Elisabeth Steiger: Von Pöttsching nach Beijing

Elisabeth Steiger:  Von Pöttsching nach Beijing
Die 33-Jährige machte in Asien Karriere und arbeitet aktuell an Online-Projekten. Die Corona-Krise erwischte sie in Bangkok.

Mut zum Risiko hat Elisabeth Steiger mehrfach unter Beweis gestellt. Im Rahmen ihres Wirtschaftsstudiums zog es die Pöttschingerin bereits 2007 zu einem Auslandssemester nach Peking (Beijing). „Da konnte dort noch fast niemand Englisch und ich musste schnell Chinesisch lernen“, erinnert sie sich. „Meine Eltern haben mich schon in der Schulzeit ermutigt, nach Australien oder in die USA zu reisen, aber ich habe es nicht gemacht. Das hat mir später sehr leidgetan, daher wollte ich diese Erfahrung unbedingt nachholen“, erzählt sie. „Asien hat mich mehr fasziniert als Amerika, es war eine Bauchentscheidung.“

Eigene Projekte

Zurück in Österreich schloss Steiger Wirtschaftsstudium und Diplomatische Akademie ab und war im Außenministerium tätig. Nach ihrem Doktorat ging sie für Siemens nach Deutschland und wieder nach China. Dort stieg sie rasch in eine Top-Managementposition auf, baute in Schanghai für die Firma eine Abteilung im Bereich Industriemaschinen auf. Doch die erste eigene Geschäftsidee veranlasste die junge Karrierefrau zum Schritt aus der Komfortzone in die Selbstständigkeit.

Es ging um eine Fitness-App für Chinesinnen. „Damals dachte ich mir: Wenn nicht jetzt, dann nie. Ich fühlte mich als Angestellte oft fremdbestimmt und wollte unbedingt mein eigenes Produkt schaffen“, schildert Elisabeth Steiger. Dafür investierte sie ihr Erspartes. Die App erklärte Chinesinnen, wie man trainiert. „Denn viele kannten das nicht. Das Schönheitsideal eines dünnen Körpers versuchten sie eher durch Diäten und durch Medikamente zu erreichen. Der langfristige gesundheitliche und sportliche Aspekt wurde mit dieser App ins Bewusstsein gebracht.“

Nach Hongkong

„Ich bin mit zwei Koffern nach Hongkong gezogen. Dort habe ich meinen Lebensgefährten kennengelernt und bin mit ihm nach Singapur und Bangkok gegangen, weil ich durch meine digitalen Projekte ja unabhängig war“, erzählt sie. In Thailand entstand eine weitere Idee: Der Online-Shop www.pelagona.com. „Ich hatte Einblick, wie Produkte in Asien oft hergestellt werden und wollte mein Business anders, nachhaltiger aufziehen“, betont Steiger. Daher begann sie, zu reisen, sich die Qualität und Produktionsbedingungen vor Ort anzuschauen. „Ich achte besonders auf eine gute Ausbildung für Frauen, und wähle entsprechende Organisationen als Produktionspartner aus.“

Elisabeth Steiger:  Von Pöttsching nach Beijing

Das Pendeln zwischen Österreich und Thailand gehörte für sie zum Alltag. „Mein Firmensitz ist derzeit in Pöttsching. Ich versuche, meine Zeit aufzuteilen. Hier kümmere ich mich vor allem um Marketing und Vertrieb, dort mehr um den persönlichen Kontakt vor Ort. Es wird sich zeigen, wie es weitergeht“, sagt Steiger. In Bangkok seien die Auswirkungen des Coronavirus schon Ende Jänner zu spüren gewesen. „Leere Einkaufszentren, die sonst mit Shopping-Touristen überflutet sind. Die meisten meiner Freunde meinten, in ein, zwei Monaten sei alles vorbei. Außerdem kursierten Gerüchte, dass das Virus im heißen Klima nicht überleben könne“, erinnert sie sich. Der Ernst der Lage wurde „schleichend klar“.

„Sicherheitsabstände in einer Millionenstadt wie Bangkok sind schwer einzuhalten. Liftknöpfe und Rolltreppenleisten wurden ständig desinfiziert“, schildert Steiger. „Es gab auch kuriose Maßnahmen wie einen Tunnel, der Einkaufscenter-Besucher mit Desinfektionsmittel besprühte.“

Zurück nach Hause

Grundsätzlich sei der Zugang zu Sicherheitsmaßnahmen in Asien jedoch ein anderer als in Europa – auch aufgrund der Erfahrungen der SARS-Epidemie vor rund 17 Jahren: „Das hat die Menschen stark geprägt. Sich öfter Hände zu desinfizieren und so gut wie möglich Abstand zu halten, ist dort ganz normal. Dazu kommt der kulturelle Unterschied, denn man gibt sich in Asien nicht die Hand. “

Das Gesundheitssystem in Thailand sei im Vergleich zu vielen anderen asiatischen Ländern sehr gut – mit dem österreichischen aber dennoch nicht vergleichbar, sagt die 33-Jährige. „Es ist ein Privileg, das viele Österreicher gar nicht zu schätzen wissen.“ Die Pöttschingerin zögerte keine Sekunde, als die Bundesregierung Grenzschließungen ankündigte und österreichische Reisende aufrief, zurückzukommen: „Ich flog noch am selben Tag.“ Ihr Freund blieb in Bangkok. „Nicht nur deshalb sehnt Steiger ein Ende der Reisebeschränkungen herbei. „Gerade der direkte Kontakt zu den Erzeugern ist in meinem Business wichtig. Um Vertrauen aufzubauen, persönliche Kontakte herzustellen und die unerlässliche Qualitätskontrolle vor Ort durchzuführen.“

Elisabeth Steiger:  Von Pöttsching nach Beijing

„Kaum Veränderung“

In der aktuellen Situation sei es rückblickend eine gute Entscheidung gewesen, ihr Geschäft online aufzuziehen. „Ich merke kaum einen Unterschied im Vergleich zur Zeit vor der Krise. Auch weil ich viel Wohndekor verkaufe und die Leute auch jetzt mehr Zeit zu Hause verbringen und deshalb mehr Wert auf den Wohlfühlfaktor legen.“

Den Schritt aus einer sehr gut bezahlten Management-Funktion in die Selbstständigkeit bereue sie nicht. „Ich habe diesen Schritt bewusst gemacht und damit sehr viel aufgegeben. Aber ich hatte immer diesen Drang, etwas Eigenes machen zu wollen“, sagt sie, fügt aber hinzu: „Eine solide Ausbildung, Erfahrungen und Kontakte in einem großen Konzern waren wichtig. Und man lernt auch für das Unternehmertum sehr viel. Ich rate jedem dazu, sich viel zu trauen, aber durchaus auch zuerst einen ‚normalen Job‘ anzufangen, bevor man sich in die Selbstständigkeit stürzt. Denn, was oft vergessen wird: Es geht ja auch nicht immer gut aus.“

Parallel betreibt sie als Liz Steiger auch die Lifestyle-Plattform The Pink Lookbook. „Sie richtet sich an Frauen wie mich, die schöne Dinge lieben. Begonnen hat es mit Reisetipps für meine Freunde, die ich gesammelt habe. Jetzt teile ich auch viel von meinem Wissen über diesen Blog“, sagt Steiger. „Ich will andere Frauen ermutigen, sich etwas zu trauen.“

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