Der Vertrag wird auf zwölf Jahre geschlossen, danach ist die Anlage abbezahlt und geht ins Eigentum der Gemeinden über. Das sei "ein tolles Angebot", ist der für Gemeinden zuständige SPÖ-Landesrat Leonhard Schneemann überzeugt.
So sollen auch finanziell wenig potente Kommunen auf erneuerbare Energie umsteigen können, weil sie "keine Investitionskosten" haben, sagt Stephan Sharma. Für den Vorstandsvorsitzenden der Burgenland Energie ist "Energieunabhängigkeit der Schlüssel zur Energiesicherheit", das gelte auch für Gemeinden.
Sharma findet drastische Worte: "Wir befinden uns im Krieg um Energie. Wladimir Putin und Donald Trump sind dabei keine verlässlichen Partner, Wind und Sonne hingegen schon."
Apetlon als Beispiel
Was der 12-Jahres-Vertrag Gemeinden bringt, skizzierte Sharma anhand seiner "Heimatgemeinde" Apetlon – die Mutter des Managers stammt aus dem Seewinkel. Dort werde auf mehreren gemeindeeigenen Gebäuden Photovoltaik installiert, ein Speicher aufgestellt und die Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt. Einzelne Gebäude erhalten eine Wärmepumpe, die E-Ladeinfrastruktur wird ausgebaut und die Gemeinde in die Energiegemeinschaft "Fanclub Burgenland Energieunabhängig" aufgenommen.
Im Vergleich zu den derzeitigen Energiekosten spare die Kommune dadurch 25.000 Euro im Jahr und bekomme "als einmaligen Bonus" über ein Fördermodell noch 33.000 Euro dazu. Weil Apetlon nicht überall ist, "bieten wir jeder Gemeinde eine maßgeschneiderte und auf sie abgestimmte Lösung an", verspricht Sharma.
Wie hoch die Kosten für die Burgenland Energie sind, beantwortet der Vorstandschef so: Derzeit produzieren Photovoltaikanlagen auf burgenländischen Dächern rund sechs Megawatt Strom. Das Potenzial liege bei 60 MW. Um das zu heben, seien grob geschätzt Investitionen von rund 40 Millionen Euro nötig.
Ob sich die Burgenland Energie leisten könne, den Gemeinden derart unter die Arme zu greifen? Schließlich sei der Vorstand einer Aktiengesellschaft in erster Linie dem Wohl des Unternehmens verpflichtet. "Ganz klar, das geht sich für eine AG aus", so Sharma, Gemeinden seien ein wichtiger Geschäftspartner.
"Bissl Zeitverzug" bei organischem Stromspeicher
Ein entscheidender Baustein für die Energieunabhängigkeit sind Stromspeicher. Das Burgenland produziert zwar übers Jahr rund 150 Prozent des eigenen Strombedarfs, dennoch muss deutlich mehr als ein Drittel des Verbrauchs importiert werden. Weil Sonne nicht immer scheint und Wind nicht immer weht.
Um das Speicherproblem zu lösen, ist die Burgenland Energie vor knapp drei Jahren mit dem deutschen Unternehmen CMBlu Energy AG bis 2030 eine Kooperation eingegangen. Das Besondere: Statt Lithium setzt CMBlu, das sich selbst als weltweit führend "in der Entwicklung großer Energiespeicher auf elektrochemischer Basis" bezeichnet, auf organische Speicher. 2023 wurde in einem PV-Park bei Schattendorf eine Versuchsanlage in Betrieb genommen.
Speicher verzögert sich
Für Energieunabhängigkeit bis 2030 wird eine Speicherleistung von 100 Megawatt mit einem Volumen von 300 Megawattstunden benötigt."Das würde bedeuten, dass wir das Speicherproblem im Burgenland gelöst haben", so Doskozil 2022. 2025 sollte es so weit sein.
Im März musste Doskozil in der Fragestunde im Landtag aber eine Verzögerung des Projekts einräumen, weil es in der Führungsebene von CMBlu einen bedauerlichen Krankheitsfall gegeben habe. Wenn alles aufgehe, wie geplant, könnte der Speicher nun "in zwei bis drei Jahren in die tatsächliche Verwendung in eine regionale Energiegemeinschaft eingepflegt werden", sagte der Landeshauptmann.
Das wäre auch "betriebswirtschaftlich ideal", weil sich die Burgenland Energie für das Speichermodell die Österreich-Vertretung gesichert habe – "wenn es funktioniert". Bis zur Reife der organischen Speicher müsse man aber auf "herkömmliche" zurückgreifen.
Am Donnerstag spricht auch Burgenland-Energie-Vorstand Stephan Sharma von mehreren Standbeinen, man wolle aber möglichst viel durch organische Speicher abdecken. Mittlerweile habe Mercedes-Benz einen Stromspeicher von CMBlu bestellt – der erste kommerzielle Auftrag.
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