Bankenpleite wird zum Patentkrimi

© Orovits Thomas
Masseverwalter hat Prüfung über Wert und Vermarktung von Umweltpatenten der Commerzialbank in Auftrag gegeben.
Der gefallene Bankenchef Martin Pucher sieht darin die letzte Möglichkeit, einen Großteil des derzeit 530 Millionen Euro großen Schadens doch noch gutzumachen. Jahrelang hat er auf die Entwicklung angeblich revolutionärer Umwelttechnologien eines deutschen Tüftlers gesetzt und sich mit der Mattersburger Commerzialbank die Patentrechte für Entwicklungen wie den „Bims-Ölbinder“, „-Filter“, „Entgifter“ und „Energiespeicher“ gesichert. Mehr als 17,15 Millionen Euro sind von der Commerzialbank bisher in dieses Projekt geflossen. Im Gegenzug wurden die Patentschutzrechte vom Wiener Patentanwalt Eberhard Piso im Jahr 2015 mit gerade einmal 5,38 Millionen Euro bewertet – rechnerisch für die Bank ein Verlustgeschäft von 11,7 Millionen Euro.
Ob dem wirklich so ist, geht nun Masseverwalter Michael Lentsch genauer auf den Grund. Der Jurist hat den Auftrag, den Schaden für die Gläubiger möglichst gering zu halten und alles zu verwerten, was sich zu Geld machen lässt. Schenkt man Puchers Aussagen noch Glauben, sind die Umweltpatente bei guter Vermarktung ein dreistelliges Millionenvermögen wert.
Ob dieser Silberstreif am Horizont nur im Entferntesten realistisch sein könnte, das lässt Lentsch seit einigen Tagen von der Serviva GmbH prüfen. Die Wien-Tochter des deutschen Unternehmens ist Marktführer, was die Beurteilung und Verwertung von Patentrechten betrifft. Eigenen Angaben zufolge bietet Serviva „wirtschaftsstrategische und organisatorische Beratung zum Management des geistigen Eigentums“.
Patentanwalt Eberhard Piso bewertet die Chance zur Verwertung der Patente als „ausgezeichnet“
Was die Erfindungen anbelangt, zeichnet sich dafür der deutsche „Daniel Düsentrieb“ Franz Josef Philipp verantwortlich. Er ist der geistige Vater der Umweltpatente, Pucher war Anfang der 2000er-Jahre der Geldgeber. Für die damaligen Kredite an die „Polamar Engineering GmbH“ und die „Westerhouse Recycling GmbH“ sicherte sich der Banker über die Commerzialbank die dazu gehörigen Patentrechte.
Philipp hatte allerhand Erfindungen im Ärmel. In einer Halle bei Wiener Neustadt wurde beispielsweise aus stinkendem Klärschlamm Blumenerde erzeugt. Viel revolutionärer ist laut Philipp aber das Verfahren, bei dem es durch die Isolation von zu umweltfreundlicher Energiegewinnung kommt.
Der Haken daran ist, dass die Patente bisher am Weltmarkt nicht vermarktet wurden und daher keinen einzigen Cent eingespielt haben. „Ich bin der Erfinder, für den Rest wäre Pucher zuständig gewesen“, so Philipp.
Als Pucher sein Konstrukt rund um die Commerzialbank vor dem Einsturz sah, versuchte er einen Anlauf, um die Umwelttechnologien zu Geld zu machen. Er soll nach Abu Dhabi geflogen sein, um nach Investoren zu angeln. Anstatt der erwarteten 200 Millionen US-Dollar soll der Banker aber mit leeren Taschen zurückgekommen sein, bestätigt auch Philipp.
Martin Pucher
Als 2015 bei einer Prüfung der Nationalbank die verdächtigen Kreditvergaben an die Umweltfirmen durchleuchtet wurden, geriet die Commerzialbank in Erklärungsnot. Patentanwalt Eberhard Piso bewertete darauf hin im Auftrag die Patentrechte und kam zu einem interessanten Schluss. Zwar fiel der Wert mit 5,38 Millionen Euro ernüchternd aus, allerdings war eine kommerzielle Verwertung zu dem Zeitpunkt noch nicht erfolgt. Piso beurteilte die Verwertungschancen „angesichts des technologischen Fortschritts als ausgezeichnet“.
Laut Philipp würden bereits internationale Investoren in der Pipeline stehen, die bereit sind in die technologischen Entwicklungen zu investieren. Auch wenn es Jahre dauern könnte, sieht er darin die Chance „Gläubiger im Verfahren zu befriedigen“.
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