"Was brauchen wir ein Heimatmuseum, da gibt es eh schon genug. Da machen wir etwas für Künstler, ein Atelierhaus! Die Gegend hier kennt niemand, da kommt ja sonst niemand her", soll er gesagt haben. So begann die Erfolgsgeschichte des bis heute existierenden Neumarkter Künstlerdorfs.
Doch wer war eigentlich Feri Zotter?
Der Gründungsvater des Künstlerdorfs hätte in dieser Woche am 19. September seinen 100. Geburtstag gefeiert. "Er kam aus einfachen bäuerlichen Verhältnissen, zielstrebig verfolgte er nach dem Krieg seine künstlerische Ausbildung", heißt es im von Petra Werkovits und Peter Vukics herausgegebenen Buch "Künstlerdorf Neumarkt an der Raab – Wohin Peter Handke seinen Tormann flüchten ließ".
Gelernt hat Zotter den Beruf des Bäckers, im Zweiten Weltkrieg wurde er schwer verwundet. Als akademischer Maler pendelte er zwischen seiner Heimat Neumarkt, seiner Wiener Wohnung und später auch der Eisenstädter Landesgalerie.Für das im Aufbau befindliche Künstlerdorf lukrierte er immer wieder Subventionen.
"Feri lud immer gerne ein, große Künstler und wichtige Politiker. Ein und aus gegangen sind sie bei ihm, die Minister. Da gab es Schinken, Uhudler, Kernölsalat – und zwei Monate später war das Geld da", erinnert sich Hans Lamm im Buch über den Gründervater.
Die Kleine Zeitung berichtete 1968 über "ein nachahmenswertes Beispiel im Burgenland" und meinte damit die gut erhaltenen Gebäude im Künstlerdorf. Manche wurden unter Denkmalschutz gestellt, damals wurde noch über die Erhaltung des Kellerviertels in Heiligenbrunn (Bezirk Güssing) und die Errichtung des Freilichtmuseums Bad Tatzmannsdorf (Bezirk Oberwart) diskutiert.
Bekannte Künstler fanden den Weg ins Südburgenland
In den folgenden Jahren wurden mühselig Renovierungsarbeiten an den freien Wochenenden durchgeführt. Am 8. Juni 1968 wurde das Atelierhaus gemeinsam mit dem damaligen Kulturlandesrat Alfred Sinowatz eröffnet. Der ganze Ort hat damals gefeiert, die zahlreichen Gasthäuser luden zu Begrüßungsgetränken.
In den kommenden Jahren sollten noch zahlreiche namhafte Künstlerinnen und Künstler den Weg ins Südburgenland finden. Unter ihnen klingende Namen wie Peter Handke, H. C. Artmann, Wilhelm Pevny, Martha Jungwirth, Josef Hader und Andreas Vitasek – sie alle waren für kurze oder auch längere Zeit in Neumarkt an der Raab anzutreffen.
➤ Mehr zum Thema: Dachsanierung wurde zum Problem
Mittlerweile zählen auch mehrere Gebäude zum Inventar des Künstlerdorfs.
- Atelierhaus (Daxhaus)
- Zweggerlhaus
- Hypercubus (Mediathek)
- Kreuzstadl (ältester Kreuzstadl des Burgenlandes, 1976)
- Paulihaus
- Druckwerkstatt (Luis-Haus)
- Dorfgalerie (ehem. Volksschule)
- Pavillon (ältestes Kino Burgenlands)
Fest zu Ehren von Feri Zotter
Im Gedenken an das Erbe von Feri Zotter veranstaltet das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab am 22. September ein großes Fest. Kulturverein-Obfrau Petra Werkovits wird dabei über den Künstler und seine Werke sprechen.
Für die Musik sorgen Künstlerdorf-Urgestein Peter Sattler und die Rudersdorfer Streicher. Sie spielen Stücke, mit denen sie Zotters einzelne Lebensabschnitte abbilden, alle haben einen Bezug zu Neumarkt.
- Karl Schönfeldinger 1897 – 1979, Kuckuckspolka, das alte Neumarkt, Kuhgespanne
- Giuseppe Sinololi 1946 – 2001, nach Rilke, Manchmal, komponiert in unmittelbarer Nachbarschaft
- Philip Glass, 1937, Company, Visionen des Feri Zotter. Philip Glass vertonte 2013 auch einen Handketext, Traces oft the Lost, The Lost. Spuren der Verirrten.
- Jenö Takács, 1902 – 2005, Altwiener Tanz, Feri Zotter in Wien
- Csardas, Ungarisches Neumarkt, Farkasfalva
Seit 17. und noch bis 24. September findet im Ort das internationale Druckgrafiksymposium "wissen.schafft.kunst" mit den Künstlerinnen Eva Möseneder, Birgit Sauer, Tatjana Hirschmugl, Kalina Strzalkovski, Nestor Kovachev, Josef Kern und Willy Puchner statt.
Geplant ist der Druck einer Kunstmappe, die bei der Feri Zotter Ausstellung in der Galerie präsentiert wird.
Am Samstag, 23. September, findet zum zweiten Mal der "Kreislmarkt" statt. Diesmal in Kombination mit dem Mobilitätsmarkt Südburgenland – aus dem "Greißler" und der "Kreislaufwirtschaft" entsteht der "Kreislmarkt".
Kommentare