein“.
Nach Argumenten wie „energiepolitischer und ökologischer Wahnsinn“ (FPÖ-Energiesprecher Sandro Waldmann) kamen umgehend beschwichtigende Worte seitens der Regierung, wie etwa „private Idee von Investoren“ (SPÖ-Klubobmann Roland Fürst) und „Idee wird nur geprüft“ (Grünen-Klubobmann Wolfgang Spitzmüller).
Aber was sagen eigentlich Sachverständige auf dem Gebiet der Wasserkraftwerksbauten zu diesen Plänen? Wäre es tatsächlich sinnvoll und möglich, ein Pumpspeicherkraftwerk am 882 Meter hohen Geschriebenstein zu bauen?
„Grundsätzlich sind Pumpspeicherkraftwerke die Zukunft, um Ökoenergie zu speichern“, sagt Zoltan Kohlhofer, Sachverständiger in Salzburg. In der am Geschriebenstein möglichen Fallhöhe sieht er weniger ein Problem als in der Frage, ob es ausreichend Platz für die Errichtung der notwendigen Wasserbecken gibt.
23 Pumpspeicher
23 Pumpspeicherkraftwerke gibt es laut Wikipedia in Österreich, das leistungsstärkste ist die Malta-Hauptstufe in Kärnten mit einer Leistung von 730 Megawatt.
Die Häufung in alpinen Regionen kommt daher, weil im Lauf der Jahrzehnte bestehende Wasserkraftwerke sukzessive zu Speicherkraftwerken aus- und umgebaut wurden. „Die Fallhöhe ist bei dieser Form der Energiespeicherung gar nicht so entscheidend“, sagt Ziviltechniker Michael Berger aus Wien und verweist auf das Kraftwerk Ottenstein (NÖ).
Dort genüge wegen der riesigen Staubecken eine Fallhöhe von nur 50 bis 60 Meter. Auch international gibt es einige Projekte, die als reine Pumpspeicheranlagen, quasi als „grüne Batterie“, betrieben werden, sagt Berger.
Gegen eine Evaluierung eines solchen Projekts sei nichts einzuwenden, viel hänge aber von den topografischen Voraussetzungen ab. „Bei der Umsetzung gibt es dann viele Hürden wie Genehmigungsverfahren und Bürgerinitiativen.“
Die hohen Kosten für die Errichtung einer derartigen Anlage könnten sich relativ schnell rentieren. Denn der Strom aus Pumpspeicheranlagen wird zur Netzregelung verwendet und steht innerhalb von nur ein bis zwei Minuten zur Verfügung. „Weil er so schnell zur Verfügung gestellt werden kann, ist er so teuer“, sagt Berger.
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