Bank-Pleite: Betroffene gründete Selbsthilfegruppe

Bank-Pleite: Betroffene gründete Selbsthilfegruppe
Selbst von der Schließung der Commerzialbank betroffen, bietet Isabella Lichtenegger via Facebook Unterstützung an.

15 Jahre lang war Isabella Lichtenegger zufriedene Kundin. Bis sie am 15. Juli dieses Jahres von der Pleite der Commerzialbank überrascht wurde.

„Ich wollte mir einen neuen Computer kaufen und hatte am Vortag eine Überweisung getätigt“, schildert Lichtenegger, die als Kommunikationstrainerin arbeitet. Doch die Überweisung klappte nicht. Über das Internet habe sie schließlich erfahren, dass die Bank pleite ist.

Als Privat- und Firmenkundin des Geldinstituts kam die in Wien lebende Unternehmerin mit burgenländischen Wurzeln vorerst nicht an Bargeld. Fragen über Fragen tauchten auf. „Ich fühlte mich alleingelassen und hab mir gedacht, dass es vielen anderen so wie mir ergehen wird. Da hab ich auf Facebook die „Selbsthilfegruppe der Commerzialbank-Mattersburg-Kunden“ gegründet“, schildert Lichtenegger dem KURIER.

Gegenseitiger Austausch

Geschädigte sollen sich austauschen und von den Tipps anderer profitieren können – so ihr Ziel. Immer wieder steht Lichtenegger in Kontakt mit Betroffenen – sei es über eMail, Telefon oder soziale Medien.

Dabei wird sie mit vielen Tragödien konfrontiert. Vor allem zu Beginn habe sie viele Anrufe älterer Menschen erhalten. „Eine Pensionistin war sehr verzweifelt, sie hat ihr Geld verloren. Ich dachte, sie tut sich etwas an.“

Bank-Pleite: Betroffene gründete Selbsthilfegruppe

Isabella Lichtenegger gründete die Selbsthilfegruppe

Lichtenegger stellte Recherchen an, Rechtsanwälte gaben Tipps. Durch Gespräche und die Weitergabe von Informationen sowie dem Vernetzen mit Experten konnte die Initiatorin verzweifelten Bankkunden Hilfestellung bieten.

Ein für November geplantes Treffen mit Juristen und Konsumentenschützern musste allerdings Corona-bedingt verschoben werden.

"Emotionale Bindung"

Knapp 300 Mitglieder zählt die Facebook-Selbsthilfegruppe derzeit. Auch Politiker und Unternehmer, die Geschädigte unterstützen wollen, sind dabei. Jeden Tag lesen etwa 4.000 Personen mit. Das Interesse scheint ungebrochen, laufend kommen neue Mitglieder dazu.

„Das Thema Commerzialbank kocht immer wieder hoch, jeder hat eine emotionale Bindung dazu.“ Sei es als Geschädigte oder als Beobachter des U-Ausschusses, der in Eisenstadt stattfindet. „Wenn ein ehemaliger Aufsichtsrat nicht im U-Ausschuss erscheint, löst das Emotionen aus.“

Sie selbst habe trotz all des Ärgers auch Positives erlebt: „Ich habe in der Krise gesehen, wer die wahren Freunde sind.“ Manche haben ihr nach Schließung der Bank, als Bargeldbehebung nicht möglich waren, angeboten, mit Geld auszuhelfen.

Lichtenegger ist sich jedenfalls sicher. Nicht nur die rechtliche Aufarbeitung des Bankskandals wird wohl noch länger dauern: Auch in der Selbsthilfegruppe tauchen ständig weitere Schicksale Betroffener auf.

Kommentare