Bauern proben vor Eisenstädter Bischofshof den Aufstand
Dass in der katholischen Kirche seit jeher die Männer das Sagen haben, schien am Dienstagvormittag in der Diözese Eisenstadt außer Kraft gesetzt.
Denn weder Bischof Ägidius Zsifkovics noch der wirtschaftliche Generaldirektor Johannes Stipsits stellten sich den 200 bis 300 aufgebrachten Bauern vor dem Bischofshof, sondern zwei Frauen.
Pressesprecherin Anneliese Rothleitner-Reinisch und Brigitte Aminger von der Kirchenbeitragsstelle sind es, die kurz vor 11 Uhr aus den Händen von Bauernsprecher Josef Freismuth rund 600 Unterschriften entgegennehmen, mit denen sich die Landwirte gegen den Modus der Neuverpachtung von Pfarrgründen aussprechen.
"Wir halten das schon aus", sagt Rothleitner-Reinisch angesichts des - friedlich bleibenden - Unmuts der Demonstranten tapfer. Die Polizei kann sich aufs Beobachten beschränken.
Nach einer Kundgebung in St. Margarethen vor gut zehn Tagen sind die Bauern am Dienstag am Ausgangspunkt ihres Ärgers angekommen. Ein bischöfliches „Dekret über die Verwaltung von Pfründenvermögen in der Diözese Eisenstadt“ aus dem Vorjahr sieht die Neuverpachtung von Äckern, Wiesen und Wäldern vor.
Bisher lag die Verpachtung der kirchlichen Gründe in den Händen der einzelnen Pfarrer, nun sind die Agenden in die Kirchenzentrale nach Eisenstadt gewandert, wo die Neuverpachtung mittels einer Online-Vergabeplattform organisiert wurde.
Für 1.200 Hektar, die bisher von 300 Pächtern bewirtschaftet wurden, sind mehr als 5.000 Angebote von 1.600 Landwirten eingegangen. Vergeben wurde, so die Diözese, an die Bestbieter.
Soll heißen: Neben dem Preis seien auch „Regionalität, Vorpächter und der Einsatz für die Pfarre Kriterien, die bei der Vergabe Berücksichtigung finden“.
Aus Sicht der demonstrierenden Bauern habe letztlich nur der Preis gezählt: "Stoppt den Kapitalismus des Bischofs" steht deshalb auf einem der Transparente, die sie mitgebracht haben.
Von 280 Euro pro Hektar und Jahr sei der Pachtzins auf 590 Euro in die Höhe geschnellt, erfuhr der KURIER von einem Bauern aus Antau, der seine kirchlichen Pachtgründe deshalb nach Jahrzehnten verloren hat. An wen, weiß er nicht.
Es gebe "keine neuen Pächter, die nicht aus dem Burgenland kommen", sagte Stefan Salzer, Leiter der diözesanen Bauabteilung, kurz vor der Demo zu Journalisten. Rund 60 Prozent der Flächen seien wieder an die Altpächter gegangen.
"Wir wollten das Pachtsystem vereinheitlichen", sagt Salzer. Das Verfahren sei "komplett fair und objektiv" gewesen. Im alten System sei der Zins nicht selten "weit unter der Ortsüblichkeit" gelegen.
Viele Bauern seien froh, erstmals die Möglichkeit zu haben, an kirchliche Gründe zu kommen. Zwei bot die Diözese am Dienstag auf - Reinhard Puchas aus Jennersdorf und Alexander Küffer aus Riedlingsdorf.
Küffer hat zwischen 150 und 700 Euro pro Hektar geboten, bekommen hat er "nur einen Teil" seiner Wunschflächen, allesamt im mittleren Preissegment seiner Angebote. Er sei dankbar, seine Betriebsflächen erweitern zu können, beteuert Küffer.
Wie hoch die neuen Pachteinnahmen im Vergleich zum alten System sind, wollte Salzer nicht sagen. Mit den Erlösen zahlt die Diözese die Pensionen der Pfarrer, diese sind nicht staatlich pensionsversichert.
Durchschnittspension wird nicht genannt
Derzeit gibt es 54 Pensionsempfänger. Die Höhe der Durchschnittspension wollte die Diözese auf KURIER-Nachfrage nicht bekanntgeben.
Die Ausgaben für die Pensionen seien "beachtlich", hieß es.
Wie geht`s jetzt weiter? Die Bauern wollen weiter demonstrieren und fordern, den Verbraucherpreisindex aus den Pachtverträgen zu entfernen, weil der VPI die Pacht über Gebühr weiter ansteigen ließe.
Außerdem soll ausschließlich an ortsansässige Bauern verpachtet werden und die Pacht soll sich an dem von der Landwirtschaftskammer berechneten Grenzpachtpreis orientieren.
Andernfalls drohen die Bauern mit Massenaustritten aus der katholischen Kirche. Bisher hat die Diözese fünf Austritte im Zusammenhang mit der Pachtvergabe registriert.
Landwirtschaftskammerpräsident Niki Berlakovich zeigte sich "solidarisch" mit den Landwirten und warnte davor, dass die Diözese mit ihrem Vorstoß dazu beitrage, Pachtpreise "hinaufzulizitieren". Was Salzer zurückwies: "Wir sind niemandem nachgerannt und haben gesagt, sie sollen mehr bieten".
Der Ex-Umweltminister appellierte an den Bischof "zurück an den Start" zu gehen und das Pachtsystem "neu aufzusetzen".
Was sagt der Bischof? Er ist auf Urlaub, soll aber dieser Tage zurückkehren.
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