Benjamin Knöbl: Der Marzer, der aus Hollywood kam

Benjamin Knöbl: Der Marzer, der aus Hollywood kam
Seit 2015 lebt und arbeitet Benjamin Knöbl in L. A. Die Pandemie brachte ihn zurück in die Heimat, wo er seinen neuesten Film drehte.

„Impetus“ heißt das neueste Werk von Benjamin Knöbl. Im Mittelpunkt des 30-minütigen Kurzfilms steht ein junger Mönch. Kurz vor seiner Profess in einem burgenländischen Kloster macht er, geplagt von Zweifeln, Bekanntschaften mit den Einwohnern im nächsten Ort.

Schauplatz der Handlung ist das Burgenland im Jahr 1929. Gedreht wurde an Originalschauplätzen, die sich in den letzten 100 Jahren kaum verändert haben. Etwa im Kloster Baumgarten, das für den Regisseur zugleich eine Inspirationsquelle war. „Da spürt man was, das Kloster hat eine Aura, die mich gefesselt hat. Es war ein großer Segen für die Produktion, dass wir hier drehen durften“, erzählt Benjamin Knöbl im Gespräch mit dem KURIER.

Dass der Film überhaupt gemacht wurde, ist Corona zu verdanken. Der Marzer Benjamin Knöbl lebt und arbeitet seit 2015 in Los Angeles. In den Wirren des ersten Lockdowns kommt er im Frühjahr 2020 zurück ins Burgenland. „Da hat es vom Außenministerium geheißen, alle Österreicher sollten zurückkommen, denn es war nicht klar, ob es später noch Flüge geben wird“, erinnert sich Knöbl.

Aus den wenigen Wochen Heimaturlaub, wie ursprünglich gedacht, wurde ein weitaus längerer Aufenthalt im Burgenland. Diese Zeit wollte der Filmregisseur nicht ungenutzt verstreichen lassen, und so begann die Arbeit an „Impetus“.

Recherche im Kloster

Zwischen Juni und August schreibt Knöbl fieberhaft am Drehbuch. Für seine Recherchen ist er sogar einige Tage lang Gast im Zisterzienser-Kloster Stift Lilienfeld. „Eine meiner Lieblingsszenen im Film ist die Szene beim Abendessen. Alles, was da passiert, habe ich eins zu eins im Kloster mitbekommen“, verrät Knöbl.

Benjamin Knöbl: Der Marzer, der aus Hollywood kam

Das Schauspieler-Casting findet im September in Wien statt. Ende Oktober ist die 37-köpfige Filmcrew dann komplett, und es kann losgehen. Zwar werden die Dreharbeiten durch die Corona-Maßnahmen nicht gerade erleichtert, aber schlussendlich geht alles gut. Nach nur fünf Drehtagen ist „Impetus“ im Kasten.

Das Ergebnis ist ein Film, der durch und durch burgenländisch ist. Es wird Tamburizza gespielt, Uhudler getrunken und ein Sautanz zelebriert. Gesprochen wird im ortsüblichen Dialekt; dafür wurde das Filmteam von einer Mundartdichterin geschult. „Es war mir wichtig, dass der Film nicht nur das Burgenland als Schauplatz hat, sondern dass auch Dinge vorkommen, die Burgenland-endemisch sind“, erklärt der Regisseur.

Benjamin Knöbl: Der Marzer, der aus Hollywood kam

Die Leidenschaft für Film begleitet Benjamin Knöbl mittlerweile seit Jahrzehnten. Schon als Jugendlicher dreht er seine ersten zwei Kurzfilme. „Von da an habe ich den Wunsch gehabt, das beruflich zu verfolgen und zu lernen“, erzählt Knöbl.

Nach der Matura am Gymnasium Katzelsdorf bietet sich eine Chance: Benjamins Vater, von Beruf Manager bei der deutschen Firma Henkel, nimmt eine Stelle in Dubai an, woraufhin die Familie in die Vereinigten Arabischen Emirate umzieht. Benjamin entschließt sich dazu, in Dubai Filmproduktion zu studieren. „Die drei Jahre waren wahnsinnig spannend. Filmemachen kann man nur lernen, indem man es tut. Aus meiner jetzigen Sicht war es die einzige Möglichkeit, es ordentlich zu lernen“, schildert Knöbl.

„Impetus“
Das Kurzfilm-Drama feierte am 22. und 23. August Premiere im Cineplexx Mattersburg. Derzeit wird der Film bei internationalen Filmfestivals eingereicht. 
Mehr Infos zum Film und Regisseur Benjamin Knöbl: bknoebl.com

Drehorte
Die Dreharbeiten fanden im Paulinerkloster Baumgarten, im Dorfmuseum Mönchhof und in einem alten Streckhof in Pöttelsdorf statt 

Für sein Masterstudium ergattert er dann einen Platz an einer Universität in Boston – was ihm die Möglichkeit bietet, in Amerika beruflich Fuß zu fassen. „Wenn du in den USA studierst, bekommst du eine Arbeitserlaubnis für ein Jahr. Da habe ich mir gesagt: Wenn ich aufs Ganze gehen will, gibt es nur eine Möglichkeit. Ich gehe gleich nach L. A.“.

Die Anfangszeit in der Traumfabrik ist schwierig: „Jeden Tag kommen 1.000 Leute nach Hollywood, die dort mitmischen wollen. Auf einen Marzer hat da drüben keiner gewartet“, erinnert sich Knöbl lachend. Mittlerweile wartet Hollywood sehr wohl auf ihn – am heutigen Sonntag steigt der Filmemacher in den Flieger zurück nach L. A. Es dürfte aber nicht allzu lange dauern, bis man Benjamin Knöbl wieder im Burgenland antrifft: Sein neuestes Projekt ist ein Drehbuch für einen Krimi, der im burgenländischen Winzermilieu angesiedelt ist.

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